Volker HerresZurück zum Programm. Oftmals wird der Vorwurf geäußert, dass hochwertige Lizenzware oder aber auch teure Dokumentationen erst zu nächtlicher Uhrzeit einen Platz im Programm finden. Ist das Programmschema des Ersten zu starr?

Das ist ein Vorwurf, der durch Wiederholung nicht richtiger wird. Hochwertige Dokumentationen haben am Montagabend um 21.00 Uhr ihren festen Platz. Wer hat denn so was sonst noch? Aktuell zeigen wir die dreiteilige Serie „Der Krieg“, dann wird es einen Rückblick auf das Leben von Helmut Kohl geben, der in diesem Jahr 80 Jahre alt wird. Und wir werden einen bemerkenswerten Film über Adolf Eichmann haben, um nur ein paar Highlights zu nennen, die wir in der Primetime zeigen. Und für hochwertige Spielfilme haben wir unseren zweiten Primetime-Sendeplatz nach den „Tagesthemen“.

Wobei der Begriff Primetime da ja dann doch schon sehr strapaziert wird...

Das ist aber keine schlechte Zeit für Kinofilme, denn Lizenzware jenseits von ganz wenigen großen Blockbustern kann um 20.15 Uhr im Ersten nicht mit Eigenproduktionen konkurrieren. Wir setzen sehr stark auf deutsche Eigenproduktionen, obwohl dies zeitaufwendiger und anspruchsvoller ist als Lizenzware einzukaufen.

Stichwort Eigenproduktion: Kommt in diesem Jahr denn endlich die Krimiserie von Dominik Graf, „Im Angesicht des Verbrechens“?

„Im Angesicht des Verbrechens“ wird im Herbst dieses Jahres im Ersten zu sehen sein.

Steht ihr Vorhaben noch, die Politmagazine im Ersten zu vereinheitlichen?

Ich habe mir einen stärkeren, einheitlichen Markenauftritt der Magazine gewünscht, weil es uns leichter machen würde zu kommunizieren, dass wir Woche für Woche eine Stunde Sendezeit in der Primetime für investigativen Journalismus reservieren. Das bietet abgesehen vom Ersten niemand. Da könnten wir mehr draus machen.

Aber da haben in der ARD bekanntlich sehr viele ein Wort mitzureden. Was macht denn den Job als Programmdirektor des Ersten trotzdem so viel erstrebenswerter als eine vergleichbare Position bei einem Privatsender?

Das ist einfach zu beantworten. Weil es uns nicht darum geht, möglichst viel Geld zu verdienen, sondern ein gutes Programm zu machen, das einen öffentlichen Mehrwert schafft, von vielen Menschen gerne gesehen wird und einen Beitrag zur Kultur, zur Bildung und zur Information der Bevölkerung leistet. Das ist gehaltvoller als Rendite-Zielen hinterherzujagen

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Herres.