Frau Sarholz, Herr Spitra, warum heißt Einsfestival ab Samstag One?

Helfried Spitra: Der Name "Einsfestival" ist - man glaubt es kaum - fast 20 Jahre alt und kommt aus einer ganz anderen Ära. Er wurde damals im Kontext eines klassischen Musikkanals ausgesucht. Aus diesem Grund haben wir schon seit Ewigkeiten Probleme mit dem Namen. Das hat jüngst eine repräsentative Umfrage noch einmal deutlich gemacht. Fast 20 Prozent der Befragten assoziieren mit dem Namen noch immer klassische Musik – ein typisches Sender-Empfänger-Problem.

Dennoch geben Sie eine Marke auf.

Spitra: Wir waren hin- und hergerissen, zumal man sich mit der Zeit auch an einen Namen gewöhnt. Ich selbst habe mich schließlich auch an meinen Helfried gewöhnt und möchte ihn heute nicht missen (lacht). Aber da wir jetzt bei Einsfestival mit dem Segen der Politik zur Gnade der zweiten Geburt kamen, ist es nur konsequent, den Neustart auch in einem neuen Namen auszudrücken.

Karin Sarholz: Wir sind einfach aus dem Namen rausgewachsen. Es gibt ja viele Beispiele für öffentlich-rechtliche Digitalsender, die sich einen neuen Namen zugelegt haben. Denken Sie nur an ZDFneo. Es gab daher für uns keine Veranlassung mehr, mit dem alten Namen weiterzumachen. Herausgekommen ist ein schöner, kurzer und runder Name, der hier im Haus entstanden ist – und zwar bereits vor drei Jahren, als wir schon einmal mit dem Gedanken spielten, uns umzubenennen. Jetzt haben wir quasi unser Coming-out.

Muss eine solche Umbenennung denn noch einmal von der hohen Politik abgesegnet werden?

Spitra: Nein, denn die inhaltliche Beauftragung der Länder ist entscheidend – und die ist ja seit 2008 gegeben und unverändert. In der Retrospektive war es vielleicht ein Fehler, den Sender nicht gleich im Jahr 2005 umbenannt zu haben, als der WDR die Federführung für Einsfestival übernahm.

Was ist die größte Herausforderung des Senders – mal abgesehen vom Namen?

Sarholz: Eine große Herausforderung besteht darin, mit der wachsenden Bekanntheit umzugehen, die hoffentlich durch den neuen Namen kommen wird und dann die Erwartungen der Zuschauer auch zu erfüllen.

Spitra: Wenn man Programm macht, dann will man den maximalen Erfolg. Perspektivisch ist es unser Ziel, ein Prozent Marktanteil zu erreichen. Glücklicherweise spüren wir keinen großen Ballast auf dem Rücken – auch, weil wir im Moment positive Vibes von allen Seiten spüren. Das war vor einigen Jahren, als die Einstellung im Raum stand, noch ganz anders. Denn obwohl es richtig ist, in der heutigen Zeit auf mehrere Sender zu setzen, um einzelne Zielgruppen besser ansprechen zu können, waren die medienpolitischen Voraussetzungen für eine Fortführung nicht einfach. Dass wir weitersenden können, ist ja nur einer glücklichen Fügung zu verdanken.

Helfried Spitra und Karin Sarholz© DWDL.de / Alexander Krei

Helfried Spitra und Karin Sarholz zeigen das One-Design

Stellen Sie denn inzwischen auch ein Umdenken innerhalb der ARD fest?

Spitra: Vor vielen Jahren herrschte noch die Angst, dass die Spartenkanäle am Erfolg des alten Schiffes knabbern. Und diese Angst verstehe ich auch. Doch es findet eine Erosion dieser Hauptschiffe statt – ob man will oder nicht. Es braucht daher zwangsläufig Beiboote, die Das Erste begleiten. Inzwischen hat jedoch tatsächlich ein Umdenken stattgefunden. Auch ARD-Programmdirektor Volker Herres sieht inzwischen, dass wir dem Ersten nichts wegnehmen wollen, sondern zur Unterstützung da sind. Das beste Beispiel ist doch der "Tatort", den wir sonntags wiederholen. Wir erreichen damit eine eigene Community, die das Phänomen und Lagerfeuer der Marke "Tatort" noch größer werden lässt.

Sarholz: Neu ist auch, dass es ganz selbstverständlich geworden ist, die "Lindenstraße" auf One zu senden, wenn sie im Ersten, aus welchen Gründen auch immer, ausfällt. Das wird auch von den Fans akzeptiert.

Wenn wir eine Skala von One bis 10 nehmen: Wie zufrieden sind Sie aktuell mit Ihrem Sender?

Spitra: Ihn mit einer 9 oder 10 zu bewerten, wäre ganz sicher falsch. Wir befinden uns in einer Transition-Phase und haben uns vorgenommen, unser Profil zu schärfen. Da geht noch einiges, auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den Landesrundfunkanstalten.

Sie zeigen "Sturm der Liebe" und die "Lindenstraße" und auf der anderen Seite "Doctor Who" und Jimmy Fallon. Passt das wirklich zu einer klaren Positionierung?

Spitra: Die Bandbreite, die Sie gerade ansprechen, kann existieren, muss aber nicht. Von "Sturm der Liebe" gibt es ein riesiges Repertoire und eine große Fan-Gemeinde, sodass wir es auf den Versuch ankommen lassen wollten. Mit den ersten Ergebnissen am Vorabend sind wir sehr zufrieden. Generell wollen wir unser Profil derzeit vor allem durch eine Abgrenzung zu den anderen Spartenkanälen der ARD schärfen, die ja eher informationslastig sind. Dagegen soll One als klarer Unterhaltungssender wahrgenommen werden, der Entspannung bietet – im öffentlich-rechtlichen Sinne, versteht sich. Wir sind ein bunter Sender und das soll man uns auch ansehen.