Das Konzept von "Fashion Hero" klingt wie eine Mischung aus "Project Runway" und "Fashion & Fame".
Solche Vergleiche werden schnell und gerne aufgestellt. Fernsehmacher und Zuschauer suchen immer nach etwas Vergleichbarem. "Fashion & Fame" habe ich nie gesehen und "Project Runway" ist ein tolles Format, für das Heidi Klum kürzlich nicht umsonst einen Emmy erhalten hat. Für unsere Sendung spricht ganz sicher Claudia Schiffer, aber auch die Hochwertigkeit der Produktion.
Und doch ist es mal wieder eine Castingshow.
Eine Castingshow muss doch nichts Schlechtes sein. Wir gehen positiv an die Show heran, weil wir talentierten Menschen eine echte Chance geben wollen. Wir zielen nicht darauf ab, "Soaps behind the Scenes" zu erzählen. Ich habe keine Lust auf Zickenkriege - es geht uns um Kunst und Kreativität, aber auch um das Engagement und die Passion der einzelnen Designerinnen und Designer. Ich glaube an "Fashion Hero", so wie ich das auch in der Vergangenheit bei meinen Formaten stets gemacht habe. Selbst bei den "Sommermädchen".
Ich wollte das jetzt gar nicht ansprechen.
"Sommermädchen" lässt sich nicht mit "Fashion Hero" vergleichen. Das wird gewiss nicht in die Annalen der Fernsehgeschichte eingehen. (lacht)
Da kam "Schlag den Raab" gerade recht, oder?
Ich wäre ein Tor, wenn ich nicht sehen würde, was "Schlag den Raab" für meine Karriere getan hat. Ich bin schon lange in diesem Business und habe seither viele Höhen und Tiefen erlebt, aber den Glauben an mich selbst habe ich mir immer bewahrt. Stefan wollte mich damals unbedingt als Nachfolger von Matthias Opdenhövel haben. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. "Schlag den Raab" hat mir einen Raketenantrieb verliehen, weil die Zuschauer dadurch wieder auf mich aufmerksam wurden, auch wenn sich erst mal nicht alle mit mir anfreunden konnten.
Womit wir wieder bei der Kritik angelangt wären, über die wir zu Beginn gesprochen haben.
Ich glaube, es liegt ein wenig in der Natur des Deutschen, lieber zu kritisieren als zu loben. Den Gegenwind habe ich selbst ganz stark bei "Schlag den Raab" gespürt, weil ich "zu blond", "zu klein", "zu groß", "zu dick" und "zu dünn" war. Ich habe gelernt, damit umzugehen. Trotzdem hat jeder eine faire Chance verdient.
Wer ist eigentlich schwieriger zu handeln? Stefan Raab oder Claudia Schiffer, die bei "Fashion Hero" das Sagen hat?
(lacht) Ich komme mit beiden gut klar. Claudia und Stefan eint, dass sie jeweils eine klare Vorstellung davon haben, was sie machen möchten. Bei Stefan bewundere ich seinen Ehrgeiz, der wiederum auch meinen ganz persönlichen Ehrgeiz weckt. Claudia habe ich vor zehn Jahren erstmals getroffen. Damals habe ich ein Interview mit ihr für ProSieben gemacht. Sie ist zusammen mit Naomi Campell, Cindy Crawford und Linda Evangelista ein Gründungsmitglied der eigentlichen Supermodels. Mit diesen Damen bin ich aufgewachsen, da habe ich natürlich Respekt.
Keine Angst vor Allüren?
Claudia ist super-cool. Sie hat ein sehr gutes Auge für das, was Designer am Ende auf den Catwalk gezaubert haben. Sie war immer offen und empfänglich für jede Art von Diskussion und hat auch mir gegenüber Wünsche geäußert. In der Vergangenheit ist sie fälschlicherweise häufig als "kühle Blondine" bezeichnet worden. Dabei ist sie wirklich emotional und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. Viele haben sie unterschätzt und werden sich nach unsere Sendung umschauen.
Herr Gätjen, herzlichen Dank für das Gespräch.