Christoph TeunerHerr Teuner,  Sie feiern am heutigen Montag Ihr zehnjähriges Dienstjubiläum bei n-tv. Sie sind der Chefmoderator des Senders. Welche Würden sind mit diesem Titel verbunden?
 
Relativ wenige. Innerhalb der Moderation bedeutet der Titel, dass ich durch die großen Fische unserer Sendungen führe: Seien es die Landtags- und Bundestagswahlen, die Präsidentenwahlen in den USA, Ereignisse wie Rede von Obama vor der Siegessäule in Berlin, oder in den kommenden Wochen der Festakt für Helmut Kohl.
 
Sie gelten als Newsjunkie – was reizt Sie denn mehr bei einer Live-Strecke: Wenn sich die Ereignisse überstürzen, oder ein getragener Festakt für einen ehemaligen Staatsmann?

 
Ob es sich um eine geplante Zeremonie handelt oder um ein lange andauerndes Ereignis, bei dem sich die Meldungen überschlagen, macht von der journalistischen Herausforderung her keinen Unterschied. Der Unterschied liegt lediglich in Planbarkeit und Rhythmus. Beides lässt sich unter die große Klammer Live-Ereignis ziehen, auch wenn der Festakt mehr von der Atmosphäre als von den Inhalten lebt.
 

 
 
Aber es wird doch sicher Unterschiede bei der Herangehensweise geben?
 
Die Schwerpunkte sind andere. Bei der Amtseinführung von Obama zum Beispiel haben wir acht Stunden am Stück live gesendet. Das war die längste Live-Strecke, die wir je gemacht haben. Da gelangt man selbst als routinierter Nachrichtenmensch an die Grenzen der Belastbarkeit – allein schon wegen der Konzentration über einen so langen Zeitraum. In der Breaking-News-Situation geht es eher darum, den Zuschauern komplexe Materie in kurzer Zeit anschaulich nahezubringen – im Grunde also das Tagesgeschäft aber mit höherer Schlagzahl.
 
Wie hat sich – rückblickend auf die vergangenen zehn Jahre – das Nachrichtengeschäft verändert?
 
Es ist an vielen Fronten anstrengender geworden: Durch die vielen Mitbewerber hat sich das Tempo erhöht. Man muss immer schneller werden und hat daher immer weniger Zeit, Informationen zu überprüfen. Entsprechend muss man schneller in der Lage sein zu entscheiden, welche Quelle vertrauenswürdig ist – und welche nicht. Außerdem werden viele Themen in der Sache immer komplizierter – so wie das Leben selbst aufgrund des technischen Fortschritts offenbar auch.
 
Wie haben sich die Zuschauer dabei verändert?
 
Wir stellen fest, dass das Interesse der Zuschauer, in komplexe Zusammenhänge einzutauchen, mit der Zeit abgenommen hat. Mir selbst geht es privat auch so: Es gibt eine Tendenz, nur noch die Überschriften zu lesen und sich für leichtere Themen zu interessieren. Das ist eine Gemengelage, die das Nachrichtengeschäft in den vergangenen zehn Jahren immer schwieriger gemacht. Aber es ist eine Entwicklung, deren Teil wir auch sind und der wir Rechnung tragen müssen.