Da schließt sich doch die Frage nach der Zukunft Joko & Klaas im ZDF an: Seit Monaten gibt es da teils widersprüchliche Aussagen und keine Klarheit...

Wir würden gerne mit Joko und Klaas weiter zusammen arbeiten und haben auch Ideen für neue Formate, auf denen eine weitere Zusammenarbeit aufgebaut werden könnte.
 
Sie bekommen ja mit Oliver Fuchs Verstärkung in der Unterhaltung. Wie kamen Sie auf ihn?

Der Name Oliver Fuchs stand am Ende einer sehr gründlichen Suche mit vielen Gesprächen - intern wie extern. Oliver Fuchs hat mich mit seinen Einschätzungen zu  bestehenden Sendungen und mit neuen Ideen überzeugt und ich glaube, er bringt als gebürtiger Schweizer auch genügend Geduld für das öffentlich-rechtlichen System mit (schmunzelt).

Fuchs hat mit Eyeworks u.a. die ZDF-Krimireihe „Wilsberg“ produziert. Eine der vielen Krimis im ZDF. Viele davon sind erfolgreich, aber ist Krimi wirklich das Einzige, was öffentlich-rechtliches Fernsehen im Fiktionalen kann?

Krimis sind erfolgreich, übrigens nicht nur im Fernsehen. Und das ZDF ist schon so etwas wie der Krimi-Experte im deutschen Fernsehen. Aber wir haben und planen auch andere fiktionale Farben, etwa im seriellen Bereich. Wir haben uns dafür die 19.25 Uhr-Serienleiste genauer angeschaut und wollen da neue Akzente in Richtung Familienserie setzen. Eine neue Serie kommt schon im Oktober: „Schafkopf“. Weitere Serienentwicklungen haben wir angestoßen, die auch insbesondere in Richtung Wochenende auf eine Familienansprache gehen - und keine Krimis sind.
 
Was haben Sie aus einer Koproduktion wie den „Borgias“ gelernt?

Dass wir das unbedingt weitermachen werden.
 
Also auch gewagtere Fiction in der Primetime? Familienserien am Vorabend sind ja jetzt auch eher konventionelle Kost. Ist es nicht gerade Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen sich auch an Dinge zu wagen, die sich Privatsender aus finanziellen Sorgen nicht trauen?

Einmal im Jahr setzen wir mit einer internationalen europäischen Koproduktion einen großen fiktionalen Akzent. Dazu gehört dann auch ein etwas kantigerer und mutigerer Zugang. Das sieht man ja nicht nur an den „Borgias“ sondern auch am Sonntag um 22 Uhr, wo wir auch schon länger recht kantig unterwegs sind: Aus Europa kommt wunderbares Fernsehen.
 
„Borgias“ und neue Familienserien am Vorabend - reicht das?

Es geht um eine gesunde Mischung aus einer Modernisierung des Regelprogramms in Kombination mit Event- und Highlight-Programmen. Wir starten mit „Adlon“ ins neue Jahr und im ersten Quartal wird dann zum Beispiel auch „Verbrechen“ von Schirach kommen, das wir mit Oliver Berben produzieren. Ich kann Ihnen versprechen: Das wird etwas Besonderes, etwas, das Sie sonst nur von HBO und den amerikanischen Studios kennen.
 
Bemerkenswert ist ja, dass das ZDF für „Borgias“ mal eben gelernte Sendeplätze für zwei Wochen freigeräumt hat.

Aber der Zuschauer nimmt das nicht übel, weil er das Besondere daran erkennt und schätzt.

Aber welche Besonderheit lag denn darin „Kommissar Stolberg“ kürzlich dienstags gegen die erfolgreiche ARD-Fiction laufen zu lassen?

Das war eine Sommerprogrammierung in der Ferienzeit für vier Wochen. Für die Dokumentationen, die da normalerweise laufen, ist das eine schwierige Zeit. Die Serie hat dort leider auch auf Anhieb nicht funktioniert.
 
Stichwort Monokultur: Die gibt es nicht nur bei den Serien, sondern auch bei den Shows. Derzeit gibt’s abseits von „Wetten, dass..?“ sehr viel Quiz. Das war doch mal anders.

Sie vergessen unter anderem die Comedy-Shows, über die wir eben sprachen. Aber es stimmt schon, dass sich der Show-Markt in einer Orientierungs-Krise befindet. Die Quoten vieler Unterhaltungsformate, insbesondere bei den Privaten, bröckeln. Noch hat niemand den Stein der Weisen, den nächsten „Millionär“, gefunden. Bevor mit „Wer wird Millionär?“ das Quizgenre zu einer neuen Blüte kam, gab es übrigens eine ähnliche Situation.
 
Aber in den 90ern gab es - jetzt zwar nicht im ZDF - Shows wie „Geld oder Liebe“ oder „Flitterabend“. Es gab ja eine gewisse Kultur der Samstagabendunterhaltung...

Da gab es auch noch das große Familien-Lagerfeuer am Samstag. So wie sich die Gesellschaft verändert, verändern sich auch die Erwartung an das Fernsehen. Wir treiben mit Oliver Fuchs Neuentwicklungen voran, werden auch mit Jörg Pilawa neue Formate entwickeln,auch jenseits der Quiz-Farbe. Wir werden auch serieller programmieren, um mal ein Event über mehrere Wochen hinweg zu platzieren.