Schon weit bevor „Deutschland 83“ jetzt bei RTL startet, hat Ihre Serie international viel Aufsehen erregt. Erinnern Sie sich an den Moment, an dem Ihnen das unheimlich wurde?

Jörg Winger: Dieser magische Moment entstand bei der C21 Conference in London vor ziemlich genau einem Jahr - und wir waren ausnahmsweise nicht einmal da. Sarah Doole von Fremantle Media International hat dort einen Mood-Trailer von „Deutschland 83“ gezeigt, den wir erst kurz vorher mit unserem Schnitt-Assistenten von der „SOKO Leipzig“ zusammengestellt hatten. Sie tat das ohne jede Absprache, aber die Fachbesucher der C21 Conference waren begeistert, es gab Standing Ovations, und Käufer aus aller Welt haben sofort im Raum Angebote gemacht. Sarah war ganz aus dem Häuschen und rief uns gleich danach an. Das war der Moment, in dem ich mir dachte: Das ist doch nicht normal. Irgendwas läuft hier anders als geplant - im positiven Sinn.

Und was lernen wir daraus? Nie um Erlaubnis fragen?

Jörg Winger: (lacht) Sagen wir eher: Richtig gute Trailer sind enorm wichtig.

Anna Winger: Das war unser erster richtiger Mood-Trailer. Da sind wir irgendwie ganz gut drin (lacht) Wir hatten ganz am Anfang des Projekts schon mal einen aus 23 bekannten Filmen zusammengeschnitten, um zu erklären was wir in „Deutschland 83“ überhaupt erzählen wollen. Jörg, haben wir den eigentlich noch? Den müsste man mal ausgraben.

Oder aufheben für eine Blu-ray Collectors Edition, wenn auf „Deutschland 83“ noch „Deutschland 86“ und „Deutschland 89“ folgt.

Anna Winger: (lacht) Gute Idee. Sie fragten ja nach besonderen Momenten. Ich erinnere mich an einen Tag im Sommer 2014, kurz bevor wir mit dem Dreh angefangen haben. Da war ich in New York und habe mich mit Sundance TV getroffen. Die hatten zum damaligen Zeitpunkt die Scripts der ersten fünf Folgen gelesen. Es war ein super heißer Tag und wir saßen alle ewig in einem kleinen Raum und diskutierten die Geschichte von „Deutschland 83“. Für mich als gebürtige Amerikanerin war dieser Moment unglaublich: Da komme ich mit einer deutschen Serie nach New York und unterhalte mich mit einem US-Sender über meine erste TV-Produktion. Das war irre.

Dann haben Sie das Geheimnis, dass Sundance TV mit an Bord ist, aber bis zur Berlinale im Februar noch ziemlich lange bewahren können…

Anna Winger: Nein, nein. Sundance war da noch nicht an Bord. Fremantle hat mich hingeschickt, um sie für die Serie zu gewinnen und umso toller war es, dass sie sich auf Anhieb sehr für die Geschichte interessierten. Ich war ganz beseelt nach dem Termin, den übrigens auch Sarah Doole ausgemacht hat. Sie hatte zuvor bei der BBC gearbeitet und Sundance TV damals „Top of the Lake“ angeboten. Daher meinte sie, man könnte ja mal probieren, ob ich als Amerikanerin die Kollegen dort nicht auch von einer deutschen Serie überzeugen könnte.

Jörg Winger: Für Sundance war es nach „Les Revenants“ der zweite Versuch, eine europäische, nicht englischsprachige Serie in die USA zu holen. Und im Sommer hat man uns vor dem US-Start im Sommer auch nochmal zu verstehen gegeben: Wenn „Deutschland 83“ funktioniert, kann das Türen öffnen. Wenn es nicht klappt, dann war das der letzte Import aus Europa. Das macht dann noch nervöser.

Zwischen dem ersten Gespräch mit Sundance und der Ausstrahlung dort, wozu wir noch kommen, lag die Berlinale, die erstmals auch Fernsehserien berücksichtigte….

Jörg Winger: Die Berlinale war ein wichtiger Meilenstein, aber es gab im Vorfeld intensive Diskussionen darüber, ob wir die Serie dort schon zeigen sollten, weil wir gar nicht fertig waren mit der Postproduktion. Deswegen gab es auch eine besondere Berlinale-Fassung, wo einige Details bei Sound und Farben nicht final waren. Aber das sind Dinge, über die das Publikum hinweg gesehen hat. Stattdessen haben sie an den richtigen Stellen gelacht und gezittert. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut sich das anfühlt.

Anna Winger: Wir hatten es bis dahin ja nur mit Menschen gesehen, die ins Projekt involviert waren. Wir steckten ja noch in der Postproduktion. Zu dem Zeitpunkt kannten vielleicht zehn Leute diese ersten beiden Episoden. Und dann erlebt man zum ersten Mal einen Kinosaal voller Leute, die auf die eigene Geschichte reagieren. Das war eine große Erleichterung.

Deutschland 83 Premiere© DWDL.de

UFA-Co-CEO Nico Hofmann, Autorin Anna Winger, Produzent Jörg Winger, RTL-Redakteurin Ulrike Leibfried und RTL-Fiction-Chef Philipp Steffens bei einer der Premieren-Feiern für die Serie in Hamburg.

Zu Sundance und den Erfahrungen aus der US-Ausstrahlung kommen wir später nochmal. Ich würde gerne erst zum kreativen Ursprung kommen. War die Geschichte von „Deutschland 83“ von Anfang an als Serie geplant?

Anna Winger: Wir wollten von Anfang an eine Serie machen, ein Film wäre uns nie in den Sinn gekommen. Jörg schreibt Serien, ich schreibe Romane. So kurz hätten wir uns gar nicht fassen können (lacht).

Pragmatisch argumentiert.

Anna Winger: Außerdem ist es ja so, dass man mit der ersten Idee einer Geschichte im Kopf dann mit so vielen Menschen spricht, die wiederum ihre Geschichten und Meinungen zum Thema einbringen. Man sammelt so viele Eindrücke, die man alle irgendwie unterbringen möchte. Ich meine da jetzt nicht die Recherche historischer Fakten, sondern den banalen Austausch mit Freunden, der zu Dialogen, Situationen oder einzelnen Details inspiriert. Unsere Nachbarin wuchs in Connecticut auf und ihre beste Freundin kam aus Deutschland, aus einer Bhagwan-Gemeinde. So kam das zum Beispiel in die Story.

Jörg Winger: Außerdem lieben wir Serien. Anna hatte auch schon mal einige Folgen der „Soko Leipzig“ geschrieben.

Anna Winger: Das war mein Bootcamp. Das WarmUp sozusagen. Aber eine eigene Serie ist nochmal etwas anderes. Dieses gute Gefühl sich um alle Aspekte eines Gesamtkunstwerkes zu kümmern, gefällt mir als Künstlerin. Die Geschichte, der Look, das Gefühl, die Musik, die Farben, das Tempo, die Charaktere - man ist ganz anders involviert. Ich habe 15 Jahre lang als Fotografin gearbeitet und habe Essays für Zeitungen und Zeitschriften geschrieben und auch ein Buch. In gewisser Art und Weise hat die Arbeit an einer Fernsehserie diese Erfahrungen jetzt verbunden: Den Blick für die Optik mit dem Herz für die Geschichte.

Die Idee stammt von Ihnen, aber an der Serie haben dann ja mehrere Autoren mitgeschrieben. Wie hat das funktioniert?

Anna Winger: Ich bin als Autorin ein kleiner Kontrollfreak und möchte am Ende am liebsten alles umschreiben (lacht). Es braucht auch definitiv die Position des Creators. Es reicht nicht, Ideen zu sammeln. Irgendjemand muss dann entscheiden, was mit den eingebrachten Ideen gemacht wird. Unter Brüdern mag da eine gemeinschaftliche Entscheidung funktionieren, etwa bei den Coen-Brüdern. Aber in größerem Kreis ist das unmöglich.

Ein schwedischer Autor erzählte mir neulich: Bei einem Writers’ Room denkt man an einen demokratischen Prozess, aber eigentlich ist es eine Monarchie, weil am Ende doch nur eine Person entscheidet.

Anna Winger: (lacht). Das stimmt. Es ist wirklich wichtig, dass klar ist, wer am Ende die Richtung vorgibt. Der Vorteil eines Writers’ Room ist die Möglichkeit, sich auszutauschen und Inspirationen zu gewinnen. Aber man kann Geschichten auch zu Tode diskutieren.

Jörg Winger: In der Politik ist Demokratie wunderbar und beim Brainstorming auch, aber nicht bei kreativen Entscheidungsprozessen. Da ist der in Deutschland in allen Belangen immer so gerne gesuchter Konsens der Tod jeder guten Idee, weil man dann immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner findet.

Anna Winger: Das Ergebnis gibt einem dann hoffentlich Recht, aber in den Entscheidungssituation ist es erstmal wirklich schwierig und manchmal auch unangenehm.

Merken Sie, wenn Sie eine Serie sehen, wie sie geschrieben worden sein muss?

Anna Winger: Ich finde man merkt auf jeden Fall, ob da jemand ganz klar die Führung übernommen hat. Alle Serien, die ich besonders mag, etwa „The Wire“ oder „Mad Men“, hatten die Creators ganz massiv ihren Stil eingebracht haben. Und das, obwohl diese Serien auch mit Writers’ Rooms gearbeitet haben. Wenn Sie Staffel 3 und 4 von „The Wire“ schauen, dann merke ich plötzlich die Arbeit von Richard Price, der mitgewirkt hat. Das hat sich abgehoben von dem Stil von David Simon. Man sieht den Unterschied.

Geht es heute nicht mehr ohne Writers’ Room?

Jörg Winger: Es geht schon. Es gibt ja auch immer noch das alte englische Modell mit nicht mehr als sechs oder acht Episoden pro Staffel. Wenn ein Autor alles schreibt, dann entstehen automatisch eher kürzere Serien bzw. Staffeln. In Frankreich war das auch sehr verbreitet. Manche Autoren sind aber auch einfach nicht dafür gemacht, ihre Gedanken schon im frühen Stadium mit anderen zu teilen. Das muss man mögen. Wenn ein Fernsehmarkt aber stets auf diese Geschichten aus einer Hand gesetzt hat, dann limitiert das die Möglichkeiten, weil der kreative Output durch diese eine Person begrenzt und nicht skalierbar ist.

Anna Winger: Auch die Briten haben erst in den vergangenen Jahren damit angefangen, wenigstens acht Folgen pro Staffel zu produzieren. Sie wollen mit ihren Produktionen halt auch in die Staaten rüber. Und da sind acht Folgen das Minimum. Amerikaner kaufen keine Miniserien mit sechs Folgen.

"Verlässlichkeit war als Qualität nicht mehr so wichtig wie das überraschende Moment (...) Ich denke mir oft, dass RTL sich da durchaus etwas abschauen könnte."

Jörg Winger

In Folge der kürzeren Staffeln ist das britische Fernsehen weit weniger standardisiert, wenn man sich die Programmschemata anschaut.

Jörg Winger: Wobei das britische Fernsehen dem deutschen da auch schon mal ähnlicher war. Fremantle hat für ITV insgesamt 2.400 Folgen der Krimiserie „The Bill“ produziert. Die Serie lief das ganze Jahr durch auf einem angestammten Sendeplatz. Heutzutage wird sowas ja als Super-Series betitelt. Aus dem türkischen Markt kommen da gerade sehr viele Serien dieser Art und Schlagzahl auf den Weltmarkt. Aber vor fünf Jahren hat ITV sich entschieden, die Serie aufzugeben. Mehrere kürzere Serien statt einer durchlaufenden, ermöglichen es halt, immer wieder neue Aufmerksamkeit zu generieren und ein neues Publikum zu gewinnen. Verlässlichkeit war als Qualität nicht mehr so wichtig wie das  überraschende Moment. Das hat für ITV gut funktioniert. Ich denke mir oft, dass RTL sich da durchaus etwas abschauen könnte.

Anna Winger: Aber ITV hat sich damals grundlegend neu aufgestellt. RTL sieht sich nicht in einer Krise, die das nötig machen würde.

Nochmal kurz zurück zur kreativen Arbeit. Wie ist das, wenn zum ersten Mal jemand von außen seine Meinung zu dem einbringt, was man sich so ausgedacht hat. Ist es schwer, sich seine Gedanken ausreden zu lassen?

Jörg Winger: Das kommt immer darauf an, wer einem etwas sagt. Aber wenn man mit Menschen arbeitet, die die Richtung kennen und mittragen, dann hört man gerne zu.

Anna Winger: Wir hatten ja auch eine klare Vorstellung. Die Idee, die Charaktere und der Pilot zu „Deutschland 83“ wurden entwickelt - und erst dann haben wir andere Autoren dazu geholt. Es braucht Respekt vor dem Fundament einer Idee, alles andere kann diskutiert werden. Ich entwickle gerade eine Serie für BBC America und hatte kürzlich erst wieder eine anderthalbstündige Telefonkonferenz zum Piloten. Ich mag dieses Feedback und all die Anmerkungen. Dieser Prozess gefällt mir gut. Es geht um eine Veredlung. Und sie bringen mich dazu, mich noch einmal intensiv mit dem zu befassen, was ich mir ausgedacht habe.

Jörg Winger: Ein Kollege vom dänischen Fernsehen hat es neulich mal so beschrieben: Die Sender dort sehen das so, dass sie „in charge, but not in control“ sind. Das trifft es sehr gut, finde ich. Sie sind ohne jeden Zweifel verantwortlich für die Serie und haben dementsprechend jedes Recht, sich einzubringen. Aber sie haben nicht die kreative Kontrolle über die Produktion, denn das wäre gefährlich. Wenn sich hinter Anregungen eigentlich Anweisungen verstecken, dann tötet das die kreative Atmosphäre. Dann wird jede einzelne Änderung zwischen Sender und Produzent als Sieg oder Niederlage betrachtet.

„Deutschland 83“ wie es jetzt vorliegt: Ist das genau die Geschichte, die Sie von Anfang an im Kopf hatten oder gibt es wesentliche Änderungen eben aufgrund von Anregungen?

Anna Winger: Für mich fühlt es sich genauso an, wie ich es mir ursprünglich vorgestellt habe. Jörg hat da mehr Erfahrung mit TV-Produktionen, aber für mich war es das erste Mal und ich bin sehr zufrieden, dass bei einem so großen Projekt, an dem so viele Menschen mitwirken, am Ende das herausgekommen ist, was man sich am Anfang so im Kopf vorgestellt hat. Das hätte ich gar nicht für möglich gehalten. Wenn man einen Roman oder ein Essay schreibt, dann hat man es ja komplett selbst in der Hand. Wie das bei einer Fernsehserie werden würde, war für mich spannend.

"Mir scheint es manchmal so als müsste im deutschen Fernsehen alles düster sein, um ernst genommen zu werden."

Jörg Winger

Also wurde nichts wesentlich anders umgesetzt als geplant?

Anna Winger: Wir mussten eine einzige Storyline stark kürzen, die Kleinmachnow-Storyline, die eigentlich in unserer Geschichte viel größer war. Aber darin ist Jörg gut: Er weiß aus seiner Erfahrung in der TV-Produktion, wo wir ansetzen konnten, um mit der Produktion im Timing und im Budget zu bleiben.

Jörg Winger: Es ist egal wie viel Zeit und Geld man für ein Projekt hat: Am Ende ist beides immer knapp (lacht). Also schaut man, wo man ansetzen kann, um nicht nochmal zehn Drehtage dranhängen zu müssen.

Anna Winger: Man wünscht sich immer mehr. Mehr von allem. Mehr von dieser Storyline, mehr Action. Bei ein paar Dingen mussten wir aus Budget-Gründen unsere Fantasie ein bisschen zügeln, aber das hat der Umsetzung unserer Idee nicht geschadet. Ich liebe das Ergebnis und besonders den Look der Serie. Mit der Erfahrung als Fotografin war mir das besonders wichtig und wir haben uns bewusst für Eddi (Edward Berger) entschieden, weil er neben der Inszenierung der Geschichte die Notwendigkeit verstanden hat, einen wiedererkennbaren Look zu kreieren. Das hat Samira Radsi auch wunderbar aufgenommen und weitergeführt.

Jörg Winger: Wir wollten etwas schaffen, was sich abhebt. Es sollte bewusst in einigen Szenen „larger than life“ sein. Das sieht man zum Beispiel in der ersten Folge in einer Supermarkt-Szene. So einen Supermarkt werden sie im echten Leben nie finden, wenn Sie mal auf die Regale und Produkte dort achten. Wir wollten nicht diese düstere Atmosphäre, die deutschen Produktionen sonst so oft anhaftet. Mir scheint es manchmal so als müsste im deutschen Fernsehen alles düster sein, um ernst genommen zu werden. An manchen Stellen sind wir vielleicht in der Optik etwas surreal, um so aber gezielt eine Atmosphäre zu unterstützen. Und Eddi hat das sofort verstanden, und mit seinem Kameramann Philipp Haberlandt kongenial visualisiert. Die Leichtigkeit entsteht aber auch an anderen Stellen, z.B. durch Lars Lange in der Ausstattung, oder Sven Budelmann und Boris Gromatzki im Schnitt.

Interessanter Punkt. Es scheint tatsächlich oft so als würden nur düstere, schwere Stoffe Anerkennung erfahren.

Anna Winger: Ohne jetzt Namen zu nennen, hatten wir auch Gespräche mit einem Regisseur, der regelrecht besessen davon war, alles ultrarealistisch zu erzählen. Geht dies nicht zu schnell? Kauft der Zuschauer uns dies ab? Würde seine Tante ihn wirklich betäuben? Ich glaube, „Deutschland 83“ zeichnet sich durch diese schnelle, vorwärtsgetriebene Story aus und ich bin fest davon überzeugt, dass das Publikum einer gut erzählten Serie das jeweilige Grundkonzept gerne abkauft. Beispiel: Die „Sopranos“ basieren auf der Annahme, dass ein Mafia-Boss tatsächlich zu einer Psychologin geht, um sein Herz auszuschütten. Dass ein Chemie-Lehrer kurzerhand Chrystal Meth kocht, war bei „Breaking Bad“ auch kein Problem. Man muss sich auf die Story einer Serie und ihre Welt einlassen, und den Sprung wagen.

All das hebt „Deutschland 83“ ja auch deutlich von „Weissensee“ ab, ohne da ein qualitatives Urteil fällen zu wollen. Beide Serien sind herausragend. Allein vom Stil her liegen aber dazwischen - trotz ähnlicher Thematik - Welten.

Anna Winger: Der historische Hintergrund von „Deutschland 83“ ist ja vielfach bestätigt. Und auch wir brauchen Realismus, aber in der Form, dass es unseren gewählten Charakteren und unseren Maßstäben treu bleibt. Würden unsere Charaktere dies in der von uns inszenierten Serienwelt wirklich tun - das ist die für mich entscheidende Frage.

Jörg Winger: Diese Unterscheidung zwischen der Realität von Charakteren in einer Serie und der realen Welt fehlt aber immer mal wieder. Nichts wirft einen im kreativen Austausch über eine Geschichte weiter zurück als wenn dann jemand - beispielsweise vom Sender - zu einer Szene anmerkt: Also ich würde mich nicht so verhalten oder nicht dies oder jenes sagen. Da muss man dann aufpassen, was man antwortet.