Herr Wolter, Sie feiern 3-jähriges Dienstjubiläum. Gibt es denn Grund zum Feiern?
Die vergangenen drei Jahre bestanden aus viel Arbeit, jeder Menge Schweiß und zum Glück ganz wenig Tränen. Wir wollten nicht mehr und nicht weniger als Endemol in Deutschland komplett neu positionieren. Selbst mit hanseatischer Bescheidenheit stelle ich erfreut fest: Das ist gelungen.
Was musste denn neu positioniert werden?
Endemol war damals vor allem eine TV-Produktionsfirma mit einem extremen Fokus auf „Big Brother“. Unternehmerisch betrachtet war diese Konzentration auf ein Format aber eine Schwäche, denn in anderen Bereichen gab es durchaus kreativen Nachholbedarf. Ich wurde bei meinem Einstieg nicht ganz zu Unrecht gefragt, warum es einer Firma, die seit zehn Jahren „Wer wird Millionär“ produziert, nicht gelingt, eine zweite große Abend-Quizshow zu etablieren. Außerdem hatte Endemol einige vorhandene Trends verschlafen – von Comedy über Casting- und Kochshows bis zu Dokutainment.
… aber umso leichter war es, das Ziel zu definieren: Endemol breiter aufzustellen. In den vergangenen drei Jahren haben wir unsere Produktionskompetenz entscheidend verbreitert und decken heute alle relevanten TV-Genres ab. Vom Quiz über Comedy, Reality-Doku, Factual Entertainment bis hin zu Fiction. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern mit Leuchtturm-Projekten im Markt. Aber das war nur ein Ziel.
Wie sah das zweite aus?
Wir wollten wieder Magnet und erste Adresse werden für die besten Köpfe der TV-Branche. Inzwischen haben wir mit Jörg Pilawa, Wiedemann & Berg oder Joko und Klaas neue Top-Kreative und Moderatoren im Team, die in ihrem jeweiligen Genre zu den Top-Köpfen zählen. Wir haben auch unsere Führungsmannschaft verstärkt mit Arno Schneppenheim, Georg Ramme und Ollie Weiberg als neuem META-Geschäftsführer. Und das trägt jetzt Früchte: Allein in diesem Jahr haben wir sechs neue serielle Show-Formate platziert, die jetzt alle in die zweite Staffel gehen, praktisch ohne Ausfälle. Und das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Sie sprachen eben von Leuchtturm-Programmen. Aber was ist denn bitte der Comedy-Leuchtturm von Endemol?
Gerade ist „Stars bei der Arbeit“ bei RTL sehr erfolgreich in die zweite Staffel gestartet und darüber hinaus für den Deutschen Comedy-Preis nominiert. Ein Ergebnis unseres Bereichs Comedy und Light Entertainment ist auch „17 Meter“, „Joko & Claas: Die Rechnung geht auf uns!“, das im Oktober bei ProSieben startet, und „Es kann nur einen geben“, das im nächsten Jahr bei RTL in Serie geht. Oder „Neo Paradise“, das bei ZDFneo startet. Kurz gesagt: Wir sind mit Comedy jetzt richtig im Geschäft. Das ist ein sehr guter Weg, wenn man bedenkt, dass es diesen Bereich bei uns professionell strukturiert erst seit zwei Jahren gibt.
Im Bereich der Fiction ist die Zwischenbilanz durchwachsener. Bleiben Sie trotzdem dran?
Selbstverständlich. Wir haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, unsere erste tägliche serielle Fiction zu produzieren, und das schon sechs Monate nach der Gründung des Joint Venture mit Wiedemann & Berg. Mit „Lena“ haben wir, vor allem wenn man sie mal mit dem Marktanteil des Nachfolge-Formats vergleicht, eine richtig gute Telenovela hingelegt. Es ist uns gelungen, die Quoten durch Nachjustierung von Skript, Darstellern und Set am lebenden Objekt deutlich zu steigern. Wir sind also gut aufgestellt für das serielle Geschäft, für öffentlich-rechtliche und private Sender. Wiedemann & Berg haben mit dem Backdoor-Pilot zu „Die Trickser“ bei RTL und dem Film „Ballerina“ für Sat.1 vielversprechende neue Projekte im Rennen und weitere in Planung. „Lena“ wird immer die erste Serie von Wiedemann & Berg Television bleiben, aber sicher nicht die letzte.