Foto: ProSiebenSat.1Während im Zuge des Sat.1-Umzuges auf unteren Ebenen Mitarbeiter gegangen sind beziehungsweise gehen mussten, wurde oben eine neue Management-Ebene eingezogen...

Wir haben nach dem Umbau der Zuständigkeiten weniger Hierarchien als zuvor. In den Programmbereichen gibt es jetzt einen senderübergreifenden Verantwortlichen, wo bislang jeder Sender seinen eigenen hatte. Da würde ich also deutlich widersprechen. Die Zentralisierung hat auf jeder Ebene stattgefunden. Darin sehe ich eine Chance. Ein Beispiel: Als ich 2008 angetreten bin, um eine bessere Zusammenarbeit in der Sendergruppe umzusetzen, gab es zum ersten Mal überhaupt einen gemeinsamen Workshop der drei Chefredakteure von Sat.1, ProSieben und kabel eins. Und das acht Jahre nach Gründung der Senderfamilie.

Die Zentralisierung war also überfällig?


Es ist doch zum Beispiel nicht akzeptabel, dass ein Sender in einer gewissen Disziplin sehr gut arbeitet und ein anderer nicht - und das obwohl die Kollegen im gleichen Haus sitzen. Nein, es wurde Zeit, dass wir unser gesammeltes Know-how allen Sendern zu Gute kommen lassen. Hier geht es um Spezialisierung: Die Besten sollen für alle Sender das machen, was sie am besten können. Damit ist man beim Einsatz der Mittel effizienter und am Ende des Tages auch erfolgreicher. Weil wir so mehr Zeit haben für das, was uns im Kern alle antreibt: Die Kreativität.


 
Mit senderübergreifenden Ressort-Chefs stellt sich aber auch die Frage: Welche Aufgabe erfüllen noch die Sender-Geschäftsführer und wie selbstständig sind die Sender überhaupt noch?

Die Senderchefs sind verantwortlich für die Marke, ihre Performance und ihr Image. Da hat sich im Aufgabengebiet nichts geändert. Es sind nach wie vor starke Senderchefs, die für ihren Sender die Entscheidungen treffen – weil sie ihn in seiner Gesamtheit verantworten. Sie entscheiden über das Programm. Aber sie greifen jetzt auf die besten zentralen Experten zu, die für die Umsetzung neuer Programme zuständig sind. Ich bin überzeugt, dass die Zukunft in der TV-Branche nicht bei solitären Fernsehsendern liegen wird. Die Zukunft gehört den TV-Familien, weil sie da am effektivsten arbeiten können. Das ist eine Herausforderung: Multibrand ist das Stichwort. Wir müssen gemeinsam in mehreren Marken denken. Die Konsumgüter-Industrie und auch Verlage machen das schon lange. Wichtig ist, dass wir unsere Ressourcen, unsere Programme und Sender, gezielter an einzelne Zielgruppen bringen.

Aber wieviel bleibt dann von den einzelnen Sendern noch übrig?


Alles: Ihre Identität, ihr Profil. Denn gerade in einer Senderfamilie ist eine bessere Abstimmung und damit Schärfung der einzelnen Brands möglich. Dass das funktioniert hat nicht zuletzt die Performance unserer Sendergruppe im letzten Jahr bewiesen. Multibrand heißt eben nicht Einerlei.