Das war ja in der Tat kurz. Welche Geschichten erzählt „Heldt“?

Wir versuchen möglichst wenig klassische „Who‘s done it?“ zu machen. Es gibt natürlich Folgen bei denen am Anfang einer stirbt und am Ende der Fall gelöst ist. Aber es gibt auch Geschichten, in denen eine Gefahr für irgendjemanden besteht und Heldt versucht Schlimmeres zu verhindern.

Und wenn es gut läuft ab Donnerstag, dann geht es schnell weiter? Sind ja erstmal nur sechs Folgen...

Wir schreiben schon an zwölf neuen Büchern und das ZDF will im Laufe der Ausstrahlung entscheiden, ob es weitergeht. Aber sie waren eben schon bereit deutlich zu investieren in die Vorbereitungen, damit wir bei Erfolg dann eben nicht erst eine lange Pause haben.

 

 

Was für eine Überleitung. Die Fortsetzung von „Heldt“ dürfte dann also etwas schneller kommen als die einer anderen Sony Pictures-Serie...

(lacht) Sie reden von „Der Lehrer“?

Genau. Die neue Staffel ist ja schon abgedreht. Aus einer halbstündigen Sitcom wurde eine einstündige Familienserie...

Das würde ich so gar nicht sagen. Es war schon immer eine tolle Serie, die mehr hatte als nur den ein oder anderen Lacher. Das Thema Schule ist im deutschen Fernsehen momentan meiner Meinung nach völlig unterrepräsentiert. Nach „Unser Lehrer Dr. Specht“ kam da nicht mehr viel, dabei ist das ein uns allen bekanntes Thema. Vertrauter vielleicht sogar noch als Krimi und Krankenhaus. Es ist eben nur schwerer zu erzählen.

Haben die immer größeren Unterschiede zwischen Schulen in Berlin und vielleicht auf dem Land in Bayern es da schwerer gemacht eine „typische“ Schule und ihre Geschichten zu erzählen?

Ich glaube nicht. Es gibt auch keine typischen Krankenhäuser oder Polizeidienststellen. Da sehe ich kein Problem, weil wir bei der „Der Lehrer“ allgemeine Probleme unserer Gesellschaft thematisieren. Mobbing, unglückliche Liebe, Freundschaften und Feindschaften oder sexuelle Identität. Das sind Themen die sie an der Rütli-Schule genauso finden wie im Gymnasium in Sachsenhausen.

Was macht dann eine Schul-Serie schwerer?

Beim Krimi gibt es ein Verbrechen, das aufgeklärt wird. Beim Krankenhaus eine schwere Krankheit, die geheilt wird. Da gibt es einen klassischen Spannungsbogen um einzelne Fälle. Pubertierenden-Probleme haben nicht diesen Spannungsbogen und klingen für Erwachsene mitunter auch etwas banal. Da war es unsere Aufgabe glaubwürdig und ernsthaft zu erzählen.

Dann ist die zweite Staffel von „Der Lehrer“ also weit weniger Comedy?

Die halbstündige Version von „Der Lehrer“ wurde nicht fortgesetzt, weil sich zu der Zeit dann halbstündige Formate sehr schwer getan haben. Das tun sie ja heute noch. Das ist ja immer auch eine Frage der Programmierung und wenn es keine passende Serie gibt, um eine halbstündige Produktion zu ergänzen, dann sind sie ganz schön verloren. Und als ich hier angefangen habe, war das tatsächlich einer meiner ersten Termine. Ich saß mit „Der Lehrer“ unterm Arm bei RTL, um gemeinsam zu überlegen, wie wir das wirklich schöne Projekt fortsetzen können. Und als wir beschlossen haben, das Wagnis einzugehen aus einer halbstündigen Sitcom eine einstündige Serie zu machen, war uns klar, dass wir tiefer gehen müssen. In einer Sitcom kann man oberflächlicher bleiben, da arbeitet man auf Gags hin. Jetzt mussten wir nochmal härter an den Büchern arbeiten. Trotzdem glaube ich, dass die Serie jetzt fast noch etwas lustiger ist als früher, weil wir die Charaktere besser kennenlernen und man einfacher mit oder mal über sie lacht.

Wobei das Problem des Sendeplatzes für eine einstündige deutsche Serie heute nicht minder groß ist. Haben Sie einen Wunschsendeplatz bei RTL?

Wir reden da sehr offen mit RTL und Sie haben Recht, die deutsche Fiction hat es derzeit nicht so einfach bei den Privaten. Umso mehr freue ich mich auch für die Kollegen, dass „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“ so gut angelaufen sind. Da halte ich es zum Beispiel für wenig sinnvoll „Den Lehrer“ gegen „Danni Lowinski“ laufen zu lassen - weil beide Serien ein ähnliches Publikum ansprechen. Der Mittwochabend gegen Champions League ist auch undankbar. Es wird also vermutlich darauf hinauslaufen, dass wir mit „Der Lehrer“ im April oder Mai starten. Den genauen Sendeplatz wird RTL dann verkünden.

Jetzt haben wir viel über aktuelle Projekte gesprochen. Zum Ende noch die Frage: In welche Richtung pilotieren Sie denn? Welche Genres sind für Sony Pictures interessant?

Also ganz konkret sind wir in vier Genres unterwegs. Das wäre Sitcom, Dokutainment, 90-minütige Fiction ohnehin und natürlich Show. Im Bereich Show ist immer noch viel Platz in Deutschland und bei den deutschen Sitcoms bin ich sicher, dass wir 2013/14 wieder mehr sehen werden.

Und beim Genre Show dann aber eher Primetime?

Wir sind da nicht so wählerisch. Sony Pictures hat, wie schon erwähnt, ja auch schöne Daytime-Showformate. Und wir entwickeln selbst natürlich auch in diese Richtung. Wir lassen uns von Ideen treiben. Als ich hier angetreten bin vor gut drei Jahren, war mein größtes Anliegen die Sony breiter aufzustellen. Das Haus war mal sehr erfolgreich im Bereich Sitcom/Comedy unterwegs, aber viele Genres unterliegen Wellenbewegungen und ich wollte mein Team unabhängiger machen von diesen Wellenbewegungen. Und das ist uns gelungen. Vor drei Jahren waren Sony und das Thema Dokutainment sehr weit auseinander. Heute können wir viele schöne und erfolgreiche Formate vorweisen. Und einen Deutschen Fernsehpreis.

Es ist ja noch genug Platz auf der Fensterbank. Frau Quentell, herzlichen Dank für das Gespräch.