Foto: Grundy Light EntertainmentFrau Biernat, Grundy LE hat mit „Deutschland sucht den Superstar“ gerade eine Großproduktion auf Sendung. Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Staffel?

Jede Staffel bringt besondere Herausforderungen mit sich, weil man auch jedes Mal aufs Neue bangt, ob es denn da draußen überhaupt noch unentdeckte Talente gibt. Trauen sich noch welche zum Casting, die nicht schon fünfmal da waren? Da muss man dann tief durchatmen und an sein Format glauben - und an ihm arbeiten. Wir haben „DSDS“ von Staffel zu Staffel überarbeitet, weil wir ja an den Quoten sehen, wo es einknickt. Und das ist weltweit gleich: Immer bei den Recall-Shows. Weil wir hier vom „Comedy-Teil“ der Castings zum Wettbewerb kommen müssen.

Das Problem haben die Amerikaner nicht: Dort ist „American Idol“ immer noch eine vergleichsweise ernste Castingshow von Anfang bis Ende...

Die Amerikaner gehen eh anders an Castingshows heran. Da zählt viel stärker der Wettbewerbsgedanke. Und in den USA werden Stars auch anders gefeiert: Dort bedeutet der Sieg bei American Idol je nach Herkunft des Kandidaten eine dramatische Veränderung der Lebensumstände und der Status als Star wird bei ihm nicht per se in Frage gestellt. In Deutschland ist das anders. Das beginnt schon damit, dass wir die Zielgruppe von Castingshows als eine ausschließlich für junge Menschen sehen. Das schiebt diese Sendungen bei uns eher in die Teenie-Ecke, was z.B. in den USA nicht der Fall ist.
 

 
Ist der Erfolg der Amerikaner mit dem beinahe unveränderten Konzept nicht beneidenswert?

Die Amerikaner haben Mordsquoten und wenn sie konstant Spitzen-Reichweiten erreiche, dann besteht nicht unbedingt die Notwendigkeit am Erfolgsrezept etwas zu ändern. Dennoch täte ihnen langsam gut, an den Schrauben zu drehen. Aber Simon Fuller, der Erfinder des Showformats, ist in den USA direkt in die Sendung involviert. Das kann eben Vor- und Nachteil sein. Wir müssen uns hier natürlich auch alle Änderungen am Format absegnen lassen, aber haben eher freie Hand, weil sich gezeigt hat, dass die meisten unserer Vorschläge bislang sehr gut funktioniert haben.

Bei so manchem Kandidaten der aktuellen Staffel hat man den Eindruck, dass Show und Inszenierung offenbar wichtiger sind als die stimmlichen Qualitäten...

Es wird halt bei uns immer ein bisschen unter den Tisch gekehrt, dass man als erfolgreicher Künstler natürlich auch Show bieten muss, weil so ein Gehabe dann dem deutschen Verständnis von Fleiß und Talent widerspricht. Nehmen wir mal die letzte Staffel: Thomas Godoj ist kein Entertainer. Das ist ein toller Interpret, aber niemand der sagt „Yippiee, auf sie mit Gebrüll“. Da ist er ein völlig anderes Kaliber als Mark Medlock z.B. Und so jemand hat es dann ohne die Plattform „DSDS“ schwer. Deswegen suchen wir diesmal jemanden, der gut entertaint.

Sie haben neulich gesagt, dass „DSDS“ vermutlich die letzte große Show sein wird, die sich ein Sender leistet. Die Krise trifft also zuerst die große Unterhaltung?


„DSDS“ profitiert davon, dass es sich seit Jahren zu einer der bekanntesten Fernsehmarken entwickelt hat. Und dann hat man auch noch die Chance eine Show mit diesem Budget sehr wertig herzustellen. Ich glaube, dass die etablierten Marken bleiben dürfen, was sie sind: Hochwertige Leuchttürme. Es wird sehr viel schwerer im mittleren Segment, also bei nicht kostspieligen aber ordentlichen Primetime-Sendung. Wenn es nicht für den ganz großen Event reicht, wird sehr schnell ans andere Ende des Budgets-Spektrums und die günstigste Programmform, die Dokusoap, gedacht. Produzenten, die dieses Genre nicht anbieten, entwickeln deshalb gerade preiswertere Produktionsweisen von Studio-Shows.

Also gilt bereits die Devise „Bitte immer billiger“?

Ich glaube nicht, dass wir so weit sind, dass es nur noch um billig geht. So schwarz sehe ich nicht. Jeder Sender will weiter alle Programmfarben haben und auch mit einzelnen, hochwertigen Vorzeige-Produktionen hervortreten. Nur die Zeit der Gießkanne quer durch die Genres und das Programm ist vorbei. Man wird merken, dass die Sender Prioritäten setzen.