Herr Pflaume, was ist das Ihrer Meinung nach am häufigsten gehörte Vorurteil oder Klischee über Sie?

Wenn wir von Klischees sprechen, da gibt es viele. Aber die, die nach 18 Jahren „Nur die Liebe zählt“ und aus allen nur denkbaren Materialien geformten Herzen am häufigsten bemüht werden, sind „perfekter Schwiegersohn“ und „nett“.

Und die sind okay?

Absolut. (lacht) Das sind beides durchweg positive Attribute. Keine Mutter würde ihrer Tochter etwas Schlechtes wünschen und als nett zu gelten, heißt ja auch mehrheitsfähig zu sein und dass die Menschen sich mit Dir auch auf einen Kaffee treffen würden. Also ich habe nicht vor irgendetwas daran zu ändern. Wer mich besser kennt weiß auch, dass ich zu vielen Themen eine klare Meinung habe. Aber Extreme sind nicht so meins. Ich überlasse es gern anderen, aus der Rolle zu fallen, um damit Schlagzeilen zu produzieren.

 

Also anders als beispielsweise Joko & Klaas...

Ich finde die Beiden als Typen richtig gut. Aber sie sind natürlich alles andere als klassische Moderatoren. Ein Moderator moderiert - und das heißt im exakten Wortsinne, er vermittelt. Er steht dabei aber nicht zwingend selbst im Mittelpunkt. Bei Joko & Klaas sind die beiden jedoch die Stars - egal in welchem Format sie auftauchen. Ich freue mich über gut besprochene Sendungen der beiden, aber wenn man am Ende auf die Zahlen schaut, sind das in der Primetime insgesamt keine 3 Milllionen Zuschauer. Das sind Zahlen, die würden Dir bei den Öffentlich-Rechtlichen von der Presse um die Ohren gehauen. Um eine große Zahl an Zuschauern zu erreichen braucht es also auf jeden Fall eine gewisse Mehrheitsfähigkeit, die immer auch mit dem Ziel verbunden ist, möglichst viel junge Menschen zu erreichen.

Wie schwer fiel Ihnen vor zwei Jahren die Entscheidung, nach 15 Jahren bei Sat.1 den Sender zu wechseln? Allzu oft kann man nicht Hin- und Herspringen im deutschen TV-Markt...

Ich bin jemand, der nach langfristigen Perspektiven schaut und nicht nach dem schnellen Erfolg strebt. Das hat auch den schönen Nebeneffekt, dass ich so manche Zeitgeist-Erscheinung nicht mitgemacht habe und mich nie von Trends habe verführen lassen. Man muss natürlich zunächst für sich selbst entscheiden, in welchem Umfeld man sich sieht, aber dann auch daran denken, wie die Zuschauer einen wahrnehmen. Wenn das nicht zusammengeht, dann hat man ein Problem. Das hat auch etwas mit der Erkenntnis zu tun, dass der eigene Kopf alleine nicht trägt. Im Fernsehen ist das Format der Star. Der Moderator kann einem guten Format seine persönliche Note geben. Aber der Moderator allein kann ein schlechtes Format nicht retten.

Also meine Mutter höre ich schon manchmal sagen „Heute abend kommt doch der Pflaume“ - ohne dass sie weiß, um welche Sendung es diesmal überhaupt geht...

Glückwunsch zum guten Geschmack ihrer Mutter. (lacht) Es gab vielleicht mal Momente, in denen es gefühlt so wirkte, als wäre ich omnipräsent. Aber das hat dann eher was mit der Promotion für die Formate zu tun. Ich glaube, dass die Zuschauer heute sehr gut wissen, was sie erwartet, wenn sie eine Sendung mit mir einschalten.

Aber zumindest das Genre bleibt immer gleiche. Das ist ja nicht schlimm, aber für Sie genug?

Ich stehe für eine bestimmte Art von Fernsehen und das ist in allererster Linie Familienunterhaltung. Da fühle ich mich zuhause und der sehe ich mich auch verpflichtet. Es ist schwer genug, gute Unterhaltung zu liefern, in der sich verschiedene Generationen wiederfinden. Aber ich finde es spannend, wenn ich ab und an gefragt werde, ob ich mir auch andere Formate vorstellen könnte. Bei Sat.1 war es zum Beispiel der Fußball. Und jetzt hat mich der NDR gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Schwangerschaftsvertretung von Barbara Schöneberger in der „NDR Talk Show“ zu übernehmen.

Und Sie haben ja gesagt?

Habe ich. Man weiß ja nicht, wie oft Barbara noch schwanger wird (lacht) Ich vertrete sie von Anfang Januar bis Ende April nächsten Jahres. Und das finde ich wunderbar. Ich bin ja in diesem Jahr  schon einmal kurzfristig eingesprungen und habe eine Ausgabe der „NDR Talk Show“ mit Hubertus Meyer-Burckhardt moderiert. Das hat großen Spaß gemacht und richtig gut funktioniert. Ich bin jemand - und ich denke, das muss ich niemanden mehr erklären - der sich für Menschen interessiert und neugierig ist auf ihre Geschichten ist. Das habe ich schon mit Verliebten gezeigt und auch mit Kindern kann ich ganz gut. Und ich sage Ihnen: Wer mit Kindern kann, kann auch mit Prominenten. (lacht)