Foto: Grundy Light EntertainmentMacht das Produzieren momentan weniger Spaß als sonst? Wenn nur noch wenige Ideen auch umgesetzt werden...

Ne, im Gegenteil. Wir reden momentan mehr denn je mit den Sendern, weil beide Seiten sich zusammenreissen müssen. Man bespricht jede Idee sehr viel intensiver, spricht darüber wie es geht, was man tun muss und wo man optimieren kann als vor zwei, drei Jahren als man sehr schnell ein Go vom Sender bekam und dann erst wieder miteinander gesprochen hat als das Format fertig war. Das gibt es heute sehr viel weniger.

Gibt es, unabhängig vom Budget, in der Krise gewisse Genres die weniger nachgefragt werden? Aufgrund der allgemeinen Stimmung?

(überlegt) Zurückgeschreckt wird vielleicht vor sehr aufwändigen, drehintensiven, Reisekosten-überladenen Sendungen mit großen Produktionsstäben. Das kann aber inhaltlich alles sein. Es geht deutlich weniger auf Einzelshows, weil es natürlich billiger ist, ein Studio dann gleich für mehrere Shows zu nutzen als nur einmal im Jahr. Schön ist es, wenn man Kosten teilen kann. Also wenn ein Produktionsteam schon irgendwo ist, dann könnte es doch gleich noch dies und das Mitdrehen für benachbarte Genres oder Begleitprogramm in Form von Magazinen. Aber das ist kosteneffizientes Denken, dass es immer schon gegeben hat und jetzt vielleicht nur noch energischer verfolgt wird.
 

 
Also keine dramatischen Folgen?

Es klingt immer so als treffe uns die Krise jetzt aus völlig heiterem Himmel und zum ersten Mal in der Geschichte der Medien. Dieses Auf und Ab gehört dazu. Das ist ja nicht die erste Krise die wir hatten. Wobei dieses Jahr ohnehin ja noch geht. Viele der Produktionen die in diesem Jahr hergestellt wurden, sind im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben worden. Wie stark sich diese Krise auswirkt, wird sich also eher im nächsten Herbst/Winter zeigen.

Lesen Sie als Produzentin eigentlich auch aufmerksam, wie gut es den Vermarktern IP Deutschland und SevenOne Media geht? Dort wird ja nur stückchenweise die tatsächliche Lage offenbart...


Naja, wenn man unternehmerisch denkt, dann stellt man sich nicht vor die eigene Meute und verkündet einfach „Morgen ist alles aus“. Das ist nicht gut für die Unternehmenskultur und die Motivation. Wolf Bauer hat gesagt: „Wenn ein Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“. Kein Unternehmer kann sich hinstellen und an den Mauerbau denken. Man muss einmal tief durchatmen und die Herausforderung anpacken. Panik nützt niemandem.

Kann man der Krise auch etwas Positives abgewinnen?

Ich glaube es wird sich langfristig an der Struktur etwas ändern. Wir müssen alle schauen wie wir personell ausgestattet sind. Dabei geht es aber nicht einfach darum, den Prozentsatz der Leute festzulegen, die man entlässt. Nein, es rächt sich derzeit, dass unsere Branche lange Zeit nicht auf eine gute Ausbildung geschaut und auf Quereinsteiger gesetzt hat. Wie viele Proben für eine Show sind denn wirklich nötig, wenn man professionell vorbereitet ist. Wie viele Leute müssen denn eigentlich während einer Show im Studio sein. Kostengünstiger zu arbeiten ist nicht unbedingt schlecht und bedeutet nicht, dass es der Zuschauer spüren muss. Genauso wenig wie alles was teuer ist, gleichzeitig qualitativ hochwertig ist.

Das klingt fast nach Selbstkritik. Hat sich das deutsche Fernsehen übernommen?

Wir haben es uns in den letzten Jahren sehr bequem gemacht und haben das, was geht, einfach zum Standard erklärt. „Das geht nur so“, hieß es dann. Und wenn man nachfragt wieso, dann bekommt man zu hören, „weil es immer so war“. Aber brauchen wir wirklich Licht mit in den hintersten Winkel des Studios? Haben wir schon mal geschaut ob der Zuschauer überhaupt etwas davon sieht? Und wenn, stört es? Vielleicht wird der Zuschauer Änderungen bemerken, aber ich glaube, wir selber haben uns eine viel höhere Messlatte angelegt als der Zuschauer.