Wenn wir also in einem Jahr noch einmal sprechen, dann sind die Wirtschaftsmagazine und "Frau TV" im Nachmittagsprogramm von One verschwunden?
Spitra: Ganz genau, von solchen Programmen wollen wir uns zunehmend trennen und stattdessen verstärkt auf fiktionale Unterhaltung setzen. Da hat die ARD unfassbar viel zu bieten, sie ist der größte Fiction-Auftraggeber in ganz Deutschland. Dieses Angebot versuchen wir durch gezielte Lizenzware zu ergänzen.
Sarholz: Unser Augenmerk liegt auf dem Abend. Da haben wir schon viel verändert, etwa durch Jimmy Fallon. Mit einigen Abenden sind wir auch schon sehr zufrieden: Die australische Serie "Miss Fisher", die wir dienstags zeigen, passt hervorragend zu uns. Daran können Sie sehr gut erkennen, welche Märkte wir im Blick haben.
Spitra: Neben Australien schauen wir verstärkt nach Skandinavien. Auf dem US-Markt stehen wir dagegen eher in der Schlange, weil der meiste Output durch viele Deals der großen Player schon vergeben ist. Aber hin und wieder fällt auch dort ein tolles Format wie "Nurse Jackie" für uns ab. Die privaten Sender versucht beispielsweise kaum, horizontal erzählte Serien auszustrahlen. Das ist eine Chance für uns.
Wie wichtig sind im Zuge dessen Eigenproduktionen für One?
Spitra: Auch da wollen wir nachlegen. Bei großen Events der ARD sollen die Zuschauer bei uns vor- und nachglühen. Wir berichten also beispielsweise vom Roten Teppich beim Echo oder holen beim Eurosivion Song Contest den Second Screen auf den First Screen.
Sarholz: Wir wurden uns sehr freuen, eine eigene Late-Night-Show im Programm zu haben. Das hören wir ganz oft in den sozialen Netzwerken: "Cool, dass ihr Jimmy Fallon habt, aber wieso kriegen wir es in Deutschland eigentlich nicht hin, selbst so etwas zu machen?" Aktuell sind es vor allem kleinere Eigenproduktionen wie "NightWash" oder "Shuffle" – eine Sendung, in der Lena Liebkind "klugen Klatsch" macht.
"Es ist nicht unsere Aufgabe, viele neue Eigenproduktionen zu kreieren."
Helfried Spitra
Spitra: Wir leben bislang sehr stark von Programmen der anderen ARD-Anstalten und haben schon den Eindruck, dass der Groschen gefallen ist, was Formate für ein jüngeres Publikum angeht. Da hat sicherlich auch der Start des Jungen Angebots geholfen. Es ist nicht unsere Aufgabe, viele neue Eigenproduktionen zu kreieren. Dazu wären wir auch von der Größe der Redaktion her nicht in der Lage. Wir stimulieren und ermuntern die anderen. Vielleicht kommt dabei ja irgendwann eine eigene ARD-Late-Night-Show heraus, die bei uns beheimatet ist.
Dazu benötigen Sie womöglich einen noch größeren Etat?
Spitra: Auf diese Frage habe ich gewartet. (lacht) Im Laufe der Jahre haben wir gelernt, mit wenig Geld umzugehen, allerdings kriegen wir nun zwei Millionen Euro zusätzlich und versuchen, dieses Geld sehr gezielt einzusetzen. Da sind wir ein wenig wie Trüffelschweine unterwegs.
Und dann gibt’s ja auch noch das Junge Angebot, das eine Art Partner sein soll. Wie genau habe ich mir das vorzustellen?
Spitra: Wir versuchen, synergetisch zu arbeiten. Wenn ein Programm für uns interessant ist, dann wird es das Junge Angebot zuerst online anbieten und wir werden es danach linear ausstrahlen.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Sie veranstalten also das lineare Junge Angebot durch die Hintertür?
Spitra: Nein, denn das Junge Angebot soll sich ja gezielt an die 14- bis 29-Jährigen richten, was im Übrigen schwer genug ist, weil ein 14-Jähriger ganz andere Interessen hat als ein 29-Jähriger. Darum beneide ich die Kollegen nicht. Aber insbesondere mit den älteren Zuschauern wird es Überlappungen mit One geben, sodass dann auch eine Zusammenarbeit Sinn macht. Wenn wir eine witzige Comedyserie erwerben, die auch für die Jüngeren interessant ist – wieso sollte sie dann nicht auch im Jungen Angebot zu sehen sein?
Sarholz: Wir sehen uns beide nicht als Konkurrenten und haben ein eigenes Interesse, dass das Junge Angebot erfolgreich wird. Deshalb werden wir auch auf Cross-Promotion setzen.
Es gibt nur ein Problem: Die Domain one.de führt zu einem ominösen Online-Shop.
Spitra: Die Domain ist in der Tat weg und wir versuchen auch nicht, sie abzukaufen.
Sarholz: Sie werden uns auf one.ard.de finden. Alleine wegen der Domain wollten wir uns den Namen nicht entgehen lassen. Unsere Zuschauer werden uns schon finden.
Frau Sarholz, Herr Spitra, vielen Dank für das Gespräch.