Gut für Sie, sonst hätten Sie ARD und ZDF kaum Telenovelas anbieten können...
Mit „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“ hat sich die ARD schon sehr früh im Markt der täglichen Serien etabliert. Das ZDF übrigens auch, die hatten nur leider mehrere Misserfolge und sich dann erst einmal die Finger daran verbrannt. Sie haben, wie Sat.1 auch mehrfach, einfach zu früh aufgegeben. Es ist also nicht so als wäre das Genre nicht auch bei den Öffentlich-Rechtlichen beheimatet. Aber es ehrt mich auch, wenn man bei Dailys zuerst an unsere RTL-Serien wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ denkt.
Schönes Stichwort: Zum 20. Geburtstag von Grundy UFA wurde viel über die guten Zeiten gesprochen, aber wie sieht es mit den schlechten Zeiten aus?
Naja, die schlechten Zeiten sind bei mir persönlich wie auch bei unserer Firma insgesamt natürlich immer die Wochen und Monate, in denen klar wird, dass wir eines unserer Babys verlieren. Ob das jetzt „Wege zum Glück“ im ZDF, „Eine wie keine“ bei Sat.1 oder „Hinter Gittern – Der Frauenknast“ bei RTL war. Das ist ein hochemotionaler Moment! Wir kämpften dann mit allen Mitteln, nicht nur weil Umsatz sondern möglicherweise auch viele Arbeitsplätze verloren gehen. Ich erinnere mich noch an „Mallorca – Suche nach dem Paradies“ für ProSieben. Damals hatten wir 150 Mitarbeiter auf der Insel. Man arbeitet monatelang am Aufbau der Serie, stampft da Großes aus dem Boden und dann sitzt der Schmerz tief, wenn der Sender sagt, die Quote reicht einfach nicht und man stellt es ein.
Die liebe Quote. Segen und Fluch am Morgen danach. Aber wann wird eine Quote bei einer täglichen Serie eigentlich aussagekräftig? Schon am ersten Tag?
Nein, bei täglichen Serien ist die Quote des ersten Tages nicht so entscheidend. Wie wir immer wieder feststellen, gibt es eine genretypische Kurve. Am Anfang ist die Quote aufgrund von meist großen Werbekampagnen relativ hoch. Da die große Neugierde häufig wieder etwas abebbt und erst nach drei oder vier Wochen ein relativ beständiges Level erreicht wird, ist die erste Quote noch kein Grund zum Jubeln. .
Nach der Dailysoap war vor der Telenovela. Woher kam vor einigen Jahren diese Begeisterung für die etwas andere Erzählart?
Wir haben schon seit Ende der 90er Jahre mit dem Gedanken gespielt Telenovelas zu produzieren, weil uns natürlich nicht fremd war, dass die Lateinamerikaner darin sehr erfolgreich sind. Wir stießen bei den deutschen Sendern auf Interesse für dieses neue Format, nachdem die tägliche Serie in Deutschland einige Misserfolge verbucht hatte. Da waren Telenovelas, mit der Fokussierung auf ein oder zwei Charaktere der neue Weg, trotzdem ein tägliches Format zu erzählen.
Wobei diese klare Trennung ja inzwischen auch immer öfter aufgebrochen wird...
Beim ZDF haben wir „Bianca – Wege zum Glück“ abgeschlossen, mit „Julia“ eine neue Geschichte begonnen und letztlich daraus die Marke „Wege zum Glück“ etabliert, die über sechs Jahre hinweg viele Zuschauer begeisterte. Da haben wir eine Art Hybrid gefunden. Wir haben beschlossen immer das Schicksal dieses einen Paares zu Ende zu erzählen, aber die anderen Charaktere und Rollen, die es drum herum gibt beizubehalten. Im Übrigen stand auch bei „Alles was zählt“ am Anfang eine Person im Vordergrund. Auch da haben wir es geschafft einen Übergang in eine Ensemble-Serie zu schaffen.