Welche Themen wollen Sie in den 45 Minuten aufgreifen?
Alle. Von Kim Jong-un, über Hartz-IV-Gesetze bis hin zu der Tatsache, wie im Nahen Osten jeden Tag Menschen abgeschlachtet werden. Das sind für mich alles Themen. Im Rahmen der NSU-Morde ist Bianca Klose, die sich für eine mobile Beratung gegen Rechtsextremismus engagiert, ein Wunschgast von mir. Mit Cem Özdemir würde ich sicherlich auch gern über dieses Thema sprechen. Aber es gibt natürlich Grenzen: Wir haben beispielsweise jetzt gerade etwas über Kim Jong-un gemacht, aber sollte er tatsächlich eine Bombe werfen, kann man das in der Form nicht mehr machen. In dem Moment, in dem Menschen sterben, ist es für mich nicht mehr lustig. Das wäre allerdings kein Grund, nicht darüber zu sprechen, ich könnte es jedoch nicht in einen lustigen Kontext setzen.
Wird auch das ZDF selbst Thema sein?
Für mich gibt es erst einmal keinen Grund, etwas nicht zu machen. Natürlich müssen wir die Themen mit der Redaktion absprechen, aber ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass man etwas nicht machen könnte. Bei einem Comic-Einspieler mit meinem Alter Ego gehen wir zum Beispiel über einen imaginären ZDF-Friedhof und kommen an mehreren Gräbern der Charly-Affen vorbei. Da sind schon einige ZDF-Reminiszenzen drin, die nicht unbedingt auf lieb gebürstet sind. Aber es macht nur Sinn, gegen den Sender zu schießen, wenn es tatsächlich auch einen Grund gibt. Kürzlich wurde in der „heute-show“ „50 Jahre kackdreister Parteieneinfluss im ZDF“ gefeiert. Das war großartig! Da steckt eine Wahrheit drin, die Show zieht es knallhart durch und dann hat es eben auch seine Berechtigung.
Wie wird die Show konkret aussehen?
Wir werden einen multimedialen Stand-up machen, was bedeutet, dass wir drei große Projektionsflächen haben, auf denen ich mit Bildern oder Clips interagiere. Das heißt, ich moderiere nicht einfach ein Video mit einem witzigen Pandabären an, der von einem Baum fällt, sondern trete im Idealfall mit den Figuren des Videos in den Dialog und entspinne daraus meine Geschichte. Bei uns gibt es nicht nur politische Themen, sondern auch Klamauk. Also alles das, was ich super finde und was für mich Leben ausmacht. Ein lustiger Einspieler ist dabei genauso wichtig, wie ein tiefgründiges Gespräch mit meinen Gästen. Die richtige Balance muss man natürlich erst finden. Ich habe ein ziemlich klares Bild im Kopf und nach der ersten Sendung werde ich wissen, wie nah ich diesem Bild gekommen bin. Danach kann man dann überlegen, wo man schrauben muss. Wir werden am Donnerstag vermutlich nicht direkt das Produkt abliefern können, was wir uns gerade vorstellen. Es wird ein Prozess werden.
Dann ist es ja vielleicht ganz gut, dass die Sendung bei ZDFneo und nicht im ZDF läuft. Sind die Digitalkanäle die richtige Spielwiese für Sie, um zu reifen und den Künstlern Ihre Bühne zu leihen?
Die Talkgäste, Kabarettisten, Artisten und Musiker, die bei mir auftreten, sind vor allem Leute, die ich persönlich schätze. Ich finde es toll außerhalb der großen TV-Öffentlichkeit zu kucken, was mir Freude macht, wo ich lernen und woran ich wachsen kann. Da ist diese Spielwiese wirklich ideal. Grundsätzlich bin ich ohnehin ein Fan von öffentlich-rechtlichem Fernsehen, weil ich die Grundidee dahinter sehr gut finde und ZDFneo ist auch ein Sender, der versucht, sein Profil zu schärfen und Möglichkeiten zu bieten - die muss man nutzen.
Ihre Zusammenarbeit mit ZDFneo ist ja nicht neu, es gab sie bereits bei den "Thekenquizzern"...
Ich habe mit Eyeworks damals an mehreren inhaltlichen Konzepten gearbeitet und den verschiedensten Sendern Formate vorgeschlagen. Unabhängig davon kam von ZDFneo der Vorschlag, mich für das ebenfalls von Eyeworks entwickelte „Thekenquizzer“ als Moderator zu besetzen. Als ich gehört habe, dass es um eine Quizshow geht, habe ich erstmal laut gestöhnt. Aber als dann klar war, dass ich da an jedem Abend in einer anderen Kneipe sein werde, dachte ich, es könnte ein Abenteuer werden. Und das wurde es auch. Für mich bleibt "Thekenquizzer" ein komplett positives Erlebnis. Wir haben zwanzig Tage lang lustige Shows gedreht, gesoffen und ich habe etwas von Deutschland gesehen - das war einfach super.
Gibt es trotz der guten Erfahrungen mit ZDFneo Ambitionen, irgendwann ins Hauptprogramm zu wechseln?
Ich fange immer schon an zu schwitzen, wenn mein Manager für eineinhalb Jahre im Voraus eine Tour buchen will. Was weiß ich, wo ich in eineinhalb Jahren bin. Ich mache die ersten zehn Sendungen, weil ich Lust darauf habe. Ich werde aber trotzdem nie auf das Live-Geschäft verzichten, weil es mein funktionierendes Rückgrat ist. Davon lebe ich. Alles andere werde ich dann bewerten, wenn es soweit ist. Ich habe viele Jahre lang Varieté gespielt, mit bis zu drei- bis vierhundert Shows im Jahr – und war dann an einem Punkt, an dem ich keine Lust auf gar nichts mehr hatte und sogar überlegt, zu meinem Lehramtsstudium zurückzukehren. Alles was ich mache, steht unter der Überschrift „Habe ich da Freude dran?" Wenn man so einen bescheuerten Beruf macht, dann muss man das auch mit Freude machen, ansonsten sollte man zu Hause bleiben. Ich habe überhaupt keine Ambitionen berühmt zu werden, das ist für mich vollkommen unwichtig. Wenn mich irgendwann ein paar Leute in Verbindung mit einer bestimmten Form von Inhalt und Humor bringen, dann wäre das toll. Für das Showgeschäft gibt es eine grundlegende Regel, derer man sich immer bewusst sein muss: ein Drittel liebt dich, ein Drittel hasst dich und einem Drittel bist du scheißegal. Genauso wie es mehr werden, die dich lieben, werden es mehr, die dich nicht mögen.
Dann dürfte Ihnen bewusst sein, dass es nicht nur positive Reaktionen geben wird. Was geben Sie den Kritikern der ersten Show mit auf den Weg?
Kuckt es euch an und zerreißt es dann, aber bitte mit Freude und nicht aus so einem persönlichen Frust heraus. Ich sehe das ganz entspannt, denn es hat mit meiner Lebensrealität nichts zu tun. Ich mach' weiter, denn es macht mir einfach Spaß. Man wird sehen - wenn's keiner kuckt, dann wird es nicht viele Sendungen davon geben und dann spiele ich mein Soloprogramm weiter. Wenn es gut wird, dann machen wir vielleicht noch mehr. Wenn das Fernsehen weg ist, geht mein Leben ganz normal weiter.
Herr Simon, vielen Dank für das Gespräch