Frau Langhans, in dieser Woche läuft „Die ultimative Chartshow“ zum 100. Mal. Acht Jahre gibt es die Sendung jetzt – und sie ist jedes Mal ultimativ. War die Show als Dauerläufer angelegt?
Nein, ursprünglich war „Die ultimative Chartshow“ als einmalige Event-Show geplant, der lange Erfolg hat RTL und uns als Produzenten wirklich überrascht. Die erste Ausgabe lief gegen ein hochkarätiges Fußballspiel mit fast 10 Millionen Zuschauern. Wir hatten fast acht Millionen Zuschauer und das an einem normalen Mittwoch. Dass eine Sendung ein überragender Erfolg war merkt man auch daran, dass der Programmdirektor am nächsten Morgen schon vor neun Uhr auf dem Handy anruft. Danach haben wir halt noch eine Ausgabe gemacht, und dann noch eine. Dann nahm die Erfolgsgeschichte ihren Lauf.
Wie kam es zur Idee für die Sendung?
RTL hat uns damals einen Entwicklungsauftrag gegeben. Es sollte eine Musikshow mit Gästen, Acts und Filmen sein. Auch die Idee, dass etwas runtergezählt wird, sollten wir als I&U TV umsetzen. "Die ultimative Chartshow" ist also tatsächlich eine Neuerfindung, kein Lizenzprodukt. Uns war sehr schnell klar, dass es ein langer Countdown sein musste, und damit auch eine lange Show werden würde. Manche Titel muss man einfach ein bisschen ausspielen, sonst nimmt man sie kaum wahr.
Wer sich mit Charts beschäftigt, versteht wenig Spaß bei willkürlichen Rankings. Wie haben Sie den Modus Ihrer Rangfolgen erarbeitet?
Uns war völlig klar, dass wir nach den Verkaufszahlen gehen wollen: Je mehr Platten ein Song verkauft hat, desto weiter oben sollte er bei uns stehen. Dafür ist die wöchentliche offizielle Verkaufs-Chartplatzierung die ideale Ausgangsbasis. Da es aber keine flächendeckenden Verkaufszahlen gibt, blieben nur die Chartplatzierungen. Wer in einer Woche auf Platz eins ist, hat in dieser Woche die meisten Platten verkauft. Auf dieser Grundlage haben wir unsere Wertung aufgebaut. Genauer geht’s kaum. Wir rechnen sehr akribisch und die Qualität unserer Rankings wird ernst genommen. Mit dem Chart-Experten Frank Ehrlacher haben wir auch einen der besten Kenner der Musik- und Hitparadenwelt für uns gewinnen können. Er recherchiert, rechnet und greift für uns auf seine langjährige Erfahrung als Autor von Musik-Lexika und Betreiber von Musik-Webseiten zurück.
Warum tatsächliche Verkaufszahlen und nicht zum Beispiel eine redaktionelle Auswahl – oder eine Jury? Das böte doch vermutlich mehr redaktionellen Freiraum.
Ja, so wärs vielleicht manchmal einfacher, aber auch beliebig, langweilig und falsch. Mit unserem System zeigen wir, wie verbreitet ein Song zu einer Zeit war und präsentieren dadurch immer Musik, die jeder kennt – auch wenn sie vielleicht nicht jeder mag. Das ist ein wichtiges Kriterium in der Chartshow! Auch zu Hits, die man blöd fand, hat man einen emotionalen Bezug. Musik wirkt viel unmittelbarer als andere Eindrücke und umgibt uns mehr, als man manchmal für möglich hält.
Ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Sendung sind die Promi-Interviews vor der Bluebox, die mittlerweile ein verbreitetes Element im Show-Fernsehen jedweder Ausrichtung sind. Welchen Stellenwert haben die Interviews aus Ihrer redaktionellen Sicht?
Das Bluebox-Prinzip haben wir aus der "80er Show" und der "70er Show" weiterentwickelt, die auch aus unserem Hause kamen und die zu der Zeit total neu waren. Gute Bluebox-Interviews liefern einen Kommentar zu Videos, informieren und machen Spaß. Sie bieten aber auch überraschende Einschätzungen für die Zuschauer auf dem Sofa: Ach guck mal, der mag tatsächlich "In the Navy"?
Wie aussagekräftig oder beliebig sind diese Interview-Schnipsel denn wirklich? Lassen die sich nicht auch unter bestimmten Schlagworten archivieren und für viele verschiedene Titel verwenden – so nach dem Motto: „Toller Song! Hab’ ich zum ersten Mal im Zeltlager gehört"?
Natürlich nicht! Wir könnten die Sendung nicht mit einem immer gleichen Pool an O-Tönen machen, die wir immer wieder aufkochen. So etwas würden die Zuschauer merken und es gäbe unser Format schnell nicht mehr. Wir bereiten die Interviews redaktionell bestmöglich vor, haben für eine Staffel eine gewisse Anzahl von Interviewpartnern und bauen unsere Promi-O-Töne unterhaltsam und zu den Songs passend ein.