Ist der Fußball im Laufe der Jahre denn tatsächlich besser geworden, wie man das so häufig hört?
Der Fußball ist anders geworden, fast eine andere Sportart. Wenn jemand die Entwicklung nicht verfolgen würde, sondern damals und heute jeweils einmal reingeschaut hätte, würde er das Spiel vermutlich nicht mehr kennen. Ob das ist in allen Bereichen besser geworden ist, sei dahingestellt. In jedem Fall ist der Fußball viel athletischer und schneller geworden. Wenn man sich heute Schwarz-Weiß-Bilder aus den 70er Jahren ansieht, denkt man, es sei Zeitlupe. Aber es waren damals wie heute Leute, die mit dem Spielgerät umgehen konnten. Die damaligen Techniker waren ganz sicher keine schlechteren als heute.
Ein Franz Beckenbauer wäre also auch heute noch zum Kaiser geworden?
Da bin ich ziemlich sicher. Es wäre anders trainiert worden. Man kann ja nicht den Beckenbauer von damals heute auf den Platz stellen. Der wäre hoffnungslos verloren. Aber dazwischen ist ja in der Trainingslehre viel passiert. Beckenbauer wäre physisch ganz anders ausgebildet. Gute Fußballspieler von damals wären auch heute noch gute Fußballspieler. Davon bin ich überzeugt.
Kommen wir zurück zu Ihnen und Ihrem Job. Bei aller Liebe zum Fußball muss es doch Situationen in Ihrem Leben geben, in dem Sie in bitterer Kälte sitzen, ein schlechtes Spiel sehen und einfach nur nach Hause wollen…
Es passiert eigentlich jede Woche, dass es Szenen gibt, bei denen ich einfach aufstehen möchte. Aber dahinter steht die Hoffnung, dass ich eine Woche später oder schon im nächsten Moment die besten Szenen erlebe, die ich je gesehen habe. Das hält sich die Waage - und genau deshalb freue ich mich immer auf das nächste Spiel.
Die schönen Momente scheinen also zu überwiegen.
Immer! Und davon kommt man auch nicht los. Ich ärgere mich über schlechte Spiele, über tausend Dinge, und auch darüber, dass es mal kalt ist. Alles was Sie möchten. Die Freude an einem guten Fußballspiel besänftigt am Ende aber alles.
Jetzt sind Sie schon seit 1999 bei Sky tätig. Da haben Sie turbulente Jahre erlebt - vom Börsengang über Börnickes Hoffnung auf zehn Millionen Abonnenten bis hin zum Verlust der Bundesliga-Rechte an Arena. Haben Sie sich davon eigentlich immer frei machen können?
Als wir 2002 zur WM nach Südkorea und Japan geflogen sind, ging es dem Sender sehr schlecht. Wir sind zwar als Premiere-Mitarbeiter hingefahren, aber ob wir auch als Premiere-Mitarbeiter zurückkommen würden, war nicht so ganz sicher. An das Arena-Jahr erinnere ich mich ebenfalls gut. Wenn wir ehrlich sind, haben wir damals für ein Wohnzimmer von Managern von der Telekom und von Sky gesendet. Sonst hat niemand zugeguckt, weil technisch niemand zugucken konnte. Und trotzdem haben wir unseren Job so gemacht, wie wir ihn heute machen. Es war absurd, aber damals habe ich viele Kollegen von Ihrer besten Seite kennengelernt.
Und es war ja insofern gar nicht verkehrt, weil Sie im Jahr danach nahtlos weitermachen konnten.
Das war der Beweis, dass es nur so hatte sein müssen. Und nicht anders.
Aber wie fühlte sich denn dieser Moment an, zu wissen, dass das jetzt tatsächlich nur eine Hand voll Managern zusieht?
Das musste man ausblenden. Sonst hätte man denen ja erzählen können, im Himmel ist Jahrmarkt. Aber genau das war ja die große Leistung. Ausblenden und den Job so professionell machen, als würden da Hunderttausende zuhören. Das war eine der schwierigsten beruflichen Situationen, an die ich mich erinnern kann.
Da war's dann vermutlich auch gut, dass Sie dieses Kind in sich gespürt haben?
Das war immer noch Fußball und der Job, der mir so viel Spaß macht. Den zu verraten, indem man sagt, es ist sinnlos, durfte nicht sein. Das haben glücklicherweise alle so gesehen. Deswegen haben wir die Bundesliga zurecht wiederbekommen.