Von der deutschen zur US-Serie: Die Upfronts und LA Screenings liegen hinter uns. Wie bewerten Sie die diesjährige Auswahl an Seriennachschub aus den USA?

Leider war ich selbst diesmal nicht da, angesichts der geringen Anzahl an neuen Piloten habe ich mich dagegen entschieden. Ein Team von uns war aber dort. Das nächste „CSI“ war demnach nicht dabei, aber es gibt wohl zwei oder drei Serien, die wieder in den klassischen Kriminalbereich gehen und die besten Zutaten der aktuellen Erfolgsserien neu mischen. Gespannt bin ich auf „Knight Rider“. Da gab es nach dem Backdoor-Pilot bei den LA Screenings noch nichts Neues zu sehen. Aber mir gefällt die Farbe der Serie, weil es derzeit nichts Vergleichbares gibt und weil sie einen hohen Wiedererkennungswert hat. Gut ist auch, dass sie mehr die männliche Zielgruppe anspricht, viele der klassischen Krimiformate sind eher frauen-affin.

Selbst „CSI“? Da ging es doch anders als bei früheren Krimiserien weniger um Logik und Taktik als um coole Typen und ihre Hightech-Methoden. Kam das nicht bei Männern an?

Doch, wobei mehr „CSI:Miami“ als das Original. „CSI“ war immer frauenaffiner als „CSI: Miami“. Ganz am Anfang hatten wir bei VOX einen Frauenanteil von 65 Prozent. Das ist übrigens üblich bei Krimiserien. Einen 60-prozentigen Frauenanteil haben sie fast jedes Mal. Sagen wir‘s mal so: Männer üben die Verbrechen aus, wir schauen lieber zu (lacht).

Gibt es darüber hinaus Trends, die sich aus RTL-Sicht abzeichnen?

Das Mystery-Genre ist wieder sehr stark, viel Dunkles und auch einige Serien mit fortlaufenden Storys, die in Deutschland immer schwierig sind. Gerade wenn es zu düster und mysteriös wird, sehe ich das nicht als Programm für die RTL Primetime. Bei der einen oder anderen Romantic Comedy haben wir natürlich die Hoffnung, vielleicht einen Nachfolger für die „Gilmore Girls“ bei VOX zu finden. Aber es reicht ja leider nicht, wenn sie uns gefällt. Erst müssen sie beim amerikanischen Publikum ankommen.

Wo wir gerade bei den US-Serien sind. Welche Folgen hat der Autorenstreik jetzt im Nachhinein aus Ihrer Sicht gehabt?


Die Drehbuchautoren haben sich mit dem Streik wohl ins eigene Fleisch geschnitten. Sie haben den US-Sendern die Gelegenheit gegeben zu sehen, dass man mit non-fiktionalen Formaten und einem Bruchteil der Kosten einer Serie auch sehr gute Reichweiten erzielen kann. Und manche Serie ist nach der Streikpause mit schwachen Quoten zurückgekehrt, andere wurden ganz gestrichen. Ich glaube nicht, dass der amerikanische Fernsehmarkt wieder so schnell zu der hohen Dichte an Serien zurückkehren wird, wie wir sie aus den vergangenen Jahren kannten. Wir stellen eher fest, dass sich die Amerikaner langsam bei uns nach non-fiktionalen Programmen umschauen.
 
Foto: RTL
 

Wechseln wir zum Sport und der derzeit obligatorischen Frage: Ist RTL an der Fußball-Bundesliga interessiert? Derzeit findet die im Programm des TV-Marktführers fast gar nicht statt...

Wir lieben den großen Fußball, aber es muss irgendwie darstellbar sein. Der Preis für die Rechte muss sich innerhalb einer Vernunftgrenze bewegen, das war allerdings bisher bei der Bundesliga nicht der Fall. Wenn Sie mich fragen würden, ob ich die Bundesliga haben möchte, würde ich das unumwunden mit Ja beantworten. Aber würde ich sie um jeden Preis haben wollen? Nein.

Dann waren also die, die bislang zugeschlagen haben wie z.B. die ARD, unvernünftig?

Sie können durch garantierte jährliche Einnahmen von über 7 Milliarden Euro zumindest Summen zahlen, von denen wir eher träumen. Und von Refinanzierbarkeit will ich gar nicht sprechen, weil die Fußball-Bundesliga im privaten Free-TV nicht refinanzierbar ist. Wir reden davon, ob der Verlust noch vertretbar ist. Wir glauben, dass die Bundesliga bei uns noch einmal spürbar zusätzliche, jüngere Zuschauer gewinnen würde. Und wir glauben natürlich an die Strahlkraft der Bundesliga auf unser Programm. Aber wir müssen den Verlust, den wir damit machen würden, noch vor uns selbst rechtfertigen können.

Aber RTL ist wieder mit im Rennen um die Bundesliga-Rechte?

Wir schauen uns im Moment die Pakete genau an. Die Pakete sind diesmal ja so gestrickt, dass sie deutlich mehr Möglichkeiten bieten. Aber es gilt nach wie vor: Nicht um jeden Preis.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Mediengruppe RTL Deutschland in der vergangenen Saison? Der groß angekündigte Aufstieg von VOX in die erste TV-Liga hat nicht geklappt. Wie erklären Sie das im Sommer den Werbekunden bei der IP Tour?

Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Gruppe insgesamt, der Vorsprung zu unseren privaten Wettbewerbern ist deutlich. Mit VOX wollen wir dabei langfristig wachsen. In manchen Timeslots, z.B. am Vorabend, ist VOX schon heute gleich auf mit anderen Sendern der 1. Liga. Dieser Aufstieg ist erst einmal geschafft. Aber ich gebe Ihnen Recht, dass es am Vorabend stagniert und „Das perfekte Dinner“ Marktanteile verloren hat, auch wenn wir in den absoluten Reichweiten gleich auf sind mit Sat.1.

Wobei das nicht nur für die Stärke von Vox sprechen muss...

Ich werde Ihnen jetzt nichts zu Sat.1 sagen. Die jetzt endende TV-Saison war für VOX insgesamt mindestens genauso erfolgreich wie die vorherige. Aber stärker war ganz klar der Herbst, während man in den vergangenen Monaten leicht verloren hat. Es wäre aber auch vermessen zu glauben, dass das Wachstum von VOX eine nie endende Einbahnstraße wäre. Der Sender wächst insgesamt seit acht Jahren. Da darf es auch mal schwächere Monate dazwischen geben. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Sender stabilisieren und in der kommenden Saison wieder wachsen werden.

Sie sind also - über RTL hinaus - insgesamt doch recht zufrieden mit der Entwicklung der Gruppe?


Nun, aus Gruppensicht ist es ja auch erfreulich, dass RTL II gewachsen ist. Es ist eben manchmal des Einen Freud, des Anderen Leid. Und manchmal trifft das auch innerhalb einer Gruppe zu.

Wie leicht geht Ihnen und den Kollegen eigentlich inzwischen die Formulierung „Mediengruppe RTL Deutschland“ über die Lippen?


Wir üben noch, aber es klappt immer besser.

Und dann eine allerletzte Frage. Stimmt es, dass Sie keinen speziellen Lieblingssender haben, den Sie immer einschalten, und den dramatischen Spielfilm lieben?


Wer hat denn das geschrieben?

Das sind die Astro-Quoten von SevenOne Media...

(lacht) Also da irren die Kollegen. Ich habe Lieblingssender und es muss nicht immer ein dramatischer Spielfilm sein.

Frau Schäferkordt, herzlichen Dank für das Gespräch.