Ist das Genre Gameshow für Sie jetzt erst einmal beerdigt?

Nein, das nicht. Aber derzeit gibt es kein originelles Format, das uns überzeugt.

Bei RTL II möchte Herr Kühn wieder den ein oder anderen Leuchtturm im Programm haben. Wie sieht es bei Ihnen mit TV-Events aus? Auch Vox will mit „Mein Restaurant“ ja deutlich aus dem Grundrauschen der Dokusoaps hervorstechen...

Ich bin eher ein Fan von verlässlichen, aber sich weiterentwickelnden wöchentlichen oder gar täglichen Formaten. Daraus entstehen unsere Leuchttürme, wie z.B. der Freitagabend mit unseren Mystery-Serien oder auch die Access Prime mit dem „Fast Food-Duell“ und „Achtung Kontrolle“, die am Dienstag mit 8,9 und 9,8 Prozent neue Spitzenwerte eingefahren haben.

Vom Infotainment zum Bereich Dokumentation. Welche Rolle spielt das Genre bei Kabel Eins in der kommenden Saison?

Natürlich haben wir auch weiterhin hochwertige Dokumentationen, teils eingekauft, teils in Auftrag produziert. Das Genre ist für uns eine wichtige Ergänzung zu den Infotainment-Formaten. Und mit „K1 Discovery“ und „K1 Doku“ haben wir auch hier schon starke wöchentliche Programmmarken.

Über die Serien sprachen wir schon, wie sieht es bei den Spielfilmen aus - lange Zeit das zentrale Merkmal des Senders...


Spielfilme bleiben auch in der kommenden Saison mit sieben Prime Time-Plätzen in der Woche ein Fundament unseres Senders und ein Quotengarant. Die Versorgung in der kommenden Saison ist so gut wie nie. Wir zeigen z.B. „Staatsfeind Nr.1“, „Tiger & Dragon“, „Der Patriot“, „Mit Schirm, Charme und Melone“, um ein paar rauszugreifen.  Und dazu natürlich noch unsere große „James Bond“-Reihe mit 13 Filmen bis zum nächsten Sommer.

Sie präsentieren Kabel Eins in der kommenden Saison als das Programm für die „Thirtysomethings“. Ist das jetzt Ihre Selbstdarstellung? Kabel Eins, das Programm für die, die für ProSieben zu alt geworden sind?


Man kann doch bei ProSieben gar nicht alt werden (lacht). Kabel Eins ist längst moderner als es früher einmal war, dabei hat uns auch besonders unser Redesign samt neuem Claim geholfen. Sicher haben wir unsere Zielgruppe eher bei den 30- bis 49-Jährigen sehen. Aber da fangen wir viele ProSieben-Zuschauer auf, die mit den Programmen groß geworden sind und bei uns vielleicht die ein oder andere Sitcom oder manchen Spielfilm entdecken, den sie früher bei ProSieben gesehen haben. Das ist die perfekte Übergabe innerhalb der Senderfamilie.
 
 
Foto: kabel eins
 
 
Wie sieht es mit Ihrem Ziel für die nächste Saison? Welche Flughöhe will Kabel Eins erreichen?

Wir wünschen uns möglichst viele Monate mit einer Sechs vor dem Komma. Mittelfristig soll es weiter aufwärts gehen.

Jetzt sind die Marktanteile ja nun kein Selbstzweck: Wie lässt sich die momentane Stärke von Kabel Eins denn bei den Werbekunden kapitalisieren? Wie war die Reaktion bei der Agentur-Tour?


Sie war sehr gut. Wir haben den Sender seit langem sehr kontinuierlich entwickelt. Evolution statt Revolution eben. In der Geschichte des Senders wurde immer auf dem Bestehenden aufgebaut und das Programm weiterentwickelt. Das haben zum Glück alle meine Vorgänger so gehandhabt – und das ist Verlässlichkeit. Da lassen sich dann die Werbepreise auch entsprechend der Entwicklung anheben.

Hat Herr Benthues eigentlich schon bei Ihnen angeklopft und gefragt, ob Red Seven etwas für Sie tun kann?

Ja, aber natürlich hat er das schon gemacht (lacht).

Aber er war noch nicht erfolgreich?


Wir sind natürlich im Gespräch. Und natürlich mag es von außen so scheinen, als hätte Jobst Benthues einen Heimvorteil, aber der Ball muss immer ins Tor. Heißt: Die beste Programmidee gewinnt.

Neben Jobst Benthues hat mit Andreas Bartl auch ein weiterer Kollege von Ihnen jetzt neue Aufgaben. Wie wichtig ist Ihnen mit dem neuen Ansprechpartner Bartl noch der Nachfolger von Guillaume de Posch?

Ich bin froh, dass wir mit Andreas Bartl einen sehr guten und vertrauten Ansprechpartner für unsere deutschen Sender haben. Und natürlich wünsche ich mir an der Spitze der ProSiebenSat.1 Group einen starken Nachfolger für Guillaume de Posch.

Haben Sie denn vielleicht auch noch berufliche Veränderungen im Auge? Das ist ja bei ProSiebenSat.1 derzeit durchaus im Trend. Wie wär‘s denn bei Ihnen z.B. mal wieder mit einem Wechsel vor die Kamera: Moderationserfahrung haben Sie ja...

(lacht) Ich weiß nicht. Die Haare werden kürzer und grauer. Wenn, dann eher wieder hinter dem Mikrofon, das hat mir persönlich mehr Spaß gemacht als vor der Kamera. Aber ich habe von Matthias Alberti leider noch keine Anfrage zur Kommentierung der Champions League bekommen...

Herr Bolten, herzlichen Dank für das Gespräch