Wann wissen Sie für sich, dass eine Produktion gut geworden ist? Wenn Sie das erste Material sehen, wenn die fertige Sendung vorliegt, wenn der Sender geurteilt hat oder die Quote vorliegt...
Viele Möglichkeiten, aber keine davon trifft es (lacht) Ich begleite alle unsere Produktionen sehr eng vom Anfang bis zum Ende. Das soll nicht heißen, dass ich hier alles alleine mache, aber ich begleite es intensiv, weil mir Fernsehen am Herzen liegt. Wir möchten produzieren, woran wir wirklich glauben, daher ist eine Produktion für uns schon gut, wenn wir sie anbieten. Und auch bei den Sendern da draußen gibt es genügend Menschen, die Fernsehen genauso mögen wie wir. Da kann man dann auch mal den Zug durch den Bahnhof fahren lassen und muss nicht auf jeden aufspringen.
Also kein Scripted Reality?
Das würde ich jetzt generell nicht ausschließen, aber es gibt durchaus Programme und Genres, um die wir uns erfolgreich drumherum mogeln. Sendungen, die wir handwerklich machen könnten, aber nicht machen wollen, weil wir nicht an sie glauben. Es macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn ein Programm zu produzieren, von dessen Erfolg man nicht überzeugt ist oder das, noch schlimmer, einem eigentlich egal ist. Seit den gut drei Jahren die ich jetzt hier bei Sony Pictures bin, versuchen wir eine bestimmte Sprache zu finden, eine gewisse Haltung zu finden, die Sony-Formate auszeichnen. Der momentane Erfolg gibt uns da ja recht. Es funktioniert nicht alles, aber vieles. Und weil ich alle Produktionen so eng begleite, merke ich sehr schnell, wenn etwas nicht so wird, wie wir es uns vorgestellt haben. Und dann kann man auch noch daran arbeiten und es ändern. Und dann verlassen auch nur Sendungen unser Haus, von denen wir wissen, dass sie gut sind.
Aber was hat dann z.B. bei der Neuauflage der „Pyramide“ nicht funktioniert? Der Zuschauer?
(lacht) Ach, das kann man nicht sagen. Das Genre Gameshow tut sich einfach immer noch schwer, aber ehrlich gesagt ist es auf ähnlichem Quoten-Level gelaufen wie andere Formate zuvor, also nicht so wahnsinnig schlecht. Es ist vor allem aber kein Programm für das man sich schämen müsste. Ich glaube wir haben bei der „Pyramide“ mal wieder gesehen, wie schwierig die Umprogrammierung in der Daytime ist. Wenn man das mal aus Sicht des Zuschauers betrachtet, dann haben die Menschen, die tagsüber fernsehen oft ihre Regelmäßigkeiten und Rituale, egal ob „Küchenschlacht“, „Rote Rosen“ oder „Familien im Brennpunkt“. Wenn ein Sender jetzt etwas Neues in der Daytime probiert, dann warten die Zuschauer da nicht drauf. Sie müssen das erstmal finden. Beim Abendprogramm guckt man ja vielleicht nochmal in die Programmzeitschrift, aber am Tag schaltet man aus Gewohnheit ein. Und diese Gewohnheit verändert man nicht mal eben.
Gilt das auch für den Vorabend?
Ja, weil es auch Gewohnheitsprogramme sind. Und schauen Sie: „Alles was zählt“ bei RTL oder „Das perfekte Dinner“ bei VOX sind mal schlecht gestartet. Aber man hat daran festgehalten. Und das Publikum hat die Sendungen mit der Zeit für sich entdeckt. VOX hat da beim „Perfekten Dinner“ ja nochmal 100 Folgen bestellt als es noch gar nicht zufriedenstellend lief. Natürlich hilft es nicht immer. Nur weil man etwas lang laufen lässt, wird die Sendung nicht automatisch besser. Aber gute Sendungen brauchen in der Daytime und am Vorabend ihre Zeit. Und nochmal zur Pyramide, manchem war das vielleicht aber auch zu sehr retro...
Aber diese fast schon panische Angst vor früher erfolgreichen Formaten finde ich meist übertrieben. Nicht jede Neuauflage gelingt, aber das neue „Dalli Dalli“ wird gefeiert. Schade, dass das Gameshow-Genre in der Daytime wohl erstmal wieder einen Rückschlag erlebt hat...
Ja, wirklich schade. „Jeopardy“ und „Glücksrad“ sind ja auch noch zwei Formate von Sony und ich komme ja beruflich aus dem gleichen Stall wie Ute Biernat, wenn man das so sagen kann - also mein Herz für Gameshows ist groß.
Jetzt sind wir schon beim ZDF und dem Vorabend: Am Donnerstag startet ihre neue Krimiserie „Heldt“. Was unterscheidet die Serie von all den anderen Krimiserien, an denen es ja nicht gerade mangelt...
Was „Heldt“ unter den ZDF-Vorabendserien, und in dem Umfeld bewegen wir uns ja, so besonders macht, ist wirklich mehr Action, vor allen Dingen mehr Witz und eine sehr schnelle Erzählweise. Aus unserer Sicht ist „Heldt“ damit wirklich etwas Neues am ZDF-Vorabend.
Jetzt ist die Serie mit Kai Schumann und Janine Kunze auch für ein jüngeres Publikum sehr prominent besetzt. Ist das nur Vorteil oder auch Risiko, weil der Zuschauer sie vielleicht noch aus früheren Rollen zu präsent im Kopf hat?
Ich weiß was Sie meinen, aber ich glaube das nicht. Wir sind sehr froh mit den beiden und auch Timo Dierkes arbeiten zu können. Das ist der absolute Wunschcast gewesen. Die Titel-gebende Hauptrolle haben wir nicht gecastet sondern einfach besetzt. Die Anekdote dazu kann Kai Schumann noch besser erzählen als ich, aber wir hatten hier die Idee ihn zu besetzen und beim Deutschen Fernsehpreis habe ich ihn, ohne dass er mich kennt, auf der Party einfach mal angesprochen: „Hallo, wir kennen uns überhaupt nicht, aber ich habe mich die ganze Woche schon mit Ihnen beschäftigt.“ Später erzählte er dann mal, wie er in dem Moment natürlich skeptisch war, wenn ihm da jemand verspricht, ihn groß rauszubringen. Das hört man ja häufiger mal. Aber ich habe ihm dann das Buch der ersten Folge geschickt und einen Tag später saß er bei mir im Büro. Und Janine Kunze spielt in „Heldt“ so überzeugend, dass da kaum einer an „Hausmeister Krause“ denken wird. Und zusammen mit Timo Dierkes, dem Mann mit den tausend Gesichtern, ist das ein tolles Trio.
Kann man kurz zusammenfassen, um was es geht in „Heldt“?
Ich versuche es. Kai Schumann ist Nikolas Heldt, ein Ermittler der mehr an Gerechtigkeit als an Gesetze glaubt. Ganz anders als der von Timo Dierkes gespielte Vorgesetzte Detlev Grün und Janine Kunze als Staatsanwältin Ellen Bannenberg kann die Methoden von Heldt aus ihrem Amt heraus nicht gutheißen, aber versteht ihn durchaus und erkennt an, dass die Methoden manchmal zielführend sind.