Aber Sie waren geduldig....
Die Strategie von RTL, zu sagen, wir klemmen Euch jetzt nicht einfach hinter irgendeine Show, weil wir nicht genau wissen wohin mit Euch und warten stattdessen, bis wir ein vernünftiges Serien-Line-Up haben, ist schlüssig und den Sendeplatz um 21.45 Uhr finde ich ganz prima. Manchmal muss man wohl einfach warten, aber dann wird es doch noch gut. Das ist jetzt ein großer Auftritt mit Werbekampagne und reichlich PR, der allen Serien an diesem neuprogrammierten Abend hilft.
Kurze Zeitreise: Als „Sekretärinnen“ beauftragt wurde, gab es keine deutsche Sitcom auf Sendung. Wie kam das Projekt damals eigentlich zustande?
Die Geschichte dieses Formats ist sehr lang. Die Ursprünge liegen gut sechs Jahre zurück, da war ich noch gar nicht hier bei ITV. Durch die Autorin Sonja Schönemann wurde die Idee über Frauen im Berufsleben lebendig. Wenn ich mir weibliche Hauptrollen im Fernsehen anschaue, dann sind das meist Kommissarinnen oder Tierärztinnen. Also meist weit oben in der Hierarchie, aber es gibt wenig Serien, die sich mit der gewöhnlicheren Arbeitswelt beschäftigen. Also dem Berufsalltag der Lohnbuchhalterin, der Sekretärin, der Sachbearbeiterin, der Assistentin. Wir waren damals im RTL-internen Wettbewerb mit zwei anderen Sitcom-Ideen und hatten in der Marktforschung dann aber ein sehr gutes Ergebnis, so dass wir nach dem Piloten weiterdrehen durften. Das war für die vergleichsweise kleine Fiction-Abteilung hier bei uns in gewisser Weise ein Überraschungserfolg, der aber auch viel damit zu tun hatte, dass wir selbst ins finanzielle Risiko gegangen sind und bereits an weiteren Büchern gearbeitet haben.
Aber die deutschen Workplace-Comedys die wir hatten, spielten im Kiosk, an der Supermarktkasse, im Amt oder im Krankenhaus. Jetzt aber gehts um die Führungsetage eines Unternehmens. Fehlt da nicht eventuell etwas Bodenhaftung?
Unser Chef - hervorragend gespielt von Jochen Horst – ist ja nicht der Porsche-fahrende Überflieger! Er wäre es gerne, aber er ist dann doch ein cholerischer Abteilungsleiter, der stets ein bisschen überfordert ist vom ganz normalen Alltag und seinen Aufgaben. Die Serie spielt in einer Toast-Fabrik und bringt keinen Glamour, sondern atmet Normalität. Da sind wir so nah an der Wirklichkeit wie es andere Workplace-Comedies auch waren. Das ist eine logische Weiterentwicklung von „Girl Friends“.
Schlimmstenfalls könnte man dem Format vorwerfen, dass es zu sehr wie damals aussieht. Und ob eine Sitcom die Tiefe einer Drama-Serie kriegen kann, wenn die Handlung doch immer wieder zum Ausgangspunkt kommen muss...
Da glaube ich aber, dass sich im Büro so viele tausend kleine Geschichten erzählen lassen, dass das Format einer Sitcom uns da nicht einschränkt.
Wie erklären Sie sich eigentlich, dass wir nach einem regelrechten Boom deutscher Sitcoms in den vergangenen Jahren so eine Durststrecke hatten und das Feld US-amerikanischen Produktionen überlassen haben, so dass es heute beinahe merkwürdig wirkt, wenn jemand wieder eine deutsche Sitcom macht?
Jene Sitcom-Erfolge, damals ja in erster Linie bei RTL und am Sonntagabend im ZDF, waren sehr gut produziert und populär umgesetzt. Aber sie sind für heutige Verhältnisse zu teuer. Das ZDF hat in den letzten Jahren entdeckt, dass man am späten Sonntagabend mit britischer oder skandinavischer Krimiware günstiger eine längere Programmstrecke füllen kann. Und die Kölner Kollegen bei RTL konnten mit US Krimiware lange Zeit ebenfalls risikoärmer programmieren. Bei „Sekretärinnen“ haben wir heute zum Beispiel wesentlich weniger Außenmotive. Die Drehtage wurden drastisch reduziert, um bei den engen Budget-Vorgaben der Sender überhaupt noch ansatzweise wirtschaftlich arbeiten zu können.
Stichwort USA: Gibt es eigentlich Fortschritt bei der US-Adaption von „Der letzte Bulle“?
Die Amerikaner sind guter Dinge und werden wohl nicht nur einen Piloten herstellen, sondern gleich eine „kurze“ erste Staffel. TF1 hatte ja einen großen Erfolg mit „Falco“. Diese Adaption geht in jedem Fall in eine zweite Staffel.