Peter KloeppelDauerthema 2009 war zweifelsohne die Wirtschaftskrise. Spüren Sie eine Ermüdung des Publikums bei dem Thema?

Nein. Es gibt Auf- und Abwärts-Bewegungen im Nachrichtengeschäft, mit mal zunehmendem, mal abnehmendem Interesse. Wir haben Tage, an denen die Krise insbesondere mit ihren Konsequenzen – nehmen wir nur mal das Thema Staatsverschuldung - stark in den Vordergrund rückt. Da widmen wir uns dann natürlich dieser Diskussion und versuchen auch zu verdeutlichen, was das für den einzelnen Zuschauer bedeutet. Wir sehen es als Herausforderung, solch ein komplexes Thema nicht abstrakt, sondern konkret zu vermitteln und auf seine Auswirkungen auf den Alltag runterzubrechen. Damit schaltet man auch den potenziellen Ermüdungseffekt aus. Natürlich liegt manchmal die Versuchung nahe zu sagen, man könnte sich nach der Pleite der sechsten Bank die Meldung zur siebten Pleite sparen. Aber das darf nicht sein. Solche Themen haben eine hohe Relevanz, das dürfen wir nicht einfach ausblenden.

War die Wirtschaftskrise zusammen mit der Schweinegrippe das Thema des Jahres 2009?

Nun, die Schweinegrippe taucht wie auch die Wirtschaftskrise immer wieder auf, aber das was unser Leben und damit auch unser Nachrichtengeschäft viel stärker geprägt hat und weiter prägen wird, ist die Frage „Wie ist in diesem Jahr gewählt worden? Wer ist gewählt worden? Und was kann die neue Regierung bewegen?“ Dieses Wahljahr ist mit Recht als Superwahljahr bezeichnet worden, vor allem aus quantitativer Sicht . Über die Frage mit welcher Qualität die Wahlkämpfe geführt wurden, kann man sicher diskutieren. Aber wir sollten nicht vergessen, dass in diesem Jahr viele Weichen gestellt wurden.
 


Dabei sollte doch Obamas Wahlkampf angeblich Vorbild sein und uns einen lebhaften Wahlkampf bescheren...

Da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen waren. In den USA hatten wir eine tiefe Spaltung im Land zwischen Republikanern und Demokraten, inhaltlich, aber auch emotional. In Deutschland hingegen regierte eine große Koalition. Und weder Kanzlerin noch Herausforderer Steinmeier sind „Hau-drauf-Typen“. Die haben vor der Wahl lieber im Kammerton miteinander geschäftsmäßig gearbeitet als sich anzubrüllen. Mit diesen Vorzeichen ging es dann in den Wahlkampf, ins Fernsehduell und selbst in den Wahl-Endspurt. Die Einzigen, die wirklich mal Schwung in die Bude gebracht haben, waren die kleinen Parteien. Das war für uns als Berichterstatter natürlich auch mal schön zu erleben, dass die Grünen, die Liberalen und auch die Linke sich profilieren konnten, nachdem sie während der Großen Koalition ja eher ein Schattendasein geführt haben.

Wenn Sie die Profilierung der kleinen Parteien schon erwähnen: Macht dann in der veränderten Parteienlandschaft künftig ein TV-Duell in bisheriger Form noch Sinn?

Ja, absolut. Es geht im Duell um die Personen, die als einzige die realistische Möglichkeit haben, zum Kanzler gewählt zu werden und die durch ihre dem Amt innewohnende Richtlinienkompetenz in jeglicher Art von Koalition den Ton angeben werden. Deswegen wird ein solches Duell auch bei der nächsten Wahl Sinn ergeben. Ich würde mich freuen, wenn es beim nächsten Mal aber nicht nur bei einer Begegnung bliebe, sondern es wieder zwei Duelle werden. Das hatten sich alle beteiligten Sender auch diesmal innigst gewünscht. Die Kritik am TV-Duell, die nachher aufkam, gründet auch darauf, dass wir in einem einzigen 90-minütigen Duell nicht genügend Zeit für alle Themen hatten.