Herr Gaddum, das neue ZDF.de ist seit den Morgenstunden online. Welche Idee stand hinter dem Relaunch?
Wir launchen unsere drei wichtigsten Portale: ZDF.de, heute.de und ZDFsport.de. Der letzte Relaunch fand vor etwa fünf Jahren statt. Das alte System war ausgereizt und nicht mehr zukunftsfähig. Heute navigieren die Leute anders, sie kommen immer seltener durch den Haupteingang einer Startseite, sondern direkt über Google mitten ins Angebot, sie nutzen viel intensiver Bewegtbild. Insofern war der Schritt überfällig.
Was genau haben die User künftig zu erwarten?
Wer auf unser Programmportal ZDF.de geht, wird überrascht – hoffentlich positiv! Dort findet er auf den ersten Blick nicht mehr 15 oder 20 Themen, sondern nur noch drei/vier Empfehlungen der Redaktion. Die neue Seite arbeitet mit einem völlig anderen Auftrag: bisher hieß er "Viele Plätze für viel direkt angebotene Inhalt", heute heißt er "klare Orientierung bieten". Ingesamt ist unser Inhaltevolumen ja nicht kleiner, sondern farbiger und interessanter geworden. Das ZDF ist heute kein Einkanal-Sender mehr, sondern bietet mit ZDFneo, ZDFinfo und ZDFkultur viel größere Vielfalt. Außerdem haben wir immer den Spagat zwischen Information und Unterhaltung zu meistern. Dieses reiche Programmangebot wollen wir in einer möglichst simplen Form zugänglich machen. Man kann sagen: Je komplexer dein Angebot ist, umso einfacher musst du den Menschen begegnen, damit sie sich zurechtfinden können. Das ist uns hoffentlich mit der neuen ZDF.de gelungen.
Die Startseite wirkt in der Tat sehr simpel...
Ja, wir machen auf der Startseite Schluss mit der Mehrspaltigkeit. Ausserdem setzen wir auf grosse Flächen und minimalistische Klarheit. Dahinter steckt freilich mehr als schickes Design, sondern dreierlei: Erstens soll das Wechseln zwischen den Startseiten der Digitalkanäle leicht funktionieren, ohne dass der Zusammenhang des einen Portals verloren geht. Deshalb haben wir die Navigationslogik konsequent durchgehalten und ermöglichen doch Eigenständigkeit und eigenes Profil der einzelnen Kanäle. Zweitens gibt es auf der Startseite ab sofort kein Scrollen von oben nach unten mehr, sondern es wird horizontal navigiert. Das ist eine Referenz an die Tablet-Entwicklung – wir wollten von vornherein etwas anbieten, was leicht in die mobile Welt zu übertragen ist. Auch dabei hilft der minimalistische Ansatz. Und drittens: Schauen Sie sich die Sendungsseiten von "Barnaby" oder der "heute-show" an: Sie wirken eher wie Filmplakate nicht wie klassische Websites. Diese über das Bild transportierte Emotionalität ist gewollt und steht einem Bewegtbild-Medium gut an.
Weil Sie die Tablets gerade ansprechen: Das klassische ZDF.de ähnelt also den mobilen Versionen?
Genau. Die Startseite von ZDF.de sieht auf dem Büro-Computer fast so aus wie auf dem Tablet. Das ist gewollt und beabsichtigt. Bei der Nutzung unserer Videos nimmt der mobile Anteil permanent zu. Das zeigt ja auch der Erfolg der Mediatheks-App. Deshalb war es uns von Anfang wichtig, über alle Gerätetypen hinweg zu denken.
Sie haben eben schon die Digitalsender des ZDF angesprochen, die meiner Meinung nach im Netz bislang nicht sehr prominent angebunden und dargestellt waren, weil beispielsweise die ZDFneo-Seite eher einer typischen Sendung-Seite glich.
Stimmt. Das war eine Art Notlösung. Jetzt schaffen wir mehr eigenes Profil, aber bleiben eben doch innerhalb des einen Programmportals. Das müssen wir, weil wir im sogenannten Drei-Stufen-Test keine eigenen Verfahren für ZDFneo und ZDFinfo durchlaufen haben. Es ist aber auch in der Sache sinnvoll, weil z.B. in ZDFneo Sendungen wie "Terra X" und "Wilsberg" wiederholt werden. Warum soll ich dafür zwei verschiedene Portale erschaffen? Letztlich benötigt man eine einzige Sendungs-Seite, auf die der Nutzer geführt wird. So gesehen verbindet das Netz den Mehrkanal-Sender ZDF wieder zu einer Einheit.