Herr Gätjen, in einem "Intro"-Artikel habe ich kürzlich über Sie gelesen: "Was Stefan Raab nicht mehr auf dem Kopf hat, hat Steven Gätjen jetzt im Gesicht". Zeigt diese Aussage, wie sehr Äußerlichkeiten oft das Inhaltliche überlagern?

(lacht) Wenn die Internet-Community sich die Haare rauft, weil ich jetzt einen Bart trage, dann ist das doch eine schöne Geschichte. Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Den Bart habe ich aus dem Sommer in den Herbst hinübergerettet. Es ist doch der Wunsch eines jeden Mannes, mal einen vollen Bart zu haben. Wir haben da nicht so viele Möglichkeiten. Ich kann ja schlecht ein hautenges Kleid anziehen und mit einem schönen Dekolleté glänzen. Und was das Inhaltliche angeht: Da mache ich mir keine Sorgen. Meine Shows sind nicht von meinem Bart abhängig.

Ohne jetzt zum Modemagazin mutieren zu wollen - aber inwiefern spielt Mode in Ihrem Leben eine Rolle?

Mode spielt eine große Rolle, schon alleine weil ich für das Fernsehen tätig bin. Da ist auch ein Stück Eitelkeit dabei. Das klingt nur immer so negativ. Aber mal ehrlich: Es ist doch nicht schlimm, wenn man gut aussehen möchte. Insofern setze ich mich mit der Thematik häufig auseinander. Ich trage auch privat gerne einen guten Anzug oder einen Smoking, wenn der Anlass gebührend ist. In meinem Job mache ich das natürlich erst recht, sei es jetzt bei den Oscars im Smoking, oder bei "Fashion Hero" im Anzug.

Ist die Fernsehbranche ein eitle Branche?

Eitelkeit ist womöglich das falsche Wort. Aber dass jeder Wert auf sein Äußeres legt, wenn er vor der Kamera steht, liegt doch auf der Hand. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Zuschauer einen Moderator mit verfilzten Haare sehen möchten, dem die gammeligen Klamotten fast vom Leib fallen. Das ist wie auf dem Wochenmarkt: Da kauft man auch den Apfel, den man von außen lecker findet, und nicht den vergammelten.

Sie waren oft in Amerika, standen häufig am Roten Teppich, etwa bei den Oscars. Stellen Sie im Bezug auf Mode und Eitelkeit Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen fest?

Das ist eigentlich wurscht. Die Dimension einer Oscar-Verleihung ist jedoch eine andere als beim Deutschen Fernsehpreis. Dort schlagen sich die Designer förmlich darum, die Stars bekleiden zu dürfen - aus einem guten Grund: Wenn Halle Berry oder Angelina Jolie mit einem Kleid von Christian Dior über den Teppich laufen, dann ist das Ding am nächsten Tag ausverkauft.

So etwas Ähnliches erhoffen Sie sich nun auch von "Fashion Hero". Dort hängen die in der Show entworfenen Klamotten praktischerweise am nächsten Tag in verschiedenen Läden...

In unserer Sendung geht es nicht darum, Mode zu entwerfen, die bei Fashion-Shows in Paris, Mailand oder Berlin präsentiert wird und mehrere tausend Euro kostet. Nicht die Extravaganz alleine entscheidet, sondern die Mischung aus einer tollen Klamotte und einem tollen Preis. Die dahinterstehende Idee ist jedenfalls spannend. Wie oft sitze ich in einem Film und beneide die Schauspieler um ihre Outfits? Bei unseren Klamotten wird es defiinitiv einfacher sein, an sie ranzukommen.