In Kürze startet das ZDF den ersten HDTV-Showcase. Handelt es sich dabei um einen Start unter realen Bedingungen oder mehr um eine Aufwärmphase?
Tobias Schwahn: Es sind natürlich noch keine realen Bedingungen, sondern vorerst nur eine Zwischenlösung. Wir haben unsere Infrastruktur jetzt zwar so weit ausgebaut, dass wir diese Showcases abwickeln können. Aber wir haben noch nicht die endgültige Infrastruktur. Das wird auch noch einige Zeit dauern: Derzeit läuft ein Großprojekt, bei dem die kompletten Sendestraßen umgerüstet werden. Abgeschlossen wird das aber voraussichtlich erst Ende 2011. Das Problem ist, dass wir quasi am lebenden Objekt operieren müssen. So eine Umrüstung kann nur nach und nach vonstatten gehen, weil wir ja gleichzeitig normal weiter senden. Zum regulären Start werden wir aber eine sichere Lösung haben.
Ist der Showcase denn ein von Ihnen gewollter Test oder setzt man einfach eine Vorgabe um, weil man als Host-Broadcaster bei der Leichtatlethik-WM ohnehin in HD senden muss?
Eckhard Matzel (Foto): Es gibt nicht nur den Showcase zur Leichtatlethik-WM. Auch während der IFA und in der Weihnachtszeit ab Mitte Dezember wird es weitere Showcases geben, bevor im Februar die Regelausstrahlung in HD starten wird. Entstanden ist das Ganze in vielen Gesprächen mit der Industrie, die vor zwei Jahren zur IFA begonnen haben und in denen die Hersteller seinerzeit auf einen schnellen Start von HD gedrängt hatten. Man hat sich dann auf eine Roadmap geeinigt, in der auch diese vorgeschalteten Showcases vorgesehen sind.
Schwahn: Dass der Showcase zur Leichtatlethik-WM stattfindet, hängt natürlich damit zusammen, dass wir diese als Host-Broadcaster ohnehin in HD produzieren müssen. Aber es gibt da keinerlei Vorschriften, dass wir das auch so ausstrahlen müssten. So ein Test ist aber auch für uns wichtig, denn auch wenn eine HD-Umstellung schon viele vor uns gemacht haben, gibt es natürlich immer einen Lernprozess, wenn man es dann letztendlich selbst umsetzt.
HDTV läuft in Deutschland bislang ja ziemlich schleppend, wohl weil man ja auch schon jetzt eine gute Bildqualität hat...
Matzel: Natürlich ist die Bildqualität in Deutschland auch bisher schon in Ordnung. Wenn ich mir früher ein NTSC-Bild in den USA oder Japan angesehen habe, dann war das gegenüber PAL-Bildern schon grausig. Aber trotzdem gibt es ja auch innerhalb Europas Unterschiede, was den Fortschritt in Sachen HD angeht. Es gibt auch traditionelle PAL-Länder, die schon weiter sind als wir in Deutschland. Man kann das also mit Sicherheit nicht allein an diesem Fakt festmachen.
Woran liegt es dann, dass es in Deutschland, wo so viele HD Ready-Fernseher verkauft wurden wie in keinem anderen Land, nur so langsam mit HD voran geht?
Matzel: Die HD-Ready-Fernseher sind ja nur die halbe Miete. Um HD-Bilder sehen zu können, brauchen sie auch einen entsprechenden Tuner und der ist nicht zwangsläufig in jedem Flatscreen integriert. Bei den HD-Empfängern liegen wir in einer Größenordnung von 500.000 bis eine Million Geräten in Deutschland - und das ist natürlich noch sehr wenig.
Schwahn: Da muss auch noch viel Konsumenten-Aufklärung betrieben werden. In Umfragen kommt ja immer wieder heraus, dass die wenigsten Leute, die einen HD-Ready-Fernseher zu Hause stehen haben, auch wissen, was das eigentlich bedeutet. Manche denken, sie haben jetzt schon HD, andere denken, sie können ohne weiteres damit schon HD schauen und wieder andere wissen gar nicht, was HD ist.
Ist denn die größte Herausforderung momentan, die Konsumenten aufzuklären oder doch eher, die Kabelnetzbetreiber in Deutschland zu überzeugen, die HD-Signale auch einzuspeisen?
Matzel: Ich glaube, das ist ein Problem, dessen sich die Kabelnetzbetreiber schon annehmen werden. Über Satellit können HD-Signale direkt und ohne Probleme ausgestrahlt und empfangen werden, im Kabel wird das hingegen vorerst nur teilweise der Fall sein. Ich denke aber schon, dass die Kabelnetzbetreiber da relativ schnell nachziehen werden um gegenüber den anderen Verbreitungswegen konkurrenzfähig zu bleiben.. Sie müssen einfach schon deshalb etwas unternehmen, da es neben dem Satelliten als Alternative auch noch IPTV gibt und diese Anbieter wie etwa die Telekom sind sehr interessiert daran auch unser HD Angebot zu bekommen. Wenn sich die Kabelnetzbetreiber sperren, wird das zur Folge haben, dass dem derzeit bedeutensten Verbreitungsweg in Deutschland immer mehr Kunden davon laufen und sich dem Satelliten oder anderen HD-Verbreitungstechniken zuwenden.