Herr Trauttmansdorff, Sie gehören zu einer bedrohten Art: Sie betreiben mehrere Sender ohne einen großen Konzern im Rücken. Ist der Kampf nicht aussichtslos?
Natürlich ist das nicht immer leicht. Aber wir beweisen nun schon viele Jahre, dass es geht. Unser Dokusender "Planet" hat ja immerhin schon 15 Jahre auf dem Buckel.
Ohne Konzern im Rücken können Sie aber nicht auf einen so großen Content-Pool zurückgreifen wie ihre Konkurrenten...
Das sehe ich aber sogar als unseren Vorteil. Diese Content-Pools sind ja doch relativ begrenzt. Wir können uns hingegen frei Produktionen aussuchen, die direkt für den deutschen oder europäischen Markt produziert sind. Damit sind sie viel näher an dem, was die Leute hier gerne sehen wollen. Wir haben damit letztlich eine viel breitere Programmbasis als unsere Konkurrenten.
Wie müssen die Produktionen denn sein, dass sie auf dem deutschen Markt funktionieren?
Man kann ein Thema ja auf verschiedene Weise angehen. Wir versuchen, Geschichten zu erzählen, die der Sache wirklich auf den Grund gehen und nicht nur an der Oberfläche kratzen. Wir suchen Dokus, die weniger reißerisch und schnell als lieber gründlich recherchiert und mit inhaltlich guter Qualität sind.
Kaufen Sie nur Inhalte zu, oder produzieren sie auch selbst?
Den Großteil kaufen wir zu, aber wir wollen künftig auch als Koproduzent von Dokumentationen auftreten. Es gibt erste Pläne und Verhandlungen mit anderen Produktionsfirmen. Darüber hinaus haben wir uns an der Makido Film GmbH beteiligt, die für uns unter anderem den Film „Jesus und die verschwundenen Frauen“ und die brisante Geschichts-Doku „Sonderbau – Das Häftlingsbordell im KZ“ produziert. Damit mischen wir auf dem Produktionsmarkt mit und sichern uns auch wertvolle Erstausstrahlungsrechte.
Kann ein Sender wie Planet eigentlich in irgendeiner Weise auf aktuelle Ereignisse reagieren?
Wir sind kein tagesaktueller Sender. Das heißt nicht, dass wir nicht auch aktuelle Themen aufgreifen können. Aber das müssen Themen sein, von denen wir wissen, dass sie kommen – Jubiläen beispielsweise, große Events oder ähnliches. Die planen wir natürlich mit ein und sind dann aktuell. Aber wenn morgen irgendwo ein Tsunami passiert, sind wir nicht der Sender, der das abdeckt. Das ist auch nicht unsere Aufgabe.
Was sehen Sie denn als Ihre Aufgabe? Was ist der Schwerpunkt von Planet?
Wir haben verschiedene Themengebiete: Natur, Reise, Technik, Kultur und Soziales. Aber das alles steht unter dem übergeordneten Thema Nachhaltigkeit. Auch bei technischen Themen. Da interessiert uns beispielsweise, mit welchen Techniken man die Welt verbessern kann, ohne ihr nachhaltig einen Schaden zuzufügen.
Am Vorabend zeigen sie unter dem Titel "Waidwerk.tv" ein Programmfenster für Jäger und Angler - was unter ihren Zuschauern anscheinend für viel Kritk sorgt, wenn man ihre Internet-Seite so anschaut…
Es gibt sechs Millionen Angler und über 700.000 Jäger. Schon das zeigt: Das ist ein Thema, das man in Deutschland auch ansprechen sollte und muss. Wir tun das gern. Natürlich gibt es immer jemanden, der findet, man darf dieses oder jenes Tier nicht zur Jagd freigeben. Aber auch da ist uns Nachhaltigkeit wichtig, denn der Tierbestand muss in der Welt, in der wir leben, reguliert werden. Sonst passieren Katastrophen wie in Galtür, wo der Wildbestand zu hoch war und Lawinen losgetreten wurden. Auch das sind Nachhaltigkeits-Themen, die uns interessieren.
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