Inzwischen sind Sie häufiger im MDR zu sehen als bei RTL. Inwiefern ticken die Uhren beim MDR anders?

Ein Tag dauert auch beim MDR 24 Stunden. (lacht) Der MDR hat allerdings ein ganz anderes Korsett als RTL und ist gerade mit Blick auf seine Entwicklung im Moment sehr mutig. Obwohl der MDR das erfolgreichste aller Dritten ist, passiert da derzeit unheimlich viel Neues. Es gehört viel dazu, seinen Laufstil zu verändern, wenn man in Führung liegt.

Höre ich da etwa Kritik an RTL heraus?

Nö, das steht mir auch nicht zu. RTL macht ein erfolgreiches Programm. Es muss mal wieder irgendjemand mit einer schlauen Idee daherkommen. Aber dieses Problem hat nicht RTL allein.

Eine recht schlaue Idee war eigentlich Ihre Sendung "Unschlagbar", die Sie zusammen mit Sonja Zietlow moderieren. Eine fast schon klassische Abendshow, die sogar in Deutschland entwickelt wurde. Zuletzt traf sie allerdings nicht so recht den Nerv der Zuschauer. Wie geht's nun für Sie bei RTL weiter?

Wir machen "Unschlagbar" weiter und hoffen, das Publikum doch noch davon zu überzeugen. Dass das bislang nicht geklappt hat, hat uns traurig gemacht. Man muss den Zuschauern aber auch Zeit geben, neue Formate zu finden. Man sieht das an einigen Formaten, die acht oder elf Jahre auf dem Buckel haben. Die laufen vielleicht nicht mehr so gut wie noch vor fünf Jahren, werden aber trotzdem noch gut eingeschaltet, weil der Zuschauer sie erkennt. Ich wünsche mir, dass Sendungen, von denen man überzeugt ist, eine gewisse Zeit bekommen, um sich zu etablieren. Das ist übrigens eine Herangehensweise, die man dem MDR sehr positiv unterstellen kann. Da werden nicht sofort die Nerven verloren, wenn ein neues Format zwei Prozent weniger holt als bisher auf diesem Sendeplatz drin waren.

Eine Frage an den Melancholiker: Welcher Moment war der traurigste in ihrer Karriere?

Bevor ich zum ZDF gegangen bin, habe ich bis September 2000 den Sport bei "MDR aktuell" moderiert. An meinem letzten Tage habe ich meine Kiste gepackt. Das war ein sehr trauriger Moment, weil ich mich in diesem Moment gefragt habe, ob es wirklich die richtige Entscheidung gewesen ist, meine Heimat zu verlassen, diese vier Wände, die mir so viel beigebracht haben. Aber mir war klar, dass ich den Schritt gehen musste, weil ich sonst den Rest meines Lebens unglücklich über die verpasste Chance gewesen wäre. Denselben Gedanken hatte ich auch fünf Jahre später, als ich zu RTL gegangen bin.

Das ZDF könnte derzeit ja auch einen Show-Moderator gebrauchen...

Sag niemals nie. Ich kann mir alles vorstellen. Das ZDF ist ein moderner Sender mit einer modernen Führung. Wer weiß, was die Zukunft bringt.

Das Radiomachen lässt Sie aber nicht los?

Das Radio ist mein journalistisches Zuhause geworden, um diesen Begriff noch einmal zu verwenden. In den vergangenen beiden Jahren haben wir uns bei hr1 auf einem sehr guten Niveau eingependelt, aber davor ist sehr viel passiert. Der Sender hat sich von einem reinen Informationsradio zu einem journalistisch geprägten Begleitradio gewandelt. Wir sind da noch nicht am Ende, auch wenn die Stellschrauben, an denen wir drehen, inzwischen wesentlich filigraner geworden sind.

Inzwischen schlafen Sie allerdings lieber aus, oder?

(lacht) Ich war drei Jahre lang der Frühaufsteher und habe das sehr gerne gemacht. Ein politisch geprägtes Morgenmagazin bei den Öffentlich-Rechtlichen zu moderieren, ist die große Schule. Und es ist die Primetime! Dennoch habe ich das freiwillig abgegeben, weil ich wochenweise von meinem Zuhause in Köln weg war. Den Morgen habe ich sehr gerne gegen den Nachmittag eingetauscht. Abgesehen davon darf ich jetzt zwei Stunden länger schlafen.

Wenn wir in fünf Jahren wieder miteinander sprechen: Wo werden wir Sie sehen?

Wir werden doch definitiv früher wieder miteinander sprechen! Ich bin mir sicher, dass bis dahin noch einige spannende Aufgaben auf mich zukommen werden.

Herr Schreyl, vielen Dank für das Gespräch.