Machen Sie sich Sorgen um eines der ITV Studios-Flaggschiffe, „Das perfekte Dinner“? Da lief es zuletzt mal weniger rund - und jetzt muss das „Dinner“ sogar mal seinen angestammten Sendeplatz verlassen...

Nein, da mache ich mir keine Sorgen. Das „Dinner“ ist Schwankungen unterworfen und lief im Sommer immer etwas schwächer - da können Sie sich die Zahlen der vergangenen Jahre anschauen. Das Geheimnis des „Dinners“ ist das exzellente Casting, da überrascht mich das Team um Yvonne Matuchniak jede Woche wieder neu. Wenn Sie sich andere Access-Primetime-Formate anschauen, dann hat kaum eines die Flughöhe so konstant gehalten wie das „Dinner“.



Mit „Mein Zuhause, Dein Zuhause“ bei Kabel Eins machen Sie sich am Vorabend inzwischen selbst Konkurrenz...

Kabel Eins hat definitiv ein anderes Publikum und „Mein Zuhause, Dein Zuhause“ wird auch von der Tonalität anders sein. Da setzen wir auf skurrile Personen. Es gab Skeptiker, die sich sicher waren, dass wir nie so ungewöhnliche Charaktere finden würden wie im angelsächsischen Raum. Haben wir aber doch (lacht).
                               
Kann es sein, dass „Der VIP-Bus“ mit Olivia Jones gerade das gleiche Schicksal erleidet wie „Sekretärinnen“ - und erstmal rumliegt?

Nein, das kann noch gar nicht rumliegen. Das haben wir erst im Juni gedreht und sind noch in der Endfertigung.

Ich dachte, das sollte ein Sommerformat werden...

Nein, das war immer angedacht für den Herbst. Und für die erste Staffel eines Formates braucht man auch in der Endfertigung Geduld und muss ein wenig „spielen“ können…

Ich muss nochmal in einer Wunde bohren: Haben Sie inzwischen eigentlich eine Erklärung dafür, warum Ihr RTL-Format „Die Zuschauer“ so unfassbar gefloppt ist?

Ich glaube, das war ein Programm, das einfach zu speziell war für diesen Sendeplatz und diesen Sender. Grundvoraussetzung der Fälle ist ein großes persönliches Dilemma der Protagonisten, aber wir wollten explizit keine todtraurigen Geschichten erzählen. Da hatten wir und der Sender den Eindruck, dass es davon genug gibt. Das würde ich in einer heutigen Analyse als Hauptfehler aufführen. „Die Zuschauer“ brauchen tiefgehende, schwerwiegende Konflikte und wenn man die nicht erzählen möchte, dann sollte man es lieber gleich lassen… 

Eigentlich wäre das doch gute öffentlich-rechtliche Unterhaltung - die sich gleichzeitig trauen kann, an die Substanz zu gehen und nicht seicht unterhalten muss...

Das wäre heute auch meine Sichtweise, aber die Kollegen von RTL waren begeistert und wir wollten gemeinsam mit ihnen euphorisch eine andere Art Primetime-Fernsehen machen. Das ging nur leider nicht auf.

Immerhin geht RTL den Weg ja offenbar weiter, wenn man an den Montagabend denkt...

Und das finde ich auch genau richtig und freue mich z.B. über die Formate wie „Nicht mit uns – Die große Schnäppchen-Lüge“.

Stichwort „schnell zuschlagen“: Bei welchem Format aus Ihrem Katalog würden Sie sich wünschen, dass die deutschen Sender endlich mal zuschlagen würden...

Oh, da gibt es inzwischen wenige. Wir haben sehr lange gekämpft für die „Vier Hochzeiten“, da hat uns der Erfolg der französischen Kollegen geholfen. Wir haben auch extrem lange für „May the best house win“ und „Coach Trip“ gekämpft. Was wir gerne in Deutschland umsetzen würde: „Saturday Night Take-away“. Da sind wir zweimal hingefallen, aber wir hätten gerne einen Sender, der uns zutraut mit unserer Expertise und unserem guten Team einen neuerlichen Anlauf zu nehmen.

Zum Abschluss noch die Frage: Wie verkraftet man eigentlich den Abschied von einer langjährigen Traditionsmarke wie bei Ihnen nach der Umbenennung von Granada in ITV Studios?

(schmunzelt) Also, das lief besser als gedacht. Aber wir haben hier immer mal sentimentale Gefühle, wenn wir das alte Granada-Lila sehen. Dann seufzt die halbe Firma. Aber heute finde ich das neue Logo super und denke, ich habe immer schon bei ITV Studios gearbeitet.

Herr Kromschröder, herzlichen Dank für das Gespräch.