Und dann spielt die Bühne keine Rolle mehr?
Was schwierig ist, ist nicht die gigantische Bühne zu bearbeiten. Sondern dieser Live-Charakter, dieser Konzert-Charakter im Studio. Davon darf man sich nicht irritieren lassen, egal wer was dazwischenruft oder aufspringt - man muss weiter unbeirrt in seine Kamera moderieren. Das ist schwierig, das gebe ich ganz ehrlich zu. Vielleicht empfindet das mancher im Publikum auch merkwürdig, aber „DSDS“ ist zu allererst eine TV-Show und zuhause vor dem Fernseher sitzen die Menschen, die entscheiden. Schwierig macht es auch die extreme Lautstärke im Studio. Da muss ich mich sonntags nach der Sendung auch erstmal in aller Ruhe erholen und meinen Adrenalin-Pegel wieder ausgleichen.
Werden Sie eigentlich noch von Jury-Urteilen überrascht oder entwickelt man da ein gutes Bauchgefühl?
Ich bin nur ganz selten überrascht. Wenn einer von den Dreien da vorne so einen richtigen Knaller raushaut. Bei dem Wort „Bitch“ hält man natürlich kurz inne und fragt sich, ob man gerade richtig gehört hat. Bei Dieter Bohlen kann man sich nie sicher sein. Aber ansonsten glaube ich inzwischen schon vom Bühnenrand sehr sicher einschätzen zu können, wie die Jury reagieren wird. Ich sehe ja bei den Auftritten die Reaktionen im Publikum, die Gesichter der Jury und kann ja auch selbst einordnen, ob ich den den Auftritt mochte.
Wo wir gerade bei Dieter Bohlen sind: Er macht nach jedem Staffelfinale Schlagzeilen damit, nur Stunden später schon im Flugzeug in den Urlaub zu sitzen. Wie sieht es bei Ihnen aus? Urlaub schon gebucht?
Ja, ich habe meinen Urlaub auch schon gebucht (lacht). Man muss sich definitiv erholen. Ich vergleiche das immer mit Sportlern, die eine Saison lang regelmäßig zu bestimmten Zeiten ihre Leistungen abrufen müssen. Und das tun wir immer zu 100 Prozent. Aber natürlich sind auch wir nur Menschen und dann passiert halt mal, dass ein Kollege in einer Umbaupause von 15 Sekunden alles für den Auftritt vorbereitet, aber leider vergisst das Mikrofon einzuschalten. Das Bemerkenswerte ist aber doch eigentlich, dass das erst in der sechsten Staffel mal passiert ist. Also klare Worte: Wir sind alle urlaubsreif!
Bis zur nächsten großen Show, „Das Supertalent“, ist es dann noch etwas hin. Aber Sie sind trotzdem auf Sendung - im Radio beim Hessischen Rundfunk. Das weiß glaub ich kaum jemand außerhalb Hessens. Was hat Sie dazu gebracht? Geld und Bekanntheitsgrad können keine Rolle gespielt haben...
Das hat natürlich nichts mit Geld oder Steigerung des Bekanntheitsgrad zu tun. Ich habe beim Radio angefangen und wollte immer Radio machen. Auch als ich dann beim Fernsehen gelandet bin, wollte ich immer noch einmal zurückkehren ins Radio und habe dann vor einiger Zeit das Angebot bekommen, beim Hessischen Rundfunk zu arbeiten und alle zwei Wochen bei hr1 die Frühsendung zu moderieren. Das ist dann schon richtig harte Arbeit. Räumliche Trennung von meiner Wohnung, meinen Freunden und meiner Kaffeemaschine in Köln - und dann noch die Uhrzeit. Aber es macht unglaublich viel Spaß, auch weil es bei hr1 ja ein ganz anderes, journalistisches Umfeld ist als am Samstagabend bei RTL. Da kommt es übrigens schon mal vor, dass manche Zuhörer gar nicht mitbekommen, dass ich der Marco Schreyl bin, der dann einen Tag später bei RTL „Deutschland sucht den Superstar“ moderiert.