Bei „Ich liebe Deutschland“ haben die „Bild“-Kollegen das Comeback von Jürgen von der Lippe recht groß gefahren. Die unterhaltsame Sendung wirkt sehr retro - dabei haben sich die Sender über Jahre genau dagegen gewehrt. Wie haben Sie das Format verkauft bekommen?

Es gab mehrere Sender, die interessiert waren. Das Format ist auch gar nicht so retro. Es kommt zwar retro daher, aber es ist nicht retro gemacht. Das Tolle an Talpa-Formaten ist: Sie sind groß im Entwurf, aber fein im Detail. Das ist sicher eine Art von Fernseh-Familienunterhaltung, die es lange nicht gegeben hat im Fernsehen, aber der dramaturgische Bau des Formats und die Feinheiten sind sehr modern. Das ist das tolle an dem Format. Es sieht vertraut aus, aber ist ganz neu.

Die Vertrautheit lag bestimmt nicht zuletzt an dem Moderator. Welchen Anteil an der Sendung trägt er?

Einen sehr großen Anteil. Selten, denke ich, waren die Anforderungen aus dem Konzept so absolut deckungsgleich mit den Erfahrungen und der Persönlichkeit des Moderators. Das war ein kongenialer Glücksgriff. Vielleicht übertreiben wir es hierzulande auch etwas mit der Suche nach immer neuen Gesichtern. Schauen Sie nach Amerika, da gibt es eine Vielzahl von sehr erfahrenen TV-Moderatoren auch in der Fernsehunterhaltung, die über Jahrzehnte eine starke Bindungskraft für das Publikum haben und dennoch modern und frisch sind. Wir haben doch auch genug davon. Lippe und die Sendung waren wie Topf und Deckel, wundervoll.  

Arbeitet Schwartzkopff in der kommenden Saison jetzt eigentlich am Limit oder geht da noch mehr?

Momentan geht natürlich viel Energie in „The Voice“.  Bei jeder neuen Ideen überprüfen wir, ob sie zu uns passt und ob wir dazu auch die Zeit und Energie haben. An unseren drei Standorten arbeiten wir an sehr unterschiedlichen Programmfarben und im Formatportfolio von Talpa sind noch einige erfolgreiche Produktionen, die wir gern zusammen in Deutschland realisieren wollen.

Sehen Sie das Wachstum überwiegend bei den Privatsendern oder auch bei den Öffentlich-Rechtlichen?

Wir sind natürlich mit allen in Gesprächen. Ich habe aber den Eindruck, dass das Tempo von Idee zu Format bei den Privaten einfach höher ist und es deshalb einfacher ist, neue Formate hier zu etablieren. Die langen Entscheidungsprozeße bei den Öffentlich-Rechtlichen verhindern manchmal den Start neuer Formate. Aber wir bleiben auch da dran.