Frau Behrends, welche Lücke haben Sie, bezogen auf den Universal Channel, eigentlich im deutschen Fernsehmarkt gesehen?

Einen Sender für ganz junge Serienfans gibt es einfach noch nicht. Universal Channel ist ein General Entertainment-Sender, der erste aus unserem Haus, der aber trotzdem eine klare inhaltliche Klammer hat mit dem Claim „100% Charakter“. Der Universal Channel verspricht, nur Typen mit Ecken und Kanten auf den Sender zu lassen! Wir wollen nicht die 08/15-Langweiler. Alles zusammen ist das die Marktlücke. Dazu kommt die einzigartige Möglichkeit, Serien von Universal im First Run auszustrahlen. Das gilt nicht nur für eine Staffel, sondern für alle Staffeln der Universal-Serien wie z.B. „Chicago Fire“ und „Go On“ – aber auch für „Bates Motel“. Will heißen: Universal Channel garantiert Programmnachschub, den es so auch noch nicht gab. Das wiederum garantiert den Zuschauern von Universal Channel regelmäßige Erstausstrahlungen im deutschen Fernsehen.

Ist der Sender mit dem Ansatz, sich den Output eines Studios zu sichern, auch so etwas wie eine Antwort auf Sky Atlantic HD und seinem HBO-Deal?

Ja, gewissermaßen schon. Es wird immer wichtiger, sich Serien langfristig mit einer gewissen Exklusivität zu sichern. Der Pay-TV Markt wird sich konsolidieren. Erfolgreich sein werden die Sender, die einen verlässlichen Programm-Nachschub haben. Immer weniger Serien lassen sich frei erwerben, weil sich jeder möglichst frühzeitig die sogenannten „Lifetime“-Rechte der Serien sichern will. Nicht weniger wichtig ist die Marke und hier spricht Universal Channel erst einmal für sich. Das ist innerhalb der internationalen Gruppe der Flagship-Sender – und soll das auch in Deutschland werden. Der Start ist auch ein Premium-Versprechen von Universal.

Aber wenn ich da unterbrechen darf: Der Universal Channel ist jetzt nicht der erste Seriensender, der in Deutschland startet.

Ich sehe das recht entspannt. Die Lizenz-Anbieter haben genug Sender, die ihre Programme abnehmen. Aber es geht darum, das Richtige für das deutsche Publikum herauszusuchen. Die Quoten der Sender sind uns bekannt. So sind 13th Street und Syfy nachweislich sehr erfolgreich, aber das sind keine General Entertainment-Sender. Für einen klar positionierten Seriensender ist noch Platz im Markt. Ein Sender, der sich auch im Look & Feel deutlich von anderen unterscheidet. Die Charaktere unseres Programms sind in Trailern beispielsweise immer im CloseUp zu sehen. Das ist eine ganz spezielle, andere On-Air-Ansprache, die gezielt unseren Claim umsetzt. Selbstverständlich immer auf produktionstechnisch und ästhetisch hohem Niveau. Der Sender wird durch diese hohe Qualität attraktiv im wahrsten Sinne des Wortes: Zuschauer werden beim Zappen hängen bleiben! Für unser kreatives On-Air-Team war das ein großer Spaß, weil sie mal völlig andere Ansätze wählen und umsetzen durften. Aber es war auch äußerst aufwändig: Man muss extrem viel Material sichten, um dann daraus einen Trailer zu schneiden.

Wo Sie gerade 13th Street und Syfy ansprechen: Die Sender machen die besten Quoten mit schon im FreeTV gelaufenen Serien. Sind Deutschland-Premieren letztlich nur für die PR wichtig?

Dem würde ich widersprechen. 13th Street und Syfy haben ja etliche Erstausstrahlungen jedes Jahr und sogar sehr erfolgreiche, wie zuletzt „Defiance“ bei Syfy. Das hat uns beste Quoten beschert. Der Erfolg von Pay-TV-Sendern liegt in der Kombination von beidem. Sie brauchen Serien, wegen denen ein Sender abonniert wird und Serien, wegen denen man ein Abo dann nicht kündigt. Das wird auch beim Universal Channel so sein. Erstausstrahlungen rund um die Uhr können wir nicht bieten, will aber auch keiner. „Castle“ und „Ghost Whisperer“ als zwei unserer Primetime-Lead-Ins sind ja auch schon aus dem Free-TV bekannt, aber mit ihren starken Charakteren wie gemacht für den Universal Channel.

Bei 13th Street und Syfy haben Sie früh in lokale Eigenproduktionen investiert. Welche Rolle spielen die beim Universal Channel?

Wir sehen das ähnlich wie bei 13th Street und Syfy. Da ist Platz für Eigenproduktionen, aber in diesem Jahr werden wir das nicht mehr umsetzen. Auch da wird sich alles um „100% Charakter“ drehen. An Ideen für kleine, feine Eigenproduktionen fehlt es nicht. Wir werden aber keine deutsche Serie produzieren. Universal Channel steht in der Tradition amerikanischer Serien- und Spielfilmsender - mit klarem Schwerpunkt auf US-Serien.