Herr Simon, wann haben Sie das letzte Mal laut vor dem Fernseher gelacht?
Ich glaube, das war als Klaas letzte Woche in „Circus HalliGalli“ mit einem Polizisten gerangelt hat. Ich finde Joko und Klaas sehr lustig. Als sie noch ihre Sendung bei ZDFneo hatten, war ich mal bei den beiden in der Sendung. Mich hat damals beeindruckt, dass die zwei sehr kollegial und gut vorbereitet waren. Sie sind tolle Gastgeber. Und letztendlich haben sie mir indirekt einen Arbeitsplatz besorgt (lacht). Von daher kann ich natürlich auch nur Gutes über sie sagen.
Ob Rudi Carrell oder Linda de Mol: Warum sehen wir eigentlich Holländer so gerne im deutschen Fernsehen?
Das hat wohl etwas mit dem Akzent zu tun. Deshalb pflegen wir den ja auch alle in Deutschland, weil es entweder klingt wie ein kleines Baby oder wie ein besoffener Westfale - irgendwo dazwischen findet sich glaube ich ein Sympathiewert. Ich habe bei meinen Live-Auftritten auch festgestellt, dass ich durch den Akzent harte Sachen sagen kann, ohne dass es gleich brutal wirkt. Es ist dieses Wolf-im-Schafspelz-Phänomen.
Welche Humornote kann ein Holländer dem deutschen Fernsehen denn beisteuern, die ihm bislang fehlt?
Ich glaube, dass ich nicht so zynisch bin und wir Niederländer schon eine andere Humorfarbe haben. Durch meine lange Zeit in Deutschland bin ich aber auch schon bis zu einem gewissen Grad eingedeutscht. Zynismus lässt sich auch bei mir inzwischen nicht immer vermeiden. Was bleibt ist trotzdem eine etwas andere Haltung. Ich versuche eher positiv an die Dinge zu gehen und beispielweise bei Steinbrück auch mal das Gute zu sehen. Um dadurch letztendlich genauso auf Schieflagen hinzuweisen, aber eben mit der Freude an der Sache. Ob das dem deutschen Fernsehen fehlt, sollten dann andere beurteilen.
Die USA ist die Wiege des Late-Night-Genres, ziehen Sie daraus auch Ihre Inspiration?
Früher habe ich gerne David Letterman gekuckt, was aber in Deutschland schwierig zu empfangen ist, deswegen verfolge ich das nicht mehr. Vor ein paar Jahren habe ich sehr begeistert Jon Stewart geschaut, der einen Großteil seiner Sendung tatsächlich selbst schreibt, obwohl er einen unglaublichen Pool an Autoren hat. Das finde ich beeindruckend. Der ist besessen von seiner Show und dem was er tut. Das ist leidenschaftliches Fernsehen und das sieht man. Wenn ich es im Laufe der Zeit schaffe, daß die Zuschauer merken, der meint das ernst, der macht das mit Begeisterung, dann wäre ich schon sehr zufrieden.
Fürchten Sie schon den Vergleich mit „neoParadise“, Harald Schmidt oder der „heute-show“?
Das ist ein Problem, das, um es liebevoll zu sagen, in den Köpfen von Journalisten entsteht, was aber nicht zu meiner Lebensrealität gehört: Warum soll ich mich vergleichen? Da kann ich nur verlieren. Die machen das alle schon viele Jahre lang. Wenn ich mich vergleiche, dann kann ich direkt einpacken und brauche gar nicht erst anzufangen. Ich habe auch überhaupt keine Stutenbissigkeit gegenüber anderen Formaten. Joko und Klaas oder Stefan Raab machen alle ihr Ding und das machen sie gut. Ich werde versuchen, mein Ding zu machen. Ich sehe auch keinen Sinn darin, zu sagen, dass ich ganz anders bin und jetzt alles anders mache. Ich werde die Late-Night nicht neu erfinden, aber ich kann sie mit meinen Ideen und Vorstellungen bereichern und die "nate light" zu meiner Show machen. Das ist mein Ziel. Das ständige Vergleichen ist der Wunsch von außen Dinge einzuordnen, damit man Sicherheit für das eigene Weltbild bekommt. Das ist aber nicht meine Baustelle.
Also haben Sie auch keine Probleme damit, etwas von anderen zu übernehmen?
Ich habe nie das Interesse gehabt, groß über andere zu diskutieren. Alles was ich gut finde, werde ich ausprobieren und zwar solange bis ich mein Ding gefunden habe oder die Show abgesetzt wird. Das ganze Leben besteht aus Mimikry. Ich bin da keine Ausnahme. Ich muss meinen Weg finden, da gehören immer Höhen und Tiefen dazu. Am Ende nennt man das dann Erfahrung. Genauso wird es bei mir in den nächsten Jahren auch weiter gehen - so lief es mit dem Soloprogramm und so wird es mit Fernseh-Sachen auch laufen.
Was ist für Sie als "gebürtiger" Live-Künstler mit viel Bühnenerfahrung die größte Herausforderung angesichts Ihres neuen Late-Night-Formats?
Die größte Herausforderung ist für mich, eine wöchentliche Sendung zu bauen. Mein Soloprogramm hat natürlich aktuelle Bezüge, weswegen ich auch von Tag zu Tag Bestandteile verändere, aber im Wesentlichen stehe ich dort auf einem Gerüst, das ich mir über Jahre hinweg erarbeitet habe. Wenn ich auf eine Bühne gehe, weiß ich ganz genau, wo die Reise hingeht. Von daher ist die Live-Tour für mich auch sehr entspannend, weil ich da einfach rausgehe und das mache, was ich immer mache. Für die Sendung müssen wir nun einmal die Woche 45 Minuten Material generieren. Das ist eine Herausforderung, aber mit den hochmotivierten Kollegen um mich herum, schaue ich positiv nach vorne.
Wie leicht fällt einem Solokünstler die Zusammenarbeit in so einem Team?
Da müsste man meine Kollegen fragen (lacht). Ich glaube, dass ich nicht immer einfach bin. Mit Martin Brindoepke und Markus Hennig, die letzte Woche übrigens beide einen Grimme-Preis gewonnen haben, habe ich zwei kongeniale Partner gefunden. Wir können über die gleichen Sachen lachen und haben ähnliche Vorstellungen von Humor. Ich muss mich allerdings erst daran gewöhnen, mit anderen Leuten zusammen den Stand-up zu schreiben, aber im Zweifelsfall sehen vier oder sechs Augen mehr als zwei. Ein Solo-Programm zu schreiben, ist ein ganz anderer Prozess, da sammelt man ein Jahr lang Ideen. Abends setzt man sich bei einem Glas Wein und einer Zigarette hin und schreibt fünf bis sechs Seiten, die dann wieder eingedampft werden. Bis ich einen Text für mein Soloprogramm fertig habe, habe ich diesen bestimmt zehn oder fünfzehn Mal überarbeitet. Diese Zeit haben wir bei "nate light" natürlich nicht. Montags sitzen wir mit den Themen da, zu denen uns etwas Lustiges einfallen muss. Late-Night ist wie Fischhandel - du weißt nicht, wie frisch der Fisch an dem Tag sein wird.