Volker HerresAm Vorabend gibt es nicht nur das Problem, dass den Zuschauern die Programme nicht gefallen, sondern von einem Großteil des Publikums von Beginn gar nicht erst eingeschaltet werden. Wie werden Sie „Made in Germany“ auffindbar machen?

Dass den Zuschauern unsere Programme nicht gefallen, stimmt nicht. Begeisterte Zuschauerpost und die Äußerungen in den Internetforen sprechen eine andere Sprache. Wir versuchen, ein Maximum an Aufmerksamkeit für das Produkt zu erzielen. Das geschieht einerseits durch Werbung und Online-Begleitung, aber auch dadurch, dass man Verlässlichkeit in der Bespielung hat. Wir müssen dem Format eine Chance geben, damit die Zuschauer die Sendung liebgewinnen können.

Am Vorabend haben Sie – nicht zuletzt auch wegen der Werbung – ein junges Publikum im Visier. Für diese Zielgruppe gibt es auch den so genannten Experimentier-Sendeplatz am späten Sonntagabend, der unter anderem mit Sarah Kuttner bespielt wird. Warum an so wenig prominenter Position?

In einem nationalen Vollprogramm machen Sie die Experimente nicht in der Primetime. Das Erste Deutsche Fernsehen ist doch kein Experimental-Kanal. Das kann man in den Digitalkanälen oder in den Dritten machen. Der Begriff Experimentier-Platz ist auch nicht ganz treffend. Die Idee dahinter ist doch, bewährte Formate aus den Dritten oder neue überzeugende Ideen im Ersten auszuprobieren. Experimentieren kann auch anderes bedeuten.

Am Ende des Jahres verschwindet "Polylux", das der RBB aus finanziellen Gründen einstellt. Was wird auf diesem Sendeplatz künftig zu sehen sein?

Wir diskutieren derzeit noch Einzelheiten. Darüber will ich aber noch nicht sprechen.

Der NDR hat mit dem Satire-Magazin "Extra 3" eine junggebliebene Sendung im Programm, die schon seit 30 Jahren erfolgreich läuft. Wäre das etwas fürs Erste?

"Extra 3" ist ein tolles Magazin – deswegen habe ich die Sendung auch nie eingestellt, obwohl ich 13 Jahre lang die Gelegenheit dazu hatte und manche dachten, ich würde es tun. Die Sendung tut dem Image des NDR sehr gut, gerade auch bei Jüngeren und auch durch die hohe Verbreitung einzelner Beiträge im Internet.

Wäre das eine Sendung für Das Erste?


Nein, das würde ich dem NDR nie antun, ihm diese Sendung wegzunehmen.
 

 
Schaut man sich den Samstagabend im Ersten an, so sieht man erfolgreiche Programme, denen jedoch der Ruf anhaftet, wenig innovativ zu sein und eher ein älteres Publikum zu bedienen. Gibt es hier Überlegungen für Shows, die eine jüngere Klientel ansprechen?

Es gibt viele ältere Menschen und mein Respekt vor ihnen steigt bei mir jährlich mit zunehmendem Alter. Wir müssen am Samstagabend Programm für ein breites Publikum machen. Gerade die Jungen machen am Samstagabend doch meist etwas anderes als fernzusehen.

...wenn sie nicht gerade "Schlag den Raab" sehen.


Klar. Aber in der Mischung, die wir haben, liegen wir richtig. Natürlich versuchen wir auch, andere Farben zu entwickeln. Die Rechte am  "Echo" haben wir nicht ohne Grund gekauft. Damit machen wir ein weiteres Angebot, das eher etwas für jüngere Zuschauer ist.

Wendet man denn Energie auf, am Samstagabend eine echte Innovation zu positionieren, so wie es ProSieben mit „Schlag den Raab“ gelungen ist?

Wir haben viele Innovationen – auch am Samstagabend. Pilawa macht tolle Shows, die auch beim jungen Publikum erfolgreich sind! Es ist nicht so, dass wir nicht entwicklungsfähig sind. Wir haben eine große Line-Extension mit neuen Ablegern hinter uns.

Das Personal vor der Kamera ist in der Unterhaltung recht überschaubar. Werden Sie hier künftig auch auf neue Gesichter setzen – zum Beispiel Frank Plasberg, der seit kurzem auch Unterhaltungssendungen moderiert?

Unser Haupt-Protagonist in der Unterhaltung ist Jörg Pilawa und der ist so klasse, dass er auch der Haupt-Protagonist bleibt. Aber wir haben auch andere. Auch Frank Plasberg kann Unterhaltung. Nicht die Show-Treppe – das will er  nicht. Aber er ist sehr gut zum Beispiel bei Quiz-Sendungen. Ich bin sicher, dass das Jahres-Quiz am 27. Dezember im Ersten mit ihm toll wird.

Wird Oliver Pocher künftig im Programm eine größere Rolle spielen?


Mir gefällt Oliver Pocher ausgesprochen gut.
 
Punkt?

Ja.

Herr Herres, vielen Dank für das Gespräch.