Und trotzdem sind die goldenen Zeiten vorbei?

Ja, das liegt an zwei Aspekten. Die Kraft, die Zeit und der damit verbundene finanzielle Aufwand überhaupt erst einmal zu einem Produktionsauftrag zu gelangen - das alles hat sich in den letzten Jahren wirklich ver-x-facht. Der überwiegende Teil der Entwicklungskosten lastet auf den Schultern der Produzenten. Und wenn man dann - jetzt kommt der zweite Aspekt - einen Auftrag hat, ist es kaum möglich einen Gewinn aus dem laufenden Programm zu generieren, um damit wieder genügend  Neuentwicklungen anschieben zu können. Das ist wirklich eine schwierige Entwicklung, die dazu führt, dass wir kreativ und qualitativ ausgehöhlt werden.

Wie macht sich das bemerkbar?

Ich kenne zum Beispiel genügend gute Autoren, die mittlerweile sagen: „Wenn ich zum Teil bis zu drei Jahre durch die Entwicklungshölle gehe, nur damit dann bestenfalls einmal das Buch bezahlt wird, für das ich dann auch noch alle Rechte abgeben soll und es am Ende nicht mal umgesetzt wird, dann schreibe ich doch lieber einen Roman.“ Das beobachte ich wirklich mit Sorge, weil wir dadurch inhaltlich nicht besser werden. Wenn man an zu vielen Projekten arbeiten muss, damit am Ende überhaupt eines umgesetzt wird, geht die Aufmerksamkeit für Details verloren, weil man sich das dann wortwörtlich einfach nicht mehr leisten kann.

 

Product Placement galt doch vor anderthalb Jahren noch als Zauberwort für neue Finanzierungsmöglichkeiten. Sind sie schlauer geworden, wie man das sinnvoll einsetzen kann?

Ich weiß nicht wie schlau die anderen geworden sind, wir sind jedenfalls nicht viel schlauer. Wir haben auch nicht viel Kontakt damit gehabt. Ich habe den Eindruck, dass noch eine Menge Abstimmungsarbeit geleistet werden muss zwischen Sendern, Werbevermarktern und denen, die eProduct Placements dann mit uns gemeinsam redaktionell umsetzen sollen. Daran ist es aus meiner Erfahrung ein bis zweimal gescheitert. Ich bin mir aber sicher, dass weiter daran gearbeitet wird und dass es – wie es international bereits Gang und Gäbe – irgendwann mal ein Teil unserer Realität werden wird.

Zurück zur heutigen Realität: Die neuen Vorabendkrimis im Ersten, also auch „Nordisch herb“, starten wenn Gottschalks Vorabendshow mal läuft, genau zur Halbzeit der „SOKOs“ im ZDF. Es gibt bessere Startzeiten oder?

Ich kenne keinen Programmplatz im deutschen Fernsehen, gerade in der Access-Primetime oder in der Primetime, der einfach ist. Natürlich ist „SOKO“ vollkommen zu Recht ein beliebtes Format. Außerdem ist das ZDF in gewissen Zielgruppen auch Hauptkonkurrent der ARD. Wenn man überhaupt gegen die SOKO bestehen will, funktioniert das meines Erachtens nach nur über die Themen Charaktere und Humor. Daher finde ich die Entscheidung der ARD, diese Art von Krimis auszuwählen absolut logisch und richtig.  Sorge bereitet es in unserem Fall, dass wir in diesem Herbst erst einmal zur Hälfte gegen „Die Rosenheim-Cops“ laufen, das erfolgreichste Programm am ZDF-Vorabend, das ja mit ähnlichen Zutaten arbeitet wie auch wir und andere der jetzt kommenden ARD-Vorabend-Krimis.

Also wünschen Sie sich, dass Thomas Gottschalk möglichst schnell auf Sendung geht, damit Sie aus dem Wettbewerb raus kommen?

(lacht) Da meine Wünsche sowieso nicht erhört werden, wünsche ich mir lieber gar nichts.

Stichwort Träume: Eine deutsche Serie, die von einem US-Sender adaptiert wird - das galt bis vor kurzem als Träumerei. Mit „Danni Lowinski“ hätte es fast geklappt...

Für alle Beteiligten und Macher dieser Serie war es eine große Ehre und für Jens Richter von SevenOne International war es ein großer Verkaufserfolg, dass man so weit gekommen ist. Von über dreißig Pilotbüchern hat TheCW vier Pilotfilme produzieren lassen und einer davon war „Danni Lowinski“. Dass es dann keiner der vier wurde, sondern eine eigentlich für CBS geplante Serie mit Sarah Michelle Gellar - damit können wir leben. Gerne hätten wir Pate gestanden für eine amerikanische Version. Aber das ganze war auch so eine tolle Erfahrung.

Wie hat Ihnen denn die Danni Lowinski aus den USA gefallen?

Ich habe den Piloten noch gar nicht gesehen. Ich glaube, Jens Richter ist der einzige, der ihn kennt. Ich war zwar in Los Angeles, aber da gab es keine Gelegenheit, ihn zu sehen . Und einfach eine DVD rauszuschicken, geht aus  rechtlichen Gründen nicht. Wir werden das Pilotscreening aber demnächst, voraussichtlich noch in diesem Jahr nachholen.