In Deutschland war der Comedypreis für "Danni Lowinski" eine kurze Unterbrechung der Dreharbeiten zur dritten Staffel. Wie entwickelt sich denn „Danni Lowinski“? Hoffentlich nicht hin zum Establishment. Die Serie lebt ja von der einfachen Frau, die sich nach oben kämpft - und nicht der, die oben ankommt. Oder?

Das sehe ich ganz genau so; ein spannendes Thema. In der zweiten Staffel hat sie sich beruflich gefestigt, hat Erfahrung gesammelt, Fälle und Sicherheit gewonnen, auch wenn es nicht so richtig nach vorne ging. Ich will zur neuen Staffel gar nicht zu viel verraten, aber: Danni Lowinski wird gleich zu Beginn der dritten Staffel einen Rückschlag erleiden, mit den Gefahren des Selbstständigseins konfrontiert und mit dem deutschen Staat in Konflikt geraten. Die daraus resultierenden Folgen bestimmen die berufliche Ausrichtung in der dritten Staffel. Privat stand sie ja zwischen den beiden Männern Sven und Oliver und da hat sie sozusagen die Entscheidung, wer ihr Herzensmann ist, am Ende der zweiten Staffel dem Bierdosen-Wurforakel übergeben und wie das ausgeht, möchte ich auch noch nicht sagen.

Beim Sat.1-Film „Was Tiere wollen“ (AT) arbeiten Sie erstmals intensiv auch mit Computeranimationen. Ist das leichter als mit echten Tieren?

Das, was wir da erzählen, würde sich real gar nicht umsetzen lassen. Wir arbeiten hier mit Special Effects, die auf diesem Niveau und in dieser Fülle in Deutschland noch nie hergestellt wurden. Da gibt es über große Strecken agierender Tiere in der Komplett-Animation. Ich habe bereits die ersten Ergebnisse gesehen und kann nur sagen, das ist grandios und einmalig.

 

Dann nochmal die Nachfrage: Abstürzender Computer versus realer Affe? Was ist schwieriger zu händeln?

Ich will jetzt nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber wenn alle Hauptdarsteller so diszipliniert wären wie der Affe bei „Unser Charly“ war oder die Robbe bei „Hallo Robbie“, dann hätten wir wenige Probleme.

Ist diese Begeisterung für Tiere in Hauptrollen eigentlich ein deutsches Phänomen? Die Klassiker aus dem Ausland sind ja meist schon Jahrzehnte her. Nur bei uns gibt es immer wieder neue Formate...

Sie haben Recht, seit der Zeit mit Fury, Lassie und Flipper gab es keinen mehr, der weltweit so erfolgreich war und sich vergleichbar ins Gedächtnis gebrannt hat. Man sagt uns Deutschen ja immer eine gewisse Tierliebe nach und ich glaube, dass wir wirklich zwei extrem erfolgreiche Marken haben mit „Charly“ und „Robbie“. Und dann gab es ja, - allerdings nicht von uns, - auch noch „Kommissar Rex“. Wir Deutschen scheinen offenbar tatsächlich ein Faible für Tiere in Serien zu haben.

Das ist offenbar eine deutsche Besonderheit – gibt es denn auch andere Wege, um sich von US-Serien abzugrenzen?

Die Leute wollen in der Tat ihre Lebens- und Erfahrungswelten sehen und Figuren, denen sie nah sein können und das können wir ihnen liefern. Sobald wir in fantastische oder High-Concept-Welten abdriften, geht es außerdem ganz schnell um die Finanzierbarkeit  von Special Production-Values. Da können wir mit den Amerikanern nicht mithalten.

Haben Sie in den USA denn schon neue Trends bei den Serien dieser Saison ausgemacht?

Wie immer sieht man ganz hervorragend Produziertes und, wie ich finde, unfassbar toll Besetztes. Gerade im Bereich Männer um die 35 bis 45. Alles großartig, ganz besonders der Pilot von J.J. Abrams „Alcatraz“. Das ist echtes Kino, - obwohl ich grundsätzlich eher die einfachen Sachen vorziehe und kein Fan der opulenten Pay-TV-Serien bin, die zum Teil extrem kompliziert im Aufbau ihrer Geschichten sind. Mich hat „Lost“ beispielsweise immer tierisch genervt. Neue Trends sehe ich eigentlich nicht, außer dass es wieder einige Märchen-Themen gibt. Was mir aber am besten gefallen hat, war „Common Law“, eine ganz simple Buddy-Cop-Geschichte, die aber toll besetzt und toll erzählt ist.

Und in welche Richtung geht die Entwicklung bei Ihnen im Hause?

Wir fragen uns zum Beispiel, wie die nächste Generation der Arztserie aussehen wird. Und natürlich beschäftigen wir uns mit jeder Menge überraschender neuer Ansätze für alle möglichen Genres.

In der Tat gibt es ja seit Jahren keine deutschen Arztserien mehr. Obwohl die ja gerade im Privatfernsehen mal Hochkonjunktur hatten...

Ich durfte „Dr. Stefan Franck – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“, „OP ruft Dr. Bruckner“ und „Klinikum Berlin Mitte“ produzieren und glaube, dass wir in absehbarer Zeit auch bei Privatsendern das eine oder andere neuartige Arzt-Format sehen werden.

Und bei Arztserien müsste man ja gut mithalten können mit den US-Serien. Da geht es ja eher ums Zwischenmenschliche...

Absolut. Ich bin mir ganz sicher, dass eine neue Generation von Arztserien kommen wird. Artzserien gehören zur Grundversorgung. Und die Dramaturgie ist auch bestechend logisch: Ich habe ein Problem und es muss gelöst werden, sonst stirbt der Patient. Es geht um Leben und Tod. Außer im Krimi gibt es das sonst kaum.

Herr Brunnemann, herzlichen Dank für das Gespräch.