Das Ranking steht, die Inhalte ergeben sich aus den Verkaufszahlen, die Reichweiten sind konstant gut. Welche Rolle spielt das Thema Formatpflege für Ihre Sendung?
Ein große Rolle. Wie der Name "ultimativ" sagt, kann es die Sendung eigentlich nur einmal geben. Die Kunst liegt darin, jede Sendung, jedes Thema neu und frisch zu präsentieren. Vor allem, weil sich Songs auch doppeln. Das liegt ja bei der Auswertung der Charts in der Natur der Sache. Wir suchen immer neue Auftritte und Bilder der Stars, machen uns viel Arbeit mit der Recherche und geben teilweise auch viel Geld für die Lizenzen aus. Bei 100 Ausgaben ist es schon eine Herausforderung, immer wieder ein neues Motto zu finden, weil wir eben auch vieles schon gemacht haben. Manche Themen sind einfach – wer hatte die meisten Nr. 1-Hits, das ist schnell ausgerechnet. Aber bei thematischen Kategorien kommt für uns dann auch die Frage, was gehört in die Show, was nicht. Wo fängt das Thema „Synthesizer-Hits“ an, wo hört es auf?
Und dann wird vermutlich heiß diskutiert?
Genau. Die Diskussionen sind aber eher intern. Die Zuschauer akzeptieren in der Regel unsere Auswahl, diskutieren natürlich auch die jeweiligen Sieger. Da haben wir kaum Kritik. Unsere Kompetenz ist über die Jahre stark gewachsen. Wir sind außerdem kein Magazin für Pop-Diskurs, sondern machen in erster Linie eine Unterhaltungsshow. Eine erfolgreiche Unterhaltungsshow.
Stichwort Unterhaltungsshow: Auch die Fernseh-Ästhetik und Gestaltungsmöglichkeiten haben sich in den vergangenen acht Jahren weiter entwickelt. Es gibt viele gestalterische Elemente und Gimmicks. Geht es im Showfernsehen nicht mehr ohne?
Unsere Inserts mit Zusatzinfos über die Künstler waren von Anfang an ein beliebter Bestandteil der Show. Denn sobald jemand zu singen anfängt, weiß der Zuschauer, dass jetzt drei Minuten Musik kommen und schaltet weg. Bei einer guten Sendung kommen die Leute zwar wieder, aber wir wollen sie natürlich halten. An den grafischen Gimmicks erfreuen sich die Zuschauer, so wie an einer leckeren Praline. Und genauso wie bei hochwertigen Pralinen ist die Herstellung sehr aufwändig – teilweise mit bis zu 48 Videospuren, die übereinander gelegt werden.
Auch der Grad der Inszenierung bei Fernsehshows hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Immer mehr Momente werden mit Effekten durchgestaltet. Auf der anderen Seite legt man nicht mehr so viel Wert darauf, zu verstecken, dass eine Sendung aufgezeichnet wurde. Oft ist nicht mehr klar, ob die Publikumsreaktionen tatsächlich zu den gezeigten Programmpunkten gehören. Täusche ich mich?
Wir machen als I&U viele Shows – und alle werden live on tape aufgezeichnet oder wie der RTL-Jahresrückblick und "stern TV" live gesendet und nicht zusammengestückelt. Es gibt bei der Chartshow Ausnahmen, bei denen wir internationale Künstler auf Grund ihrer engen Terminkalender nachträglich einbauen müssen. Das finde ich aber eher unglücklich. "Die ultimative Chartshow" lebt ja auch davon, dass wir sie vor 600 Leuten live aufzeichnen. Wenn bei uns an einer Stelle gelacht wird, dann war das auch bei der Aufzeichnung so. Bei der "Chartshow" spielt die Diskussion über Grenzen der Inszenierung keine Rolle. Wir machen eine Unterhaltungssendung. Da werden ästhetische Diskussion auf einer anderen Ebene geführt. Für uns als I&U ist klar, dass die Fakten stimmen müssen.
Sehen Sie selbst die Sendung als Infotainment-Format?
Ja, es ist Infotainment. Wir machen eine sehr leichte journalistische Sendung, bei der es nicht so bierernst zugeht, bei der aber alles gründlich recherchiert wurde. Man erfährt ja manchmal auch bildungsbürgerliche Sachen bei uns. Zum Beispiel dass der "Song of Joy" eigentlich von Beethoven stammt. Wenn ich bei "Bianca" von Freddy Breck insertieren kann, dass die Melodie ursprünglich von Tschaikowski ist, bricht auch wieder die Musikwissenschaftlerin in mir durch.
Wie wichtig ist der Moderator für die Sendung – namentlich Oliver Geißen. Wie groß ist sein konkreter Anteil am Erfolg?
Oliver Geißen ist ein hervorragender Moderator für unsere Sendung, weil er sich auf die Zuschauer im Studio einstellt und ganz besondere Momente mit ihnen schafft. Er ist authentisch und in ihm können sich viele Zuschauer wiederfinden. Ihm nimmt man ab, dass er auch mal ein Album selber kauft, selber auf Konzerte geht und Radio hört. Er ist ein normaler, musikbegeisterter Mensch und strahlt das auch aus.
Kaum war Ihre Sendung erfolgreich, kamen bei Sat.1 die "Hit Giganten" und waren ebenfalls erfolgreich. Wie haben Sie die Konkurrenz erlebt?
Das war für uns sehr interessant. Die Kopie hat ja gezeigt, dass Sat.1 begriffen hat, dass unsere Sendung ein außergewöhnlich gutes Format ist. Die ersten Folgen waren auch gut gemacht – aber dann doch eben nur eine klare "Chartshow"-Kopie. Interessant ist auch: Die Chartshow gibt es in der 100. Folge eben immer noch, die "Chartshow" ist das Original.
Frau Langhans, vielen Dank für das Gespräch.