Herr Wemcken, GrundyUFA feierte jüngst 20. Geburtstag, DWDL.de seinen 10. Blicken wir doch mal zurück. Auf die täglichen Serien zum Beispiel. Wenn man sich anschaut, wie das in Deutschland begann und wie hochwertig die Serien heute sind: Gruselt einen der Blick zurück?
Ich freue mich da lieber über die großartige Entwicklung sowohl inhaltlich wie auch technisch. Da liegen Welten zwischen dem „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ der ersten Jahre und dem „GZSZ“ heute. Das ist inzwischen nahe an der Perfektion für eine tägliche Serie.
Sie sprechen lieber über das jetzt als das damals...
Es gab Anfang der 90er Jahre eben keine eigenproduzierten Dailys im deutschen Fernsehen und RTL hatte noch das Image von Titten und Tennis. Man konnte sich nur an ausländischen Serien orientieren, in Deutschland gab es noch keine Vergleichsmöglichkeit und Erfahrung hatten damals auch nur wenige. Ich war beim „GZSZ“-Start nicht dabei, kann aber sagen: Viele der Shows, die man in den 90er produziert hat, waren weniger großes Qualitätsfernsehen aber sie boten gute Unterhaltung. Ich glaube die Formate sind bei der Professionalisierung des Privatfernsehens mit den Ansprüchen des Publikums gewachsen.
Sie sprechen von Perfektion und Professionalisierung. Das klingt gut, aber leidet die Branche nicht letztlich darunter?
Sie meinen, dass die Perfektionierung ein Hindernis für Neues und Unfertiges ist?
So kommt es mir manchmal vor. Weil alle Sendeplätze so optimiert sind und Planbarkeit über allem steht...
Das muss man ganz klar sagen: Die wilden Experimentierphasen, die die Sender hatten, sind verloren gegangen ist. In den 90ern war das anders, damals stellten sich die Macher ja selbst noch die Frage, wo sie überhaupt hinwollten. Damals spielte Geld nicht die große Rolle, weil die verschiedenen Investoren erst einmal im Medium Fernsehen Fuß fassen wollten und sich dies was kosten ließen. Es ging um die Abgrenzung von den öffentlich-rechtlichen Sendern und darum möglichst starke Marken zu positionieren. Klar, gut laufen musste es damals auch, aber es wurde mehr ausprobiert bis es klappte. Der Druck, sofort Geld zu verdienen, war nicht so groß.
Haben sich eigentlich seit dieser Zeit die Privatsender den Öffentlich-Rechtlichen angepasst oder umgekehrt?
Schwierige Frage. Auf der einen Seite stelle ich fest, dass sich zunächst die Privaten den Öffentlich-Rechtlichen angenähert haben, als sie ins Geschäft mit der deutschen Fiction eingestiegen sind und dafür auch noch – anders als bei den Moderatoren – auf Schauspieler zurückgegriffen haben, die sonst für ARD und ZDF im Einsatz waren. Später dann wechselten auch etablierte öffentlich-rechtliche Moderatoren zum Privatfernsehen. In den letzten zehn Jahren merkt man wiederum, dass die Öffentlich-Rechtlichen sich stärker den Privaten anpassen.