Thomas Stein© ProSieben
"Popstars" ist mit den Live-Shows in die finale Phase gegangen. Sind Sie optimistisch in diesem Jahr erfolgreichere Gewinner zu finden als im letzten Jahr?

Man darf das letzte Jahr nicht verallgemeinern. Es waren in der Geschichte von "Popstars" schließlich schon einige gute Gewinner dabei. Insofern wäre es falsch, das letzte Jahr als Maßstab für alles zu nehmen.

Sie sprechen vermutlich von den No Angels oder den jetzt gerade aufgelösten Monrose...

Ja, denn wenn ich es richtig sehe, hat "Popstars" mehr Stars produziert als alle anderen Formate zusammen. Deswegen finde ich es schade, das letzte Jahr als Bezugsgrundlage zu nehmen. Aber ich denke man hat gemerkt: Wir haben uns als Konsequenz daraus in diesem Jahr wieder mehr auf die Stimmen konzentriert. Weniger "Pampam", mehr "Tamtam", also mehr Musik anstelle von Bewegungsaktivisten. Wir müssen uns mit den Mädchen, die jetzt noch im Wettbewerb sind, gar nicht verstecken - im Gegenteil. Ich finde wir haben unterschiedliche und hochinteressante Charaktere.

Sie sagen bewusst, dass Sie "Charaktere" gefunden haben. Ist es eine falsche Annahme, wenn bei Casting-Shows der "beste Sänger" oder die "beste Sängerin" gesucht wird?

Ein Beispiel: Ich hatte damals mit meinem Team N'Sync an den Start gebracht. Da gab es einen jungen Mann, bei dem sich viele fragten, ob der wohl passen würde. Da kam ein inzwischen leider verstorbener "Bravo"- Fotograf und sagte: "Den müsst ihr drin lassen; der ist vor der Kamera sensationell." Man muss also sehen: Was passiert vor der Kamera? Man muss nicht die Stimme alleine betrachten. Deswegen suchen wir nicht zwangsläufig die beste Stimme. Wenn wir die "Popstars"-Kandidatinnen nehmen, die noch im Rennen sind: Da sind einige dabei, die nicht die beste Stimme haben. Aber als Charaktere, mit ihrer Art sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, bieten sie alles was man braucht. Sie polarisieren, sie sind nett, selbstständig, anständig, sie können auch gut singen, wenn sie wollen - nicht jede will immer gleich gut singen (lacht). Und so ergibt sich ein Gesamtbild. Ich denke, dass wir da interessante Menschen präsentieren.

Das "Popstars"-Prinzip wird jedes Jahr neu definiert. War für Sie die Tatsache entscheidend, dass dieses Jahr unter dem Motto "Girls Forever" wieder eine Girl-Group gesucht wird? Sie kennen sich ja schließlich mit der Vermarktbarkeit von Acts aus...

Solange es junge Burschen und junge Mädchen gibt, wird es auch immer eine Boy-Band und eine Girl-Group geben. Der Markt für Girl-Groups ist zurzeit relativ dünn, da gibt es kaum was. Insofern sind wir damit vielleicht auch in der glücklichen Lage in eine Marktlücke hineinzugehen, die über die Jahre hinweg prominent besetzt war. Es ist ja nicht so, dass es keine Erfolge bei Girl-Groups gab, sondern sie waren immer wieder erfolgreich. Die eine mal mehr, die andere mal weniger - aber letztendlich gibt es diesen Markt.

Was hat Sie persönlich denn eigentlich bewogen nach sechs Jahren wieder in eine Casting-Show einzusteigen?

Ach, da gibt es viele Antworten. Eine lautet: Ich muss Miete bezahlen, eine andere ist: Mir war langweilig, weil ich mit der Chartshow nicht ausgelastet war, die dritte Antwort ist: Meine Frau war ständig einkaufen und hatte keine Zeit mehr für mich (lacht). Nein, ich bin seit über 40 Jahren im Musikgeschäft und habe immer sehr viel Spaß und Freude mit diesem Business verbunden. Ich habe lange überlegt, ob es überhaupt noch einmal in Frage käme, bei einer solchen Show mitzumachen. Aber bei ProSieben und auch Tresor als Produzenten wurde es in sehr angenehmer Weise präsentiert und vermittelt. Da ist einfach mein Spaß dabei zu sein größer als meine Lust zuhause zu sitzen. Klar, 86 Chart-Shows sind ja schön und ich hätte aufgrund meiner Kenntnis der Lage des Musikgeschäfts sicher auch die 100 geschafft - aber ich freue mich einfach weil es bei "Popstars" auch wegen der Leute menschlich um mich herum gepasst hat.

Vermissen Sie das Sofa der "Ultimativen Chartshow" denn ein wenig?

Es hat viele Jahre lang großen Spaß gemacht. Einzig als irgendwann Lorielle London neben mir saß und ihre neuen Brüste mehr Interesse weckten als die fachliche Beurteilung von Musik, kam ich mir fehl am Platz vor.