Köln, Frankfurt, Thüringen. Sie sind viel unterwegs, Herr Schreyl. Was bedeutet Heimat für Sie?
Ich habe im Laufe der Jahre für mich eine Definition gefunden. Meine Heimat wird immer dort sein, wo ich groß geworden bin, nämlich in Apolda in Thüringen. Das kann sicherlich jeder nachvollziehen, der seine Heimat irgendwann einmal verlassen hat. Zu Hause bin ich inzwischen seit acht Jahren in Köln und möchte dieses Zuhause auch nicht missen. Und zwischen meinem Zuhause und der Heimat gibt es noch genügend Orte, in denen ich arbeite. Einer davon ist Frankfurt, wo ich Radio für den Hessischen Rundfunk mache.
Ich frage auch deshalb nach der Heimat, weil sich seit unserem letzten Gespräch vor fünf Jahren viel getan hat. Damals moderierten Sie mit "DSDS" und dem "Supertalent" zwei der erfolgreichsten Shows des deutschen Fernsehens. Dann war plötzlich Schluss.
Bleiben wir doch mal bei dem Heimat-Bild, das Sie gerade aufgemacht haben. Das Leben ist eine Reise - zwischen Heimat, Zuhause und den Orten, die man gerne erleben möchte. Wenn wir das auf meine Berufswelt übertragen, dann ist der MDR meine Heimat. Dort habe ich gelernt, was zu lernen war. Mein Zuhause sind gerade der hr und RTL. Und jetzt kehre ich mal ganz intensiv in meine Heimat zurück, ohne meinem Zuhause gänzlich den Rücken zu kehren. Aber Sie haben recht: In den vergangenen fünf Jahren ist viel passiert. Ich habe mich verändert, vielleicht auch verändern müssen. Am Ende bin ich aber mit dem, was seither passiert ist, sehr glücklich und hoffe, dass die Veränderungen nur ein Anfang sind.
Sie sagen, dass Sie sich verändern mussten. Das bedeutet, Ihnen war nicht sofort klar, in welche Richtung es nach "DSDS" gehen würde, oder?
Ich bin als Journalist groß geworden. Das, was Sie gerade mit mir machen, also Fragen stellen in der Hoffnung, etwas Spannendes herauszubekommen, habe ich früher bei der Zeitung gemacht, später dann beim Radio - und in gewisser Weise sogar auf der großen Show-Bühne. Es hat also nie Stillstand gegeben, auch nicht nach "DSDS". Dass die Entwicklung vielleicht mal nicht steil nach oben geht, sondern seitwärts, gehört zum Geschäft. Insofern sehe ich das ganz entspannt.
Bei "Deutschland sucht den Superstar" haben Sie früher auch gerne mal die Rampensau gegeben. Vermissen Sie das oder sind Sie womöglich sogar ganz froh, dass diese Zeit inzwischen vorbei ist?
Berufsbedingt bin ich gerne eine Rampensau. Der Mensch Marco Schreyl ist allerdings eher melancholisch und denkt gerne mal etwas intensiver nach, ohne das gleich rauszuschreien. Aber es hängt selbstverständlich vom Umfeld ab. Eine große Show braucht einen großen Moderator, der nicht zurückhaltend ist, sondern unterhalten will. In meiner neuen Sendung im MDR wird dagegen überhaupt keine Rampensau erwartet, sondern Feingefühl und Interesse für Menschen.
"Lebensretter" heißt sie. Worum geht's?
Es geht um Menschen, die missliche Situationen erlebt haben. Situationen, in die jeder von uns hineingeraten kann. Wir fahren jeden Tag Auto, sind mit dem Flugzeug unterwegs, lassen Kerzen an. Darin stecken überall Gefahren, die lebensgefährlich sein können. Die Menschen in unserer Sendung hätten um ein Haar ihr Leben verloren, wenn es nicht andere gegeben hätte, die zum Lebensretter geworden sind. Die bringen wir wieder zusammen und erzählen ihre Geschichte.