Welche Folgen hat denn jetzt dieser Erfolg? Es stellt sich doch sicher die Frage, wie man diesen positiven Effekt jetzt für sich nutzt...
Uns geht es hier nicht um Effekte, sondern darum, bei RTL guten Journalismus sichtbarer zu machen. Der ist schon immer bei uns zuhause gewesen und hat allen voran mit Peter Kloeppel auch ein bekanntes und sehr wertgeschätztes Gesicht. Mit Jan Rasmus, dem Redaktionsleiter von „Extra“, der das „Team Wallraff“ gemeinsam mit Karla Steuckmann betreut, haben wir schon vor mehr als einem Jahrzehnt bei RTL investigative Reportagen im Programm gehabt. Burkard Kress hat zum Beispiel viele investigative Tests gemacht, die nicht immer umgehend die erhoffte Öffentlichkeit fanden, dann aber zwei Wochen später von öffentlich-rechtlichen Magazinen kopiert wurden und plötzlich auf ein großes Presse-Echo stießen. Wir freuen uns sehr, dass RTL als Absender mittlerweile sehr ernst genommen wird. Wenn wir mit solchen Recherchen unsere Glaubwürdigkeit stärken, ist das eine sehr angenehme Begleiterscheinung. Unsere primäre Intention ist aber eine rein journalistische: Wir möchten Missstände aufdecken. Und deshalb setzen wir im Juli mit „Undercover Deutschland“ nach.
Wer entscheidet eigentlich über die Recherchen von „Team Wallraff“ und anderen Redaktionen im Sender. Die Journalisten oder der Geschäftsführer, dem zu kritische Berichterstattung über potentielle Werbekunden auch zu teuer werden könnte...
Die Frage stellt sich so gar nicht. Die Journalisten bei RTL arbeiten unabhängig. Ich habe noch nie erlebt – auch nicht in meinen eigenen Reporterzeiten – dass mit Rücksicht auf Werbekunden Recherchen unter den Teppich gekehrt werden. Im Übrigen glaube ich, dass betroffene Unternehmen ein ureigenes Interesse daran haben, über Missstände informiert zu werden, wenn sie gründlich und stichhaltig recherchiert sind.
Unterhaltung und Relevanz - in Form Verbraucherthemen - zu verknüpfen, war früher auch mal das Ziel von „Wie bitte?“. Da haben Sie eine Neuauflage pilotieren lassen...
Richtig, nur hat der Pilot unsere Erwartungen nicht erfüllt. Die Idee von „Wie bitte?“ neu aufleben zu lassen, gefällt uns grundsätzlich. Aber der Humor hat sich verändert und die Welt ist durch neue Kommunikations-kanäle eine andere geworden. Relevante Comedy ist ein Thema für uns, aber sie muss zeitgemäß in Szene gesetzt werden, so wie uns das bei „Mario Barth deckt auf“ gelungen ist.
Nun ja. „Geht‘s noch“, die wochenaktuelle Comedy mit Kaya Yanar, wirkte auf mich aber alles andere als zeitgemäß. Wenn man mit der eigenen Tradition von „RTL Samstag Nacht“ und den „Freitag Nacht News“ oder gar der „heute show“ beim ZDF mithalten will, muss Comedy bei RTL aber noch sehr viel relevanter werden...
Wir bringen weitere Sendungen, auch mit jungen Comedians die noch weitgehend unbekannt sind. Losgelöst davon sind wir mit Kaya Yanar sehr zufrieden.
Natürlich. Quotentechnisch lief die Sendung ziemlich gut.
Und trotzdem werden wir weiter daran arbeiten. Denn es dauert natürlich, bis die Redaktion ihre Ideallinie gefunden hat, besonders wenn man eine so aktuell produzierte Sendung aus dem Nichts stemmen möchte. Ich kenne das sehr gut aus meiner eigener Vergangenheit. Wir haben es mehrfach mit Magazin-Sendungen erlebt. In der Theorie hatten wir eine klare Vorstellung von unseren Programmen, doch im Tagesgeschäft muss man dann erstmal die notwendige Routine gewinnen. Das braucht seine Zeit.
Eine der Prioritäten, die Sie vergangenen Sommer bei der Programmpräsentation ankündigten, war die Wiederbelebung des Sonntages. Das hat mit "sonntags live" nicht funktioniert. War es das dann am Sonntag?
Wir haben noch Ideen für den Sonntag, aber keine journalistischen Live-Sendungen mehr. Daraus haben wir unsere Lehren gezogen, die eher ernüchternd waren. Eine weitere Sendung, die wir für den Sonntag geplant hatten, hat sich als so erfolgsversprechend entpuppt, dass wir sie jetzt prominenter einsetzen möchten. Also entwickeln wir weiter.
Bleiben wir noch kurz beim Wochenende. „DSDS“ verliert von Staffel zu Staffel Zuschauer. Wie lässt sich das stoppen? Muss wieder geschraubt werden an dem Format?
Speziell in der Castingphase hatten wir einige Veränderungen auf dem Schirm und diese haben auch funktioniert. Das war sehr unterhaltsames Fernsehen und wir waren mit den Einschaltquoten zufrieden. Unsere aktuelle Erkenntnis ist vor allem die, dass wir die Show-Phase deutlich verkürzen müssen.
Dabei wurde die ja bei der letzten Staffel auch schon deutlich verkürzt.
Und wir müssen sie noch weiter verkürzen. Das ist ja ein Phänomen, das wir bei allen Castingsendungen beobachten können. Der Rückschluss kann nur sein: Radikale Reduzierung der Live-Shows.
"Es wäre natürlich richtig blöd, wenn die Kandidaten auf ein Abstimmungsergebnis warten, aber nix kommt, weil die App abgestürzt ist und der Vorhang sich nicht hebt"
Auch um sich komplementär aufzustellen für eine andere Castingshow, die kommt, die ja per se live ausgestrahlt werden muss?
Das ist richtig. Bei „Rising Star“ haben wir die Kombination von Casting und Live-Situation - und das von der ersten bis zur letzten Sendung. Als ich Rising Star das erste Mal gesehen habe, bekam ich Gänsehaut. Es ist eine Show mit Magic Moments. Wir werden alles dafür tun, dass auch die App funktioniert... (lacht)
Ich wollte gerade schon fragen ob eigentlich Vorfreude oder Respekt vor der Technik überwiegt...
Ich habe beides. Es wäre natürlich richtig blöd, wenn die Kandidaten auf ein Abstimmungsergebnis warten, aber nix kommt, weil die App abgestürzt ist und der Vorhang sich nicht hebt. Aber da sind wir seit längerem sehr, sehr gewissenhaft in der Vorbereitung.
Wer wird die Show eigentlich moderieren?
Das kann ich Ihnen leider noch nicht verraten.
Ich würde auf Jan Köppen wetten. Der stand ja vor einigen Wochen mit Jan Böhmermann, Palina Rojinski und Katrin Bauerfeind auch für eine neue, inzwischen fertig abgedrehte RTL-Comedyshow vor der Kamera. Was wäre wenn RTL „Was wäre wenn?“ mal zeigen würde?
Die Staffel ist doch gerade erst fertig geworden und wird zum Saison-Start programmiert. Ich habe mich bei „Was wäre wenn?“ bestens amüsiert. Aber es ist ein sehr spezieller Humor, dem wir bei RTL gerne eine Bühne bieten möchten, der sich aber auch erst als tauglich für uns erweisen muss. Deshalb möchten wir „Was wäre wenn?“ mit bestmöglichen Startbedingungen programmieren.
Ich habe immer nur Angst, dass solche potentiellen Perlen zu lange liegen bleiben.
Die Angst habe ich auch (lacht). Aber gegen die Fußball WM oder im Hochsommer sind neue Programme ganz sicher nicht angemessen programmiert.
Wenn man bei RTL jetzt langsam aber sicher an der Positionierung schraubt und man auf dem Weg ist, am Image zu arbeiten: Passt da denn die aktuelle Verpackung des Senders, also das OnAir-Design, noch?
Inhalt geht vor Verpackung und unser primäres Anliegen ist es, die Zuschauer bei RTL mit bewährten Inhalten und neuen Ideen zu begeistern. Darüber hinaus werden wir aber RTL in der Tat für die kommende Saison einem Facelifting unterziehen, damit auch eine frische Verpackung den sich wandelnden Inhalt begleitet.
Herr Hoffmann, herzlichen Dank für das Gespräch.