Gab es denn einen Austausch mit den Kollegen oder wollen Sie sich mit dem „Tag der Norddeutschen“ bewusst abgrenzen?
Otto: Aus früherer gemeinsamer Zeit kenne ich die Kollegen vom RBB, aber unser Projekt ist ohne Verbindung zueinander gelaufen. Wir machen keine demografische Auswahl und versuchen auch nicht, nach soziologischen Gesichtspunkten zu clustern, wie es die Kollegen getan haben. Wir wollen uns auch nicht auf den urbanen Raum beschränken, sondern den großen norddeutschen Raum, zum Beispiel, um die Unterschiedlichkeit zwischen Orten wie Vechta in Niedersachsen und Hamburg zu zeigen.
Woynar: Bei „24 h Berlin“ ging es den Produzenten auch viel um den sogenannten identitätsstiftenden Raum, also die Metropole Berlin. Auch wir haben uns überlegt, ob wir unser Projekt auf die Metropolregion Hamburg begrenzen. Nun müssen wir natürlich sehen, ob es eine Identität gibt zwischen dem Harz, Norderney und Grimmen in Mecklenburg-Vorpommern – genau das wollen wir aber schaffen. 20 Jahre nachdem Mecklenburg-Vorpommern zum NDR gestoßen ist, möchten wir in diesem Punkt etwas Integratives zustande bringen.
Wie wird der Studioteil in die Dokumentation eingebunden?
Woynar: Wir werden filmisch gestaltete Stücke haben – insgesamt rund 900 Minuten, also 15 Stunden. Am 10. November werden in der Zeit zwischen 6 und 24 Uhr insgesamt rund drei Stunden übrig bleiben, die wir überwiegend mit Studioteilen aus Hamburg mit Moderator Hinnerk Baumgarten füllen werden. Darin werden Gäste über das weitere Geschehen ihres Lebens seit dem 11. Mai berichten. Zusammen mit einigen Überraschungsmomenten erhoffen wir uns dadurch eine kurzweilige Sendung.
Warum eigentlich gerade der 11. Mai als Drehtag?
Otto: Der Tag bietet sich einerseits an, weil er ein Freitag ist. Das bietet die Möglichkeit, den Arbeitsalltag, aber auch den Übergang in die Freizeit und das Wochenende aufzugreifen. Hinzu kommt, dass der Mai in Norddeutschland die schönste Zeit für die Kamera ist, weil das Wetter mutmaßlich besser ist als zu allen anderen Jahreszeiten und einfach schöne landschaftliche Bilder liefert.
Aber der Tag endet schon um Mitternacht oder ist womöglich geplant, doch ein wenig länger zu drehen?
Otto: Wir wollen in unserer Kern-Zeit zwischen 6 und 24 Uhr bleiben, aber niemand wird um Mitternacht die Stechuhr einsetzen lassen, falls sich gerade eine spannende Geschichte im Studio entwickelt.
Das heißt, der „Tag der Norddeutschen“ wird nicht komplett in Echtzeit ausgestrahlt werden?
Woynar: Doch, die Gleichzeitigkeit, die wir transportieren wollen, ist eines unserer Kernelemente. Das heißt: Was passiert um 10:34 Uhr in Hamburg, Stralsund, Nordhorn und im Harz? In übereinanderliegenden Bildern geht das natürlich nicht, aber wir wollen die Gleichzeitigkeit suggerieren. Wir wollen so gut wie möglich minutengenau bleiben.
Wieso warten Sie dann ein halbes Jahr und nicht bis zum Jahrestag des Drehs? Im November ist es ja für den Fernsehzuschauer um 18 Uhr dunkel, während im Fernsehen hoffentlich strahlender Sonnenschein zu sehen ist.
Woynar: Genau das ist wiederum unser Argument. Wenn unsere Zuschauer vor dem Fernseher sitzen und sie sich womöglich darüber ärgern, dass draußen kaltes und dunkles Totensonntags-Wetter herrscht, wollen wir mit dem strahlenden Mai, dem blühenden Raps, der Sonne und der Fröhlichkeit die schönen Momente in die Wohnstuben hineintragen.
Otto: Aktualität ist für uns aber auch noch ein Stichwort. Ein Jahrestag birgt für uns die Gefahr, dass sich Dinge zu stark ändern. Deswegen wollen wir viel schneller mit der Ausstrahlung ran.
Der Drehtag ist das eine, doch die Arbeit ist damit ja nicht beendet, weil alles geschnitten werden und mit den Liveshow-Elementen verknüpft werden muss. Wie sieht Ihre Herangehensweise aus?
Woynar: Die Infrastruktur wird in Hannover aufgebaut. Dort wird es sieben Schneideräume geben, in denen vier Cutter rund um die Uhr arbeiten werden. Das werden wir von Hamburg aus sehr intensiv begleiten. Regisseurin Franziska Stünkel wurde von uns beauftragt, all das optisch umzusetzen.
Ist denn eine Neuauflage dieses Projekts denkbar?
Woynar: Das ist eine Überlegung, aber so etwas lässt sich nicht jedes Jahr stemmen. Aber man würde natürlich kein Remake machen wollen, sondern müsste einen neuen Ansatz finden. In diesem Jahr wird das aber garantiert nicht mehr stattfinden. (lacht)
Herr Otto, Herr Woynar, vielen Dank für das Gespräch.