Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung? Verändern sich die Kriterien, nach denen Sie die nachrichtliche Relevanz der Themen beurteilen?
 
Die Relevanz-Kriterien haben sich nicht verändert. Aber die Mischung der Themen verändert sich. Das gilt für alle Medien, nicht nur für uns. Harte Themen, die im Sinne der Nachrichten früher wichtig und relevant waren, sind es auch heute noch. Der Anteil dieser harten Themen im Programm ist aber geringer geworden. Es kommen dafür im weitesten Sinne unterhaltende Themen hinzu, die nicht unbedingt wichtig sein müssen. Aber auch das ist ein allgemeiner Trend, der vom Zuschauer durchaus gewünscht wird und dem wir in Maßen nachkommen müssen.
 
Wie machen Sie das?
 
Im Fernsehen sind starke, emotionalisierende Bilder sehr wichtig. Die Herausforderung bei der Gestaltung einer Sendung liegt für uns darin, die harten Nachrichten, die für die Zuschauer zuweilen wenig reizvoll sind, mit den starken Bildern ohne große Relevanz so zu kombinieren, dass die Zuschauer die gesamte Sendung über dranbleiben und die relevanten Informationen auch mitnehmen.
 

 
Ihr Mitbewerber hat kürzlich eine Debatte über den wirtschaftlichen Wert von Fernsehnachrichten angestoßen. Die Budgets der privaten Nachrichtenkanäle sind verhältnismäßig klein. Schauen Sie mit Neid auf die Töpfe der Öffentlich-Rechtlichen – oder eher mit Stolz?
 
Natürlich hätte ich gerne das große Budget der öffentlich-rechtlichen Kollegen! Vor allem wenn ich bei einer Landtagswahl sechs 18-Tonner LKW mit einer eigenen Kantine und 1.200 Quadratmeter Wahlstudio sehe – und wir stehen da zu dritt. Aber es geht halt nicht. In der  Mediengruppe RTL haben Nachrichten allerdings einen höheren Stellenwert als bei unseren Mitbewerbern. Man darf zudem nicht vergessen, dass wir immer noch kommerzielles Fernsehen machen und damit ein anderes Geschäftsmodell haben als ARD und ZDF. Allerdings möchte ich mit den Kollegen auch nicht tauschen.
 
Warum nicht?
 
Wir haben zwar weniger Geld, sind aber frei von parteipolitischer Einflussnahme. Parteibuchjournalismus, den es bei den Öffentlich-Rechtlichen gibt, ist kein Umfeld, in dem ich arbeiten möchte. Es kann doch nicht sein, dass ein Fernsehrat vorrechnet, mit welcher prozentualen Häufigkeit Vertreter einzelner Parteien zu sehen waren. Insofern gibt es keinen Neid.
 
Mal abseits von allen politischen und journalistischen Fragen: Jetzt sind Sie schon so lange bei n-tv und zudem ein leidenschaftlicher Hobby-Koch. Warum hat man Sie noch nicht im „Promi-Dinner“ bei Vox  gesehen?
 
Man hat mich noch nicht gefragt. Ich glaube, das möchte ich auch nicht machen, weil mir meine Privatsphäre sehr wichtig ist. Da bin ich eher zurückhaltend, obwohl ich das Format klasse finde . Vom kulinarischen Standpunkt würde ich mir das zweifelsohne zutrauen. Mit den Texten für das Buch "JW"  von Sternekoch Joachim Wissler und meinen Reisereportagen für den "Feinschmecker" hätte ich dafür  aber  auch  einfach keine Zeit.
 
Herr Teuner, vielen Dank.