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(lacht) Schon lange. Wir hatten nicht viel Zeit zur ruhigen Eingewöhnung. Schon in der Woche nach unserem Umzug war viel los: Die französischen Streitkräfte interventierten in Mali um, ja, ob befreien da jetzt das richtige Wort ist, darüber kann man streiten. Das war für uns bereits eine Gelegenheit die Berichterstattung in unserem neuen Zuhause umfassend auf die Probe zu stellen. Wir haben Kollegen aus West-Sahara und Mali zugeschaltet, wir haben im Haus mit den Kollegen vom französisch-afrikanischen Programm kooperiert und sie auf Sendung genommen, weil wir jetzt im Broadcasting House endlich alle BBC-Journalisten in einem Gebäude haben. 2.000 Kollegen, die in 28 Sprachen an einem BBC-Nachrichtenangebot arbeiten, das jetzt noch viel besser vernetzt entsteht. Das hat auch bei anderen Themen wie der andauernden Situation in Syrien und der Zusammenarbeit mit BBC Arabic schon sehr geholfen.
Gut, aber die Kollegen gab es ja vorher auch schon.
Die Kollegen sind nicht neu bei der BBC. Den arabisch-sprachigen Service gibt es seit 75 Jahren, aber die einfache Tatsache, dass alle jetzt seit dem Umzug auch unter dem gleichen Dach arbeiten, ermöglicht es uns zum ersten Mal die Ressourcen so effizient zu nutzen. Das macht schon einen erheblichen Unterschied in einem so schnellen Geschäft wie dem Nachrichtengeschäft. Das erlaubt uns die ganze Stärke des BBC-Journalismus zu demonstrieren.
Worauf kam es Ihnen beim Umzug eigentlich an? Was steht für BBC World News 2013 im Fokus?
So einen großen Schritt nach vorne macht man nicht jedes Jahr, also haben wir uns natürlich Gedanken gemacht, wie wir das meiste rausholen können bei diesem Umzug. Es gibt ein paar Dinge, auf die wir uns fokussiert haben. Technisch bedeutete der Wechsel ins Broadcasting House der Abschied aus einem zugegebenerweise veralteten, inzwischen zu kleinen Studio im Westen Londons. Jetzt sind wir im Zentrum von London - und arbeiten jetzt mit State-of-the-Art-Technik in drei Studios, die den 24 Stunden-Sendebetrieb bestreiten. Natürlich alle in HD, ein Studio extra für Virtual Reality. Von der technischen Seite aus also ein naheliegender Sprung nach vorne: Neue Studiotechnik bedeutet neue Möglichkeiten. Dann gibt es aber noch einen zweiten Grund, denn es geht bei gutem Nachrichtenjournalismus ja nun um mehr als schicke Optik. Es geht um den Journalismus selbst und unseren Anspruch, den wir mit unserem neuen Claim „The worlds newsroom“ klar definieren. Wir sitzen im Herz von London, aber machen einen internationalen Nachrichtensender mit internationaler Perspektive, nicht britischer Perspektive. Das wird ja u.a. auch durch die Programme in 28 Sprachen deutlich. Broadcasting House soll das International House of Excellence in Journalismn sein. Das ist unser Ziel. Aber der dritte Punkt ist: Wir haben mehr Journalisten in mehr Ländern rund um den Globus als jeder andere Nachrichtenanbieter der Welt. Wir haben Kollegen, die vor Ort leben und sich auskennen. Die uns auch wirklich Hintergrund liefern können. Das wollen wir mit unserer neuen Marketing-Kampagne und der Zeile „Live the story“ verdeutlichen.
Sie betonten gerade, dass sie sich als internationaler Nachrichtensender verstehen. Nicht als britischer Sender. Dennoch wird es für BBC World News bessere und schlechtere Märkte rund um den Globus geben. Können Sie dazu etwas sagen?
Obwohl wir Nachrichten online und via Radio in 28 Sprachen anbieten, ist das Fernsehprogramm mit Ausnahme eines japanisch-sprachigen Programms ein englischsprachiges Nachrichtenangebot. Das gibt also schon mal die Märkte vor, in denen wir sehr stark unterwegs sind. Die englischsprachige Welt ist natürlich unser Kernmarkt. In anderen Ländern schwankt unsere Position aber wir arbeiten stetig daran, sie zu verbessern. In Deutschland erfreuen wir uns einer guten und wachsenden technischen Reichweite, aktuell arbeiten wir hier daran, die Anzahl der regelmäßigen Zuschauer zu steigern. Nicht jeder ist interessiert an internationalen Nachrichten und nicht jeder versteht englisch gut genug, um dem Programm länger zu folgen.
Wie positioniert sich BBC World News im Wettbewerb der internationalen Nachrichtensender?
Um ehrlich zu sein fehlte es dem Sender zuletzt an Selbstvertrauen. Wir haben uns unter Wert verkauft. Mit dem Umzug in unser neues Headquarter im Broadcasting House haben wir einen wichtigen Schritt getan, um den Sender mit neuer Relevanz aufzuladen und unsere Stärken besser zu betonen. Der Marketing-Claim „Live the story“ ist bewusst eine Herausforderung für Wettbewerber, die ihre Journalisten bei wichtigen Ereignissen einfliegen müssen, weil sie niemanden vor Ort haben. Wir wollen uns davon unterscheiden und das stärker betonen: BBC-Korrespondenten zeichnen sich nicht durch ein Vielflieger-Konto aus, sondern durch Kenntnis vor Ort. Jeder hat mittlerweile Zugriff auf zehn oder mehr internationale Nachrichtensender. Da hilft ein solches Alleinstellungsmerkmal.