Das Jahr hat für die ARD-Werbung mit Blick auf den Vorabend und Gottschalk ja nicht so besonders gut begonnen. Sehnt man sich da nach Großevents wie Fußball-EM und Olympia?

Das Jahr hat für uns gut begonnen - im Januar lagen wir zehn Prozent über dem Vorjahr, einem starken TV-Jahr. Und dann kam "Gottschalk Live". Die erste Sendung hatte fast viereinhalb Millionen Zuschauer. Daran sieht man, was man ihm auf diesem Sendeplatz zugetraut hat und wieviele ihn sehen wollten. Aber offenbar wollten die Zuschauer nicht in die Themen einsteigen, die Gottschalk angesprochen hat. Dass die Sendung nicht so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben, ist offensichtlich. Und wenn die Zuschauer ausbleiben, dann schlägt das irgendwann auch auf die Vermarktung durch. Insofern: Es hätte in dieser Periode schöner laufen können. Und hinsichtlich der Fußball-EM: Das hat mit "Gottschalk Live" wenig zu tun, nach solchen Top-Sport-Veranstaltungen sehnen wir uns natürlich immer!

Hat die Fußball-EM denn Ihre Erwartungen aus Vermarktungs-Sicht erfüllt?

Übererfüllt! Es gibt im Vorfeld solcher Sportereignisse ja immer die gleichen Diskussionen über den Zeitpunkt im Sommer, den vermeintlichen Werbe-Overflow, die fehlende Durchdringungskraft. Aber diesmal war das Gegenteil der Fall, wir haben wieder deutlich mehr Kunden überzeugen können, in Werbung zu investieren und unseren Forecast deutlich übertroffen. Der Juni lief richtig gut.

Halten wir also fest: Der Juni war gut, der Januar war gut – und dazwischen?

Dazwischen war es ordentlich, sodass wir im Schnitt übers erste Halbjahr auf Vorjahresniveau unterwegs sind. Wenn man sieht, wie intensiv über „Gottschalk Live“ berichtet wurde, dann ist das keine Selbstverständlichkeit. Natürlich müssen wir aber auf eine reduzierte Reichweite reagieren und Preisanpassungen vornehmen, die dann zum 2. Halbjahr greifen werden.

Mit dem ersten Halbjahr sind sie also zufrieden, jetzt kommen die Olympischen Spiele. Das dürfte auch für einen guten Start in die zweite Jahreshälfte sorgen, oder?

Die Olympischen Spiele sind großartige Zuschauermagneten, was auch damit zusammenhängt, dass sie mitten in den Sommerferien der meisten Bundesländer liegen und damit auch ein großes Unterhaltungsbedürfnis befriedigen. In der Wahrnehmung der werbetreibenden Wirtschaft ist das aber mitunter ein Aspekt, der schadet. Der Juli ist ohnehin inzwischen einer der schwächsten Werbemonate überhaupt. Wenn es dann vorher noch eine starke Fokussierung auf die Fußball-EM gab, dann schlägt das durch. Wir werden mit Olympia daher in der Breite der Angebote wohl nicht die Top-Umsätze machen wie mit der Fußball-EM, einfach auch weil Fußball das größte Thema überhaupt in Deutschland ist. Nichtsdestotrotz wird es auch bei Olympia Spitzen geben, die gut belegt sein werden. Außerdem bietet sie natürlich enorm viel Fläche...

...während die EM ja zu großen Teilen nach 20:15 Uhr lief und damit gar nicht vermarktbar war.

Die Spiele, die wir hatten, haben wir mit einem guten TKP verkaufen können. Die Olympischen Sommerspiele sind nicht so hoch bepreist wie die Fußball-EM und auch deshalb sehr attraktiv. Die Frage ist nur, ob momentan so viel Geld im Markt ist, das an die öffentlich-rechtlichen Systeme fließen kann. Wenn die Budgets knapp sind, dann tut man sich natürlich mit den besten Programmen schwer..

Es gibt also noch Platz für ein paar Werbekunden...

Es ist noch Platz. Das wird wie bei der EURO 2012 sein: Wenn die deutsche Mannschaft gut spielt, dann steigt die Aufmerksamkeit auch bei den Werbungtreibenden. Bei der Fußball-EM war es so, dass relativ kurzfristig vormittags Wiederholungen der deutschen Spiele ins Programm genommen wurden. Wir haben dort neue Werbemöglichkeiten geschaffen und ein paar gute sechsstellige Beträge eingenommen, mit denen wir gar nicht kalkuliert hatten. Bei den Olympischen Sommerspielen gehe ich auch davon aus, dass zusätzlich etwas rein kommen wird, wenn die Deutschen gut abschneiden und insgesamt die Stimmungslage gut ist.