Wer hat hat eigentlich diese Figur Gernot Hassknecht ge- oder erfunden?

Welke: Ich hatte schon ganz am Anfang vorgeschlagen, ob wir nicht den Kommentar mit in die Sendung nehmen, auch wenn es ein ARD-Ritual ist. Aber das ganze mit dem Twist, dass sich einer aufregt und auch rein sprachlich alle Grenzen des normalen menschlichen Umgangs mit Füßen tritt. Wir haben Hans-Joachim Heist, der den Gernot Hassknecht spielt, eigentlich für eine ganz andere Rolle gecastet. Dabei ist uns diese Spezial-Begabung „Aufregen“ aber gleich ins Auge gesprungen. Als er dann den ersten Text probeweise gelesen hat, haben wir Tränen gelacht, weil er ja tatsächlich so aussieht wie jemand, der in den „Tagesthemen“ den Kommentar für den MDR sprechen könnte. Wenn gerade er dann so ausrastet und Dinge sagt, die Leute in seinem Alter wirklich nicht sagen, hat das zumindest unser Komik-Zentrum genau getroffen. Aber ich bin ein Verfechter davon, dass man gerade Dinge, die schnell den Stempel Kult kriegen, um so mehr dosieren muss. Deswegen taucht er bewusst nicht in jeder Sendung auf.

 

 

Gibt’s eigentlich einen fundamentalen Unterschied zwischen der ersten und der fünfzigsten „heute-show“? Was hat man in den eineinhalb Jahren gelernt?

Welke: Wir haben in allen Bereichen viel dazu gelernt, aber das ist ein kontinuierlicher Prozess von Sendung zu Sendung. Wir probieren einfach immer wieder neue Dinge aus und haben so im Lauf der Zeit unser Arsenal an Stilmitteln immer weiter vergrößert, sodass wir die Sendungen jetzt einfach abwechslungsreicher gestalten können.

Hirschberg: Das ist auch unser Anspruch, immer weiter experimentierfreudig zu bleiben und immer neue Dinge auszuprobieren, was wir uns dank der wöchentlichen Taktung auch leisten können. Wir haben uns natürlich auch technisch weiterentwickelt, beispielsweise unsere Greenbox zum Ende letzten Jahres vergrößert und das Set optimiert.

Welke: Man muss jede Woche das Puzzle völlig neu zusammensetzen. Es gibt drei Dinge, auf die wir dabei achten: Das wichtigste ist natürlich: Es muss lustig sein. Wir sind nunmal nicht nur eine Satire, sondern auch eine Comedy-Sendung. Die zweite Frage ist: Ist es bissig genug? Hat man eine Geschichte erzählt und ist klar, welche Haltung man zu der Geschichte hat. Und was mir als drittes immer noch sehr wichtig ist: Es muss immer noch überraschend sein. Man darf nicht jeden Gag kommen sehen. Und auch die Art der Umsetzung darf nicht immer gleich sein. Wenn wir es uns leisten, vier Minuten zu Guttenberg als Krimi in Schwarz-Weiß auszustrahlen, dann kann man das als Zuschauer mögen oder nicht – aber auf jeden Fall sieht man's vorher nicht kommen. Wenn man die Show anschaltet und das Gefühl hat, dass man sowieso weiß, was passiert, dann wäre das der Anfang vom Ende.

Gibt’s denn einen Gag oder eine Stück, das man im Nachhinein bereut?

Welke: Da könnten wir im Grunde aus jeder Sendung zwei Minuten rausschneiden. Solange man Dinge auf dem Papier liest, denkt man ja häufig, manches sei besonders toll, anderes eher so mittel lustig. Aber das witzige ist, dass es dann oft komplett anders kommt, im Guten wie im Schlechten. Wenn man jede Woche eine halbe Stunde ein so dichtes Programm machen willen, werden da immer Sachen nicht funktionieren. Aber es ist müßig so zu denken. Mir fallen häufig noch am Sonntag für die Sendung vom Freitag davor super Gags ein. Aber das muss man ausblenden, sonst wird man wahnsinnig. Man muss eh immer an die nächste Sendung denken.

Hirschberg: Und das schöne ist: Die kommt ja jede Woche.

Herr Welke, Herr Hirschberg, herzlichen Dank für das Gespräch.