Es hätte jetzt ja auch fast Ihre Handschrift gefehlt, wäre keine LED-Wand zum Einsatz gekommen...

Die kurzen Umbauzeiten und die Beschränkungen von realen Elementen auf der Bühne macht die LED-Technik einfach zur idealen Lösung für den Eurovision Song Contest, weil wir nur so binnen weniger Minuten völlig andere Inszenierungen ermöglichen können. Wie wertvoll das ist, haben wir ja beim „DSDS“-Set gemerkt. Die Inszenierungen wären in so einer Bildgewalt sonst nicht möglich, wenn man nur mit Licht allein arbeiten würde. Für einige Acts wäre das kein Problem. Aber aufgrund der Vielzahl der teilnehmenden Länder bietet die LED-Wand in Ergänzung mehr Variationsmöglichkeiten an.

Ist der Eurovision Song Contest also ein bisschen „DSDS“ in XXL?

Nein, natürlich nicht. Es gibt große Unterschiede und aus der Perspektive der Inszenierung eine Herausforderung, die wir von Fernsehsendungen sonst nicht kennen. Denn wir konnten für das Finale nicht planen, in welcher Reihenfolge die Künstler auftreten. Man würde normalerweise ja zum Beispiel nicht zwei Disco-Nummern hintereinander programmieren. Das lässt sich hier nicht steuern. Die sonst üblichen Aspekte von visueller Dramaturgie und Abwechslung lassen sich beim ESC-Finale nicht berücksichtigen. Deshalb müssen selbst musikalisch ähnliche Acts völlig anders inszeniert werden, damit sie im Notfall auch direkt hintereinander einzigartig wirken. Das macht diese Show so aufregend im Vergleich zu anderen, weil sie dynamischer ist. 

Wer hat eigentlich die Hoheit über die Video-Bespielung der LED-Wand? Haben die Sender da geplant oder kamen die Vorschläge von Ihnen?

Der Content kommt von uns, aber er basiert auf den Wünschen und Ideen der Länder. Aber nicht jedes Land hatte eine konkrete Vorstellung, andere hatten sehr konkrete Vorstellungen. Es gibt einige wirklich schöne Ideen, die auch sehr gut funktionieren. Im ersten Halbfinale hat man ja schon an der Reaktion des Publikums in der Arena gemerkt, dass die Weltkugel bei Finnland zum Beispiel sehr gut ankommt.

Fanden denn Vorstellungen und mögliche Umsetzung immer zueinander?

Als Estland mit ihren kleinen Aufstellern für den Song „Rockefeller Street“ ankamen, wussten wir erst gar nicht was wir damit anfangen sollen, weil wir für die Videowand schon eine richtig real aussehende New York-Skyline gebaut. Dann haben wir das einmal ausprobiert und gesehen, dass unsere Animation absolut nicht zu deren Papp-Aufstellern mit Mini-Skyline passte. Wir haben dann die Papp-Aufsteller abfotografiert und wie im Zeichentrick neu animiert. Jetzt passt das gut zusammen, weil sich deren Optik in unserer Animation wiederfindet. Da bekommt das Ganze einen eigenen Charme. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit funktioniert hat.

Und das klappte immer so problemlos?

Allgemein schon. Bei den ganzen Disco-Nummern gab es meist nur konkrete Farbwünsche. Da ging es mehr um Farben als um Content. Hauptsache bunt also. Manch anderes Land, dass sich jetzt aus meiner Sicht weniger gut inszeniert hat, ist im ersten Halbfinale auch schon rausgeflogen. Wir haben letztlich umgesetzt, was uns vorgegeben wurde. Und diplomatisch gesagt: Wir haben das auch getan, wenn es aus unserer Sicht nicht unbedingt vorteilhaft war. Unsere unabhängige Rolle als Dienstleister erlaubt uns da ja kein Urteil. Es stünde uns nicht zu, jemandem Ideen auszureden. Aber bis auf ein inzwischen schon ausgeschiedenes Land war die Zusammenarbeit hier immer sehr konstruktiv.