Ganz konkret gefragt: Wie sieht es denn beim anstehenden Showcase aus? Wird der auch via Kabel zu empfangen sein?
Matzel (Foto): Der HD-Showcase wird zunächst einmal via Satellit zu empfangen sein. Wir bieten allen Kabelnetzbetreibern ebenfalls unser ZDF HD Signal an. Unitymedia und Kabel BW werden diese Signale ihren Kunden anbieten und Kabel Deutschland hat angekündigt, dass auch sie ZDF HD in einigen Bereichen ihres Netzes anbieten werden. Was nach diesen Showcases passieren wird, weiß im Moment noch niemand, weil die Kabelnetzbetreibern für die Verbreitung der HD-Signale noch einmal zusätzliche Entgelte verlangen. Dies sehen wir grundsätzlich anders, weshalb es in dieser Angelegenheit zwischen uns noch keinen Konsens gibt.
Und wie sieht es mit den IPTV-Anbietern aus?
Matzel: Wir haben bestimmte Qualitätsanforderungen an unser Signal, die wir auch nicht herunterschrauben werden. Es macht ja keinen Sinn, ein HD-Programm anzubieten, das in der Qualität so schlecht ist, dass zwischen SD und HD kein Unterschied mehr zu erkennen ist oder in HD gar noch schlechter aussieht. Der Zuschauer muss einen Benefit haben. Diese Anforderungen gelten aber für alle Anbieter gleichermaßen.
Ab Februar startet ja der HDTV-Regelbetrieb. Was bedeutet das denn konkret? Was wird dann alles in HD zu sehen sein?
Matzel: Beginnend mit dem Start der Olympischen Spiele in Vancouver werden wir das komplette ZDF-Hauptprogramm parallel in HD ausstrahlen, also mit den gleichen Inhalten, die auch im herkömmlichen SD-Signal zu sehen sind. Natürlich werden zu Beginn unserer HD Regelausstrahlung nicht 100 Prozent der Programminhalte auch in HD vorliegen. In diesen Fällen wird dann das herkömmliche SD-Signal entsprechend hochkonvertiert. Der Anteil an echten HD-Programmen wird dann aber kontinuierlich gesteigert.
Und welche Sendungen werden denn als erstes in wirklichem HD zu sehen sein?
Schwahn: Es ist zunächst so, dass wir klassische Ein-Kamera-Produktionen, also Fiktionales und Dokumentationen, sowie den Sport umstellen werden. Magazine und aktuelle Produktionen wie unsere Nachrichten werden erst später in HD produziert werden. Unser neues Nachrichtenstudio ist HD-fähig, was das Studio angeht. Aber wir werden hier zunächst weiter in SD produzieren, insbesondere da wir hier auf viele, auch internationale, Zulieferungen angewiesen sind, die zunächst nicht hochauflösend zur Verfügung stehen. Nur das Studio-Bild in HD zu zeigen, macht dann aus unserer Sicht wenig Sinn. Die Umrüstung läuft aber natürlich. Derzeit sind HDTV-Ü-Wagen im Bau und nach und nach sollen dann auch alle Studios umgerüstet werden.
Matzel: So eine Umrüstung auf HD können sie nur im Rahmen von Ersatzinvestitionen realisieren, also immer dann, wenn ohnehin ein Austausch ansteht. So ein Zyklus dauert in der Regel um die zehn Jahre. Da kann man sich also leicht ausrechnen, wie lange es dauern wird, bis das gesamte Sendezentrum auf HD umgestellt sein wird.
Schwahn: Wobei wir bei Schnittplätzen und Kameras ja schon seit einiger Zeit mit der HD-Umstellung angefangen haben. Das sind aber meistens Insel-Lösungen.
ProSiebenSat.1 hat ja schon einmal in HD ausgestrahlt, vor mittlerweile eineinhalb Jahren aber dann doch wieder den Rückzug angetreten. Freut man sich da eher, dass die Pionier-Rolle verbunden mit der Aufmerksamkeit zu ARD und ZDF zurückgefallen ist, oder ärgert man sich eher, weil dadurch dem Thema HDTV generell geschadet wurde?
Matzel: Seinerzeit hat es dem Thema HDTV sicher nicht gut getan, dass ProSiebenSat.1 wieder abgeschaltet hat. Auf der anderen Seite glaube ich aber auch, dass dies nicht zu tragisch war, weil die Zeit einfach noch nicht reif war. Die Kollegen von ProSiebenSat.1 haben eben auch gesehen, dass in der Zeit, in der sie in HD ausgestrahlt haben, die Zahl der Empfänger eben nicht sprunghaft in die Höhe gegangen ist und die HD-Programme nur von einer handverlesenen Zahl von Leuten in Deutschland gesehen werden konnten. Dafür rechnet sich der Aufwand natürlich nicht. Ob wir sie uns gewünscht haben oder nicht, wir haben nun eben eine gewisse Vorreiter-Rolle und werden sehen, wie und wann die kommerziellen Rundfunkanstalten folgen werden.
Schwahn: Bei ProSiebenSat.1 war damals der Start auch sehr überhastet. Man hat die HD-Ausstrahlung sehr plötzlich gestartet, um Premiere noch ein paar Tage zuvor zu kommen. Nachdem es damals aber eigentlich keine Boxen zu kaufen gab, fand der Start praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und dabei war bei ProSiebenSat.1 ja noch nicht einmal das normale Programm auf 16:9 umgestellt worden. Da ging es in erster Linie wirklich rein um den PR-Effekt, dass man der erste sein wollte. Da halten wir unseren Weg, erst die Datenraten zu erhöhen, dann auf 16:9 umzustellen und nun eben auf HD umzurüsten, für stringenter.