Welche Beschreibung ist Ihnen lieber: TV-Star oder Fernseharbeiter?

Mir wäre eine einfache Bezeichnung wie Fernsehjournalist oder Fernsehmoderator lieber. Star wäre etwas hochgegriffen und würde die ehrliche Arbeit, die wir machen, nicht ganz widerspiegeln.

Sie haben sie alle erlebt: Thoma, Zeiler, Conrad und Schäferkordt. Können Sie die Kollegen, die länger beim Sender sind als Sie eigentlich schon an einer Hand abzählen?


(lacht) Also ich werde am 7. Juni erst knackige 44 Jahre alt. Das ist noch kein Alter für einen Rückblick auf das eigene Lebenswerk, oder? Ich habe in den 17 Jahren RTL sehr viel erlebt. Die Jahre sind sehr fix vergangen, worüber ich mich selber wundere. Wer jetzt länger da ist als ich - darüber mache ich mir keine Gedanken. Peter Kloeppel auf jeden Fall und es gibt sicher noch ein paar andere.

Es ist sehr ungewöhnlich in der heutigen Fernsehlandschaft so lange bei einem Sender zu sein...

Das stimmt. Das ist sehr untypisch. Und man muss sich dann fragen: Ist man einfach nur sitzen geblieben oder hat sich immer etwas Spannendes getan? Und es hat sich viel getan. Ich habe eine Konstante und das ist der Morgen. RTL setzt da auf eine sympathische Berechenbarkeit. Morgens der Kons, mittags die Burkard, abends der Kloeppel und nachts Ilka Essmüller. Aber zusätzlich habe ich immer neue Spielplätze gehabt. Neben so Events wie dem "Domino Day" geht es mir insbesondere um die Stiftung "RTL - Wir helfen Kindern" und den Spendenmarathon, die ich beide leiten darf. Mir ist klar, dass wir am Morgen nicht jeden Tag Pulitzer-Preis verdächtiges Fernsehen machen. Aber wenn ich am Ende des Jahres feststelle, dass wir ehrliche Arbeit geleistet haben und durch den Spendenmarathon tausenden Kindern in Deutschland und aller Welt nachhaltig geholfen werden kann, dann bin ich sehr zufrieden und dankbar.

Wie ist RTL denn überhaupt auf Sie als Moderator für "Einer gegen 100" gekommen?


Das war keine Gnadengabe für einen verdienten Mitarbeiter (lacht). Ich bin wie alle anderen auch ins Casting gegangen. Wobei mich gefreut hat, dass RTL auch mal links und rechts schaut, wen man im eigenen Hause hat.
 
 
Foto: RTL
 
 
Was war für Sie die größte Umstellung bei "Einer gegen 100"?

Für mich ist die Aufzeichnung eine neue Erfahrung. Eigentlich kann ich nur live. Also rot oder tot. Das ist natürlich schön, dass man nochmal neu ansetzen kann, wenn man sich verhaspelt hat. Wobei die Zuschauer gerade das ja lieben. Zu viel Perfektion ist unmenschlich.

Verhaspelt man sich denn mehr, wenn man die Möglichkeit hat, es nochmal neu zu machen?

Ich glaube es hielt sich bei mir in Grenzen. Ich verhaspel mich ja morgens auch mal. Aber die Zahl meiner Totalaussetzer ist überschaubar. Mit Teleprompter im Nachrichtenstudio ist man auf der sicheren Seite, vorausgesetzt man kann lesen. Wenn man durch die freie Prärie reitet, kann schon mal ein Schlagloch kommen. Aber gerade das ist doch die Herausforderung und das, was Spaß macht.

Bleiben wir mal am frühen Morgen: Wieso setzt RTL auf einzelne Sendungen und nicht - wie Sat.1 oder ARD/ZDF - auf ein durchgehendes Frühstücksfernsehen?


Wir orientieren uns daran, wann die Deutschen aufstehen. Und eine aktuelle "Spiegel"-Umfrage hat jetzt nochmal gezeigt: Die Deutschen stehen im Durchschnitt um 06.20 Uhr auf. Also erreichen wir zwischen 6 und 7.05 Uhr mit "Punkt 6" bzw. "Punkt 7" die meisten berufstätigen, informationsinteressierten Zuschauer, die wir dann gut informiert und unterhalten in den Tag bringen wollen. Um 07.05 Uhr gibt es dann mit dem "RTL Shop" einen Sendeplatz der anderen wirtschaftlichen Bedingungen geschuldet ist. Dass man den Freunden der Soaps um 08.00 Uhr noch einmal eine Wiederholung bietet, finde ich gut. "Punkt 9" ist dann anders als die Formate am frühen Morgen. Es ist weiblicher.

Jetzt wird "Punkt 9" bald hinten raus erweitert und der "RTL Shop" steht, wie Sie ja schon sagten, allgemein in der Diskussion. Würde es Sie reizen, wenn es möglich wäre, den Morgen durchgängig zu bestreiten?

Wir fühlen uns hier im Morgenteam durchaus dazu im Stande, es auch über die gesamte Strecke mit der Konkurrenz aufzunehmen. Aber das ist eine Entscheidung, die die Chefredaktion bzw. Geschäftsführung treffen muss. Die Verdopplung von "Punkt 9" ist jetzt erstmal ein Experiment und das schauen wir uns in Ruhe an.

Abgesehen von Katja Burkard bei "Punkt 12" bestreiten Sie ja künftig täglich so viel RTL-Programm wie kein anderer Kollege...

(lacht) Aber ich moderiere ja zu gut versteckten Zeiten, das merkt ja niemand. Morgens haben wir unsere schöne Nische und auch der Nachmittag ist nicht die Primetime. Da erreichen viele Kollegen mit einer Sendung mehr Zuschauer als ich mit drei.

Ab heute stehen Sie aber um 17 Uhr durchaus in der Schusslinie. Das ist nicht gerade eine gemütliche Nische im Programm...

Ich bin nicht in der Schusslinie, ich bin an der Front. Und wer getroffen wird, das wollen wir doch mal sehen (lacht).