Herr Reif, können Sie die Faszination Fußball, die Sie praktisch Ihr ganzes Leben lang begleitet, eigentlich in Worte fassen?
Man kann auch noch als älterer und erwachsener Mensch Kind sein. Damit hat es viel zu tun. Für mich ist Fußball immer noch ein Spiel. Es ist furchtbar einfach und einer der prägendsten Bereiche der Kindheit, wenn man denn dorthin geführt wird. Fußball begleitet mich, seitdem ich vier Jahre alt bin. Und davon kommt man irgendwann nicht mehr los.
Sie haben in Ihrer Jugend ja selbst mal bei Kaiserslautern gespielt. Gibt es denn hin und wieder mal stille Momente, in denen Sie bedauern, dass es mit der Fußballkarriere nicht geklappt hat?
Nein, nicht mehr. Diese Momente hatte ich mit 27 Jahren, als ich zurückschaute und einige ehemalige Mitspieler plötzlich Karriere machten. Da stellte ich mir schon die Frage, ob ich den Sport nicht konsequent genug verfolgt habe. Es hat aber einfach nicht gereicht, um eine richtige Karriere hinzulegen. Ich war zwar talentiert, aber nicht durchsetzungsfähig genug. Heute sehe ich das entspannter. Als Fußballspieler könnte ich damit längst nicht mehr mein Brot verdienen. Als Journalist kann ich das sehr wohl noch. Deshalb freue ich mich auch sehr, dass ich gerade meinen Vertrag mit Sky um zwei weitere Jahre bis 2015 verlängert habe.
Heutzutage hat man das Gefühl, dass jeder Spieler unter Dauerbeobachtung steht - sowohl auf dem Platz, als auch daneben. Wollten Sie in dieser Zeit überhaupt noch Fußball-Profi sein?
Ganz schwierige Frage. Es ist sicher ein wunderbarer Job, der viel Spaß macht. In Bezug auf die Beobachtungen tue ich mir schwer, denn wenn man Fußball spielt, muss man erst mal davon ausgehen, dass Menschen zuschauen. Alles andere ist einem ja selber gegeben - was man den Beobachtern und der Presse anbietet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nein, das hätte mich nicht abgeschreckt.
Nun ist es in Ihrem Fall vom Jugendspieler zum vielfach ausgezeichneten Fußballkommentator ein langer Weg, vor allem, wenn dazwischen auch noch ein Studium der Politikwissenschaften liegt. Können Sie sich an das erste Spiel erinnern, das Sie kommentiert haben?
Daran habe ich eine ziemlich klare Erinnerung. Es war ein Länderspiel zwischen Deutschland und Albanien in Saarbrücken, das ich auf Band kommentieren durfte, weil sich der damalige ZDF-Sportchef Dieter Kürten mal anhören wollte, ob ich das kann. Er wollte unbedingt, dass ich kommentiere. Im Gegensatz zu mir: Ich wollte keinesfalls kommentieren.
Wieso denn nicht?
Ich habe lieber Filme gemacht. Kommentieren war mir zu laut und auffällig. In Ruhe Filme zu machen und in der Gegend herumzureisen fand ich erst mal viel attraktiver. Das hat sich dann anders ergeben.
Und trotzdem hatten Sie ja erst mal gar nichts mit dem Sport zu tun. Sie haben als Politikredakteur beim ZDF begonnen…
Fußball war mein Hobby, aber beruflich wollte ich damit nichts zu tun haben. Mein Berufsziel war es, politischer Journalist und Korrespondent zu werden. Und als dann einige Dinge nicht so gelaufen sind, wie ich sie mir vorgestellt habe, kam das Angebot, zum Sport zu wechseln. Da dachte ich: Dann mache ich eben das, was ich kann - oder was man mir zutraut. Rückblickend betrachtet war das sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung.