Man merkt, dass manche Acts sich bewusst für die Kameras inszenieren. Manche wirken in der Halle besser.
Das stimmt, aber man darf in der Halle eben nie vergessen, dass das Urteil der 36.000 Zuschauer vor Ort verglichen zum TV-Publikum natürlich nicht schwer wiegt. Und der Eurovision Song Contest ist zunächst einmal eine TV-Show. Aber der Ladislaus Kiraly hat mit der Regie dieser Show auch eine Aufgabe aus der Königsdisziplin zu meistern. Bei den Halbfinalen hat es aber ja schon sehr gut funktioniert. Immerhin muss zwischen den Emotionen der Künstler bis zum Gesamteindruck der Halle alles eingefangen werden. Das ist ein Wechsel zwischen extremem CloseUps und Establishment Shots. Da muss man vor den Hut ziehen vor Ladi.
Darf vor dem Finale nochmal etwas geändert werden?
An der Inszenierung des Acts? Nein. Wir müssen bei Licht und die Video-Bespielung der Wand irgendwann planen können. Das wurde vor den Halbfinalen festgelegt und bleibt jetzt unverändert.
Also schaut man die Halbfinale dann zufrieden und freut sich, dass alles so gelaufen ist wie geplant?
Ne, ich habe drei Notizen in dem iPhone-Notizblock vollgeschrieben.
Florian Wieder, Mr. Digital...
Das geht schneller. Und ich verliere Zettel immer. Das iPhone weniger. Da mach ich mir natürlich Notizen zu der Bespielung, zum Timing, zu Lichtstimmungen auf. Ich sitze ganz hinten in der Halle mit meinen Kollegen genau gegenüber der Bühne und kann sowohl das TV-Bild als auch die Wirkung in der Halle gut verfolgen.
Ist der ESC eigentlich einfacher oder schwerer als eine große Preisverleihung, beispielweise in den USA?
Man hat beim ESC natürlich mit viel mehr Acts zu tun als bei einer normalen Preisverleihung. Die Koordinierung ist anspruchsvoller, die Wünsche unterschiedlicher. Aber einfacher müssen die Video Music Awards von MTV jetzt nicht unbedingt sein. Denn die großen Weltstars haben meist ein Kreativ-Team um sich herum, das mit sehr genauen Vorstellungen anreist. Da blieb uns hier beim ESC zusammen mit den Ländern etwas mehr Interpretationsspielraum. Das macht natürlich Spaß.
Und wem drücken Sie jetzt im Finale die Daumen? Jemandem, der sie gegebenenfalls nächstes Jahr wieder engagieren würde?
(lacht) Also darauf spekuliere ich jetzt nicht. Ich habe Künstler, die ich sympathisch finde und Songs, die ich toll finde. Natürlich drücke ich da privat insgeheim die Daumen. Auch weil ich im Herzen Patriot bin und mich freuen würde, wenn Lena nochmal für uns gewinnt.
...damit Sie das Set dann ein Jahr einlagern und nächstes Jahr nochmal verwenden können...
(lacht) Ach das wäre ja peinlich. Nein, wenn wir wirklich nochmal gewinnen sollten, dann würde ich mir schon was Neues einfallen lassen wollen, wenn man mich nochmal fragt. Aber wie auch immer. Freuen wir uns doch jetzt erstmal auf das Finale.
Herr Wieder, herzlichen Dank für das Gespräch. Und toi toi toi fürs Finale.